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Cairo / Nemesis – CD-Review

Cairo / Nemesis

Cairo knüpfen auf ihrem zweiten Album "Nemesis" dort an, wo sie auf ihrem Debüt "Say" aufgehört hatten: Mit melodischem, eingängigen Progressive Rock. Allerdings legen die Briten diesmal eine Schippe drauf und präsentieren einige Tracks in einem kraftvoll gespielten Metal-Gewand. Das trifft bereits auf den Opener "Asleep At The Wheel" mit einer Spiellänge von 7:46 Minuten zu und setzt sich mit dem folgenden "Trip Wire" und einer Länge von 6:13 Minuten fort . "Trip Wikre" ist ein Ohrwurm und mit starker Gitarre (James Hards) und Chorus garniert.

Insgesamt vier Kompositionen sind länger als sechs Minuten. Schon ein äußeres Zeichen, dass sich die Protagonisten auf Prog Rock verstehen. Ganz so ausufernd wie mit dem zehnminütigen "Nothing To Prove" auf "Say" wird es aber diesmal nicht. Mit Sarah Bayley überzeugt eine Sängerin in dem Quintett. Sie ist neu an Bord bei Cairo und gewiss ein Glücksgriff. Sängerinnen im Prog Rock sind eher selten. Bekanntlich haben sich Frauen mehr dem Genre Symphonic Metal verschrieben. Co-Sänger ist Rob Cottingham (Keyboards, Programmierung). Cottingham ist übrigens der einzige Akteur, der vor den Arbeiten zum Debütalbum "Say" erste Erfahrungen mit Progressive Rock gesammelt hatte. Cairo halten an dieser Stilrichtung fest und verfeinern dies auf dem nun vorliegenden Nachfolgealbum "Nemesis". Das ruhige, ebenfalls von Sängerin Sarah Bayley vorgetragene "Glow" ist ein wenig Kontrastprogramm, fällt aber nicht aus dem Rahmen, weil sich hier nach dem langsamen Beginn ein opulenter Klangteppich ausbreitet. Dazu reichen in Summe 3:25 Minuten, um einen ordentlichen Spannungsbogen aufzubauen. Kompliment.

Auf "Rogue"  können wir ein paar Anleihen Alternative hören. Auf dem anschließenden "The Love" geht es gleich wieder zurück mit Prog-Rock. Der Fokus liegt eindeutig auf Harmonie und Melodie. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Die Kompositionen sind dadurch eingängig und eine Empfehlung fürs Genre. Das Instrumentarium der Band lässt Spielereien mit Orchesteranleihen zu, wobei Gitarrist James Hards niemals seine rasanten Läufe auf dem Griffbrett aus den Augen verliert. Nicht zu vergessen die elektronischen Elemente. "New Beauty" ist ein Klangfestival. Stark erneut die Gitarre, die durchaus an anderer Stelle verspielt klingen kann.

Den überwiegenden Teil der Lieder interpretiert Sarah Bayley. Einige Male geben sich Bayley und Cottingham die Klinke in die Hand, so wie beim wunderbaren Duett auf "Déjà vu". Dieses Lied ist ein Glanzlicht und ein Ausdruck des guten Songwritings. Hier demonstrieren Cairo auf 3:20 Minuten Dauer, dass nicht allein die Länge einer Komposition für die Qualität beim Prog Rock stehen muss. Auf "Jumping On The Moon" wird erneut kräftig gerockt, untermalt von elektronischen Spielereien. Wohlklingend sind auch hier die komplexen Strukturen. Geradezu geheimnisvoll klingt "Save The Earth ". Dabei lässt der Titel eindeutig erkennen, um welches gewichtige Thema es sich hierbei handelt.

Auf "Nemesis" musste die Fangemeinde lange warten. Das Album folgte nach sechseinhalb Jahren auf das Debüt. Was lange währt wird gut, könnte man meinen. Tatsächlich ist die neue Scheibe sehr ausgereift, knapp eine Stunde (57:49 Minuten) gönnen die fünf Musiker ihrer Hörerschaft. Die Produktion trägt die Handschrift von John Mitchell, der diese Aufgabe bereits auf dem Debütalbum von Cairo erledigt hatte. Der Brite ist im internationalen Progressive Rock-Zirkus eine bekannte Größe. Er ist Musiker, Songwriter und Produzent und hat gemeinsam mit seinen Landsleuten ein gefälliges Album veröffentlicht.

Zusammenfassend darf man sagen: Cairo setzen mit ihrem Prog Rock Akzente, lassen Platz für Gefühle, können es aber auch mal richtig krachen lassen. Ihre Musik ist überzeugend und gut zugänglich. Der Einsatz einer Sängerin ist gewiss ein Pluspunkt obendrauf.


Line-up Cairo:

Sarah Bayley (vocals)
Rob Cottingham (vocals, key, drum machines, sequencers)
James Hards (electric & acoustic guitars)
Paul Stocker (bass, bass pedals)
Graham Bronw (drums, percussion)

Tracklist "Nemesis":

  1. Asleep At The Wheel
  2. Trip Wire
  3. Glow
  4. Rogue
  5. The Love
  6. New Beauty
  7. Déjà vu
  8. Jumping On The Moon
  9. Save The Earth
  10. Nemesis

Gesamtspielzeit: 57:49, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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