Hinter der Band Dowdelin stecken der Komponist und Multi-Instrumentalist David Kiledjian und die Sängerin Gwendoline 'Olivya' Victorin. Zunächst englischsprachig unterwegs, wurde der Gesang bald in Kreol vorgetragen, in der Sprache der Heimat der Sängerin, Martinique. Durch Hinzunahme des Perkussionisten und Sängers Raphaël Philibert, der sich mit der auf Perkussion basierenden traditionellen Musik Guadeloupes, 'Gwo Ka', beschäftigte, erschien mit diesen neuen Vorzeichen 2018 das Debütalbum der Band Dowdelin. Mit reichlich Lob wurde die Band seinerzeit überschüttet, so schrieb man »von einer afro-kreolischen Groove-Maschine mit unwiderstehlichen Ohrwurm-Melodien«, von »einer Neudefinition kreolischer Kultur« und schwärmte »karibisches Flair schmust mit kreolischer Lyrik« und weiteren Lobhuldigungen.
Mittlerweile sind einige Jahre ins Land gegangen, und mit "Tchenbé!" legt die Band ihr aktuelles Album vor. Und auch hier wieder gibt es einen nicht alltäglichen Mix aus so recht unterschiedlichen Elementen, auch karibisches Flair natürlich, das Ganze in funkige Grooves verpackt, ein wenig Jazz-Fusion und Einsatz von elektronischer Bearbeitung, die sich allerdings nicht in den Vordergrund drängt, sondern zu einer gemeinsamen stimmigen Ausstrahlung verschmilzt.
Die Musik strahlt grundsätzlich das gewisse Etwas Funkyness aus, aber nicht immer ist das wirklich geschmeidig. So gibt es z. B. im Eröffnungssong Ansätze von Rap mit relativ monotonen Ausdruck, besser ist auf jeden Fall der Sologesang, in kreolisch, aber nicht nur, "Do You" zum Beispiel erklingt in englischer Sprache. Die Bläsersätze sind gezielt eingesetzt, sind jedoch nicht unbedingt maßgeblich beteiligt an der Gestaltung. Vielmehr sind es meistens prägnante Bassläufe, die sich geschmeidig einfügen zur Gestaltung des perkussiven Gesamtsounds.
Letztlich klingt die Musik sehr modern, karibische Ausprägungen in einem ursprünglichem Ausdruck ordnen sich dieser Moderne unter und bilden allenfalls eine Ausschmückung, Alles in Allem besticht allerdings ein natürlich klingender Sound, trotz Einsatz der Elektronik. Songs wie "Sonmèy" halte ich für stärker in der Aussage, weil sie sich sehr auf die Musik der Karibik besinnen und am meisten sonniges Feeling verbreiten. "I Ka Woulé" dagegen wurde als Single ausgekoppelt und dürfte in einschlägigen Discos punkten können, hierzu las ich die Begriffe Afrobeat und Jazz-House, als Verknüpfung, ja, zum Tanzen kann der Song in der Tat auffordern, der vertrackte Rhythmus fordert dann allerdings schon ein gewisses Gespür dafür, sich entsprechend zu bewegen. Die erste Single-Auskopplung ist im Übrigen "Something’s Goin' On", aus meiner Sicht der schwächere der beiden Songs.
So kann ich feststellen, dass die Musik von Dowdelin eine echte Fusion verschiedener Elemente aus Tradition und Moderne geschickt miteinander verknüpft. Puristen des einen oder anderen Lagers mag das vielleicht nicht unbedingt zusagen, den Einen mag es zu viel sein, den Anderen eher zu wenig, reiner Folk ist es halt nicht, reiner Jazz sowieso nicht, auch kein Soul, keine reine Folklore, aber durch die übergreifenden Elemente sollte sich Jede/r bemühen, für sich ein Scheibchen davon abzuschneiden, zumal es unter den acht Nummern sicher die eine oder andere Richtung gibt, mit jeweils ein wenig stärkerer Ausprägung. Ein Manko ist allerdings, dass mit 27 Minuten Spielzeit das Ganze ein wenig zu kurz geraten ist.
Line-up Dowdelin:
Gwendoline 'Olivya' Victorin (vocals)
David Kiledjian (vocals, keys, bass, guitar, saxophone, flute, percussion)
Greg Boudras (drums, percussion)
Raphaël Philibert (Ka drums, percussion, vocals – #7)
Tracklist "Tchenbé!":
- Something’s Going On
- Tchenbé!
- Sonmèy
- From Mawé
- La Dernière Fois
- I Ka Woulé
- Ca Va Saturer
- Do You
Gesamtspielzeit: 27:00, Erscheinungsjahr: 2025



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