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Corky Laing’s Mountain / Live In Belgium 2019 – CD-Review

Corky Laing's Mountain - "Live In Belgium 2019" - CD-Review

Mountain ist auch so eine Band, die zwar jeder gestandene Rock-Fan kennt, deren Karriere mit einer Berg- und Talfahrt zu vergleichen aber fast schon untertrieben wäre. Gegründet im Jahr 1969, war das damalige Quartett um den Gitarristen und Sänger Leslie West sowie den Bassisten (im Produzenten-As Felix Pappalardi sehr früh schon (manche Quellen sprechen von ihrem dritten, manche von ihrem vierten Konzert) beim legendären Woodstock Festival dabei. Nur einen Monat später musste der Schlagzeuger N.D. Smart gehen und wurde durch Corky Laing ersetzt. In der Besetzung West/Pappalardi/Laing zusammen mit dem Tastenmann Steve Knight entstand das erste sehr starke Studioalbum Climbing (1970), das im Jahr darauf von "Nantucket Sleighride" gefolgt wurde. Beide Scheiben erreichten in den USA Gold-Status. Nach dem nicht mehr so erfolgreichen "Flowers Of Evil" (November 1971) löste sich die Combo bereits im Februar 1972 zum ersten Mal auf. Was, laut Leslie West, einer Kombination von handfesten Drogen-Problemen, allgemeiner Tour-Müdigkeit und Gehörschäden bei mindestens einem Band-Mitglied geschuldet war.

Auch die weitere Geschichte der Band ist sehr interessant, würde an dieser Stelle jedoch zu weit führen. Nur soviel: Seither kam es immer wieder zu Reunions und auch weiteren Veröffentlichungen, die Zeitspannen waren jedoch jeweils immer relativ kurz. Nachdem Leslie West, Felix Pappalardi und auch Steve Knight alle nicht mehr unter uns weilen, ist Laing also der letzte Überlebende des Debütalbums. Im Jahr 2015 stellte er seine eigene, neue Version der Band zusammen. Nachdem es bereits zwei Live-Alben (Live In Melle von 2017 sowie "Live At Howard’s Club H" aus dem Jahr 2019) gibt, ist nun ein dritter Konzert-Mitschnitt namens "Live In Belgium 2019" erschienen. Und der ist, so viel sei schon mal verraten, extrem stark ausgefallen. Einerseits könnte man sagen, dass eigentlich keine Band mit einer Tracklist die Stücke wie unter anderem die bärenstarken "Theme From An Imaginary Western", "Long Red", "Nantucket Sleighride" oder "Mississippi Queen" enthält, Sorgenfalten zu befürchten bräuchte. Andererseits kommt es auch immer auf die Umsetzung bzw. die Performance an, die diesen Nummern Leben einhauchen.

Und dieses 'Leben', unbändige Spielfreude sowie Begeisterung sind hörbar vorhanden. Dass Corky Laing nicht nur ein Spitzen-Drummer und sehr guter Sänger ist, dürfte allseits bekannt sein. Aber auch Mark Mikel (der bei den meisten Tracks die Lead Vocals übernommen hat) und vor allem der Gitarrist Richie Scarlet liefern hier einen bärenstarken Job ab. Fast das komplette Album "Climbing" wird hier performt, dazu einige Beiträge aus anderen Alben (wie Leslie Wests erstem Soloalbum "Mountain") und obendrein eine Version von Bob Dylans "Like A Rollin' Stone". Überraschenderweise als Corky Laing-Solonummer, lediglich mit seinem Drumming und dem Text als Sprechgesang. Da er seinen eigenen Namen in die Geschichte des Textes einbaut, wird klar, dass er sich darüber bewusst ist, auch selbst dem Hochmut verfallen gewesen zu sein, bevor der tiefe, tiefe Fall kam. Ein cleverer Schachzug, der dem Kanadier umgehend auch Sympathie-Punkte einbringt. Der Sprechgesang wird im Verlauf immer intensiver und der Hörer kommt letzten Endes gar nicht daran vorbei zu glauben, dass der Mann hier ein Stück Wahrheit aus seinem (zumindest früheren) Leben erzählt.

