«

»

Cygnus Atratus / The Empyrean Heaven – CD-Review

Cygnus Atratus / The Empyrean Heaven

Vor etwas mehr als einem Jahr kam mal eine EP aus Belgien auf meinen Tisch geflattert, die von den damals noch ’nur' Cygnus genannten Prog-Metallern als Appetithappen für ein sich auf dem Wege der Vollendung befindendes ordentliches Album gedacht war. Seinerzeit musste ich feststellen, dass die Intention der Band geglückt war – das Scheibchen war gelungen und machte Bock auf mehr.

Nun gab es unlängst die Release-Show zum Debüt der Belgier,"The Empyrean Heaven", und das ganze Werk dreht sich in meinem Player. Dabei fallen erstmal drei Dinge auf: Der Titel der CD, der ursprünglich "The First Hour" heißen sollte und nun auf "The Empyrean Heaven" lauscht. Der Name der Band, der um das Atratus erweitert wurde und der fehlende Sänger. Wurden die Vocals auf der EP noch von Frank Vermeiren geliefert, so hat sich mittlerweile eine Frauenstimme an das Mikro geschlichen. Im 16-seitigen Booklet wird Marieke Bresseleers (u. a. Circle Unbroken) als Gastsängerin geführt; wie die Band das zukünftig hält, ist dort nicht angegeben. Mir waren zwischenzeitlich sogar mal Meldungen dahingehend aufgefallen, dass man sich um den FireForce-Shouter Filip Lemmens bemüht hatte, woraus aber offensichtlich nichts geworden ist, denn der schwingt mittlerweile bei Beyond The Labyrinth das Mikro.

Neun Songs hat man auf den Rundling gepackt, der mit etwas mehr als 50 Minuten eine gute Spielzeit hat. Neben "Cyborg" hat es von der EP nur noch "War" als Bonustrack auf das endgültige Produkt geschafft, der Rest ist neu.

Einstieg mit "Ritual" – direkt ein feiner Prog-Hammer mit leichten Power Metal-Ansätzen, der den Reigen in flotter Geschwindigkeit eröffnet und kaum besser hätte gewählt sein können. Man merkt am Arrangement sofort, dass hier keine Anfänger am Werke sind, sondern dass Komposition und Instrumentierung auf viel Erfahrung fußen. Sängerin Marieke gibt einen klasse Einstand – die vier Minuten sind wie im Fluge um.

"Solitude" folgt darauf in eher verhaltenen Tönen, mit sanfter Stimme der Sängerin unterlegte Sounds aus den Gast-Keyboards von J. P. Kerkhofs. Zwischendurch gibt es von Erik Callaerts auf seiner Sechssaitigen eingeleitete Tempo-Wechsel hin zum oberen Drehzahlbereich. Abwechslungsreich und wohl komponiert macht auch dieser zweite Track etwas her.

Noch moderater wird es im dritten Song, "Quanying", dessen Instrumentierung von Tasten und seichter Gitarrenarbeit dominiert wird. Über allem schwebt wiederum die Frontfrau mit wirklich angenehmer Stimme – mal keine nordische Träller-Else im Sopran!
Zum Aufwachen geht es bei "Oblivion", das knackig und schnell aus der Anlage hämmert, sechseinhalb Minuten feinstes Abrocken. Super unterlegt von überzeugender Basslinie aus dem Tieftöner Benny Vercammens. Dem subjektiven Geschmack des Rezensenten geschuldet, ist das hier ein klarer Anspieltipp.

"Cyborg" kennen wir bereits von der EP und es ist nach wie vor ein verproggter Mix unterschiedlicher Geschwindigkeiten und ein Wechsel zwischen härteren sowie zurückgenommenen Passagen. Cybermäßig wirken in der Tat auch die überzeugenden Tasteneinlagen.

Auch die weiteren Stücke auf "The Empyrean Heaven" hauen genau in dieselbe Kerbe wie schon ihre Vorgänger. So bringt uns "Sunrise" ein kurzes, zweieinhalbminütiges instrumentales Intermezzo (ein Nachfolger zum "Before Sunrise" auf der EP?), das gut geeignet ist, sich für die drei abschließenden Tracks zu rüsten. Da haben wir einerseits den längsten Song der Scheibe, "After All", der uns die wahrscheinlich besten Leistungen bei der Vertonung und den Arrangements auf diesem Album präsentiert. Heavy Metal und Prog Rock werden zu genialen Passagen zusammengebaut und münden somit im zweiten Anspieltipp!

"Lady Of Stone" schließt als letzter 'ordentlicher' Track das Album ab und sorgt mit einer überzeugenden Eingängigkeit für den perfekten Ausstieg. Ganz zum Schluss haben wir noch den Bonus-Track "War", der ein weiteres Mal das breite Können der Musiker demonstriert und einen tiefen Griff in die Prog-Kiste darstellt.

Schon zum Abschluss der EP-Vorstellung hatte ich erwähnt, dass man sich guten Gewissens auf den Longplayer freuen durfte und ich freue mich nunmehr zugeben zu können, damit vollkommen richtig gelegen zu haben: Diese Scheibe ist ein Biest! Kaufen und anhören und auf Replay drücken, durch die Songstrukturen steigen und meisterlich vorgetragene Mucke genießen – so lautet das schlichte Fazit für "The Empyrean Heaven".


Line-up Cygnus:

Marieke Bresseleers (vocals)
Erik Callaerts (guitar)
Benny Vercammen (bass)
Kjell de Raes (drums)
J P Kerkhofs (guest keys)

Tracklist "The Empyrean Heaven":

  1. Ritual
  2. Solitude
  3. Quanying
  4. Oblivion
  5. Cyborg
  6. Sunrise
  7. After All
  8. Lady Of Stone
  9. War (bonus track)

Gesamtpielzeit:  51:35, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>