Das großartige an "Live In Belgium 2019" von Corky Laing’s Mountain ist, dass die Platte zu keinem Zeitpunkt nachlässt und ein Highlight nach dem anderen ("For Yasgur’s Farm", "Sitting On A Rainbow", "Dreams Of Milk And Honey"/Blood Of The Sund" oder "Silver Paper" sind noch herauszuheben) präsentiert. Okay, Ten Years Afters "Going Home" hätte ich auf dieser Scheibe zwar nicht unbedingt gebraucht, aber natürlich ist der Titel live vor Publikum immer ein Gewinner und passt sich in das restliche Programm prima ein. Definitiv ein sehr gelungenes Live-Album und offensichtlich "Live In Melle" klar vorzuziehen. Zumindest wenn ich mir das Review meines Kollegen Joe duchlese!


Line-up Corky Laing’s Mountain:

Corky Laing (drums, lead vocals)
Mark Mikel (bass, keyboards, vocals)
Richie Scarlet (guitar)

Tracklist "Live In Belgium 2019":

  1. Dreams Of Milk And Honey/Blood Of The Sun
  2. Travellin' In The Dark
  3. Long Red
  4. Beautiful Flies
  5. Theme From An Imaginary Western
  6. Why Dontcha
  7. Mississippi Queen
  8. Never In My Life
  9. Nantucket Sleighride
  10. Like A Rollin' Stone
  11. For Yasgur’s Farm
  12. Sitting On A Rainbow
  13. Going Home
  14. Silver Paper

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Mario

    Hallo, ich muß meine Gedanken zum Einwurf von Manni mal loswerden. Ebenso wie vermutlich er habe ich die CD noch nicht gehört und habe auch gewisse Vorbehalte gegenüber Cover-Bands und solchen Gruppen, bei denen nur noch ein oder zwei Mitglieder aus erfolgreichen Zeiten dabei sind. Aber meine Frau und ich haben diese Gruppe im Rahmen dieser Tour 2019 in Kiel gesehen und gehört und sie waren hervorragend. Ebenso wie bei der CD war es eben nicht Mountain, sondern Corky Laing’s Mountain. Die Drei boten erstklassige Unterhaltung und sind mir in weitaus besserer Erinnerung als Leslie West’s Mountain in Hamburg 1992, damals auch mit Richie Scarlet, allerdings am Baß. Wer seinerzeit noch mitspielte, weiß ich nicht, da die Musiker im Gegensatz zu denen 2019 nicht nach dem Auftritt für Autogramme zur Verfügung standen. Zweifellos war Leslie West ein bemerkenswerter Gitarrist und hatte die Gruppe geprägt, aber Richie ist an diesem Instrument keineswegs schlechter. Und besonders erwähnenswert sind die Erzählungen, die Corky zwischen den Stücken vortrug, sei es zu Aufnahmen, Songs, Auftritten oder sonstigen Dingen aus seinem Leben. Insgesamt war es ein gelungener Abend und ein positives Beispiel dafür, dass eine Gruppe auch dann hörenswert ist, wenn nur noch ein Originalmitglied dabei ist. Das muß jedoch nicht immer so sein, wie ich auch selbst schon erlebt habe, ohne nun Namen nennen zu wollen. Und so traurig es ist, viele Musiker aus den 60er und 70er Jahren stehen nun einmal nicht mehr zur Verfügung.

  2. Manni

    Na, hier will ich mal kurz stören 🙂

    Das ist für mich eine Coverband. Die mag gut, sehr gut sein, das sind viele Coverbands. Aber den Namen einer Band zu tragen, deren Gründungsmitglied man nicht war und ohne jedes andere Bandmitglied aus der großen „Zeit“ der Band, ist wirklicher Etikettenschwindel und der Grund ist, mit dem Namen, den man seit 2015 zu unrecht trägt, Einnahmen zu generieren. Kennt man ja schon von anderen legendären Bands (Humble Pie, Thin Lizzy, Molly Hatchet et al.)

    Schon Leslie West, Jack Bruce und eben auch Corky Laing wussten es vor Jahrzehnten besser und haben – obwohl es wesentlich berechtigter gewesen wäre – auf den Zusatz des legendären „Mountain“-Monikers verzichtet und haben lieber unter eigenem Namen Musik gemacht und veröffentlicht.

    Jede Coverband, die sich als solche zu erkennen gibt – und auch das sind viele (für Pink Floyd und Genesis z.B.) hat meinen Respekt und deren Leistungen sind oft zumindest gleichwertig im Vergleich zu den Originalinterpreten. Aber dieses Namen-Abzocken finde ich einfach … na ja, ihr könnt es euch denken.

    Notabene: Leslie Wests erstes Soloalbum "Mountain" war der Nukleus von der dann nach dem Plattentitel benannten Band.

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