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Ambrose Akinmusire / Owl Song – CD-Review

Ambrose Akinmusire / Owl Song

Der aus Oakland, Kalifornien, stammende Trompeter Ambrose Akinmusire, dort geboren am 1. Mai 1982, betrat das große Feld des Jazz, indem der im Bereich des avantgardistischen Jazz' tätige Saxofonist Steve Coleman auf ihm aufmerksam wurde und ihn in sein Ensemble Five Elements integrierte.

Der studierte Musiker gewann einige Preise, erhielt Auszeichnungen und spielte mit zahlreichen anderen Musikern wie Vijay Iyer, Aaron Parks, Esperanza Spalding, Jason Moran und auch im Monterey Jazz Festival’s Next Generation Jazz Orchestra. Sein Debüt-Album erschien 2008 mit "Prelude… To Cora".

Zwischenzeitlich hat sich Akinmusire den Ruf erspielt, einer der kreativsten Musiker seines Genres zu sein, letztlich haben ihn alle Berührungen mit anderen Musikern entsprechend prägen können. Für sein aktuelles Album "Owl Song" hat er sich zum Trio-Format entschieden. Hierzu zählt der Gitarrist Bill Frisell, der einer der seit geraumer Zeit rührigsten Gitarristen ist, einer, der sich nicht auf einen Stil festzurren läßt/ließ. So findet man von ihm Produktionen nicht nur aus dem Bereich des Jazz, sondern auch aus der angrenzenden Fusion-Ecke, aus Folk, Rock und auch im großen Topf Americana hat er schon gerührt. Komplettiert wird das Trio durch den vom Lincoln Jazz Orchestra (Wynton Marsalis) bekannten Schlagzeuger Herlin Riley.

Acht Songs, allesamt komponiert von Akinmusire, befinden sich auf der Platte. Nicht nur durch die Reduzierung auf das Trio, sondern grundsätzlich wirkt die Musik eher minimal als großspurig. Von Beginn an scheint sie dahinzutreiben, schafft Konzentration auf den Augenblick, den die Drei vorzüglich nutzen.

Ja, es 'fehlt' ein Bass, doch hier ist es eindeutig Frisell, der es stets übernimmt, Räume zu füllen, sowohl als Untermaler und Basis des Solisten Akinmusire als auch als Mitgestalter rhythmischer Strukturen. Und zwischendurch wirft er einige Solopassagen ein. Dieser Frisell ist ein wahrer Alleskönner, ein wahrer Individualist mit seinem Instrument. Kennen und schätzen gelernt hatte ich ihn einst auf seinem zweiten Album für ECM Records, "Rambler".

Riley zeichnet sich hier dadurch aus, dass er sich den beiden Mitstreitern völlig anpasst und sich integriert in die jeweilige Stimmung durch großartiges Feingefühl. Und so spielt er zwischen filigraner Zurückhaltung und mitgestaltenden Passagen und wirkt so gar nicht wie ein typischer Jazzdrummer. Hier ist er der mitbestimmende Perkussionist, sicher in allen Lagen.

Im Laufe der Spielzeit kristallisiert sich immer mehr heraus, welche Ruhe hier doch in der Gestaltung herrscht, wie Zurückhaltung dennoch einen nach außen dringenden starken Eindruck hervorbringt. Eigentlich ist das kein typisches Jazz-Album, derjenige, der sich am meisten in diesem Rahmen bewegt, ist Akinmusire selbst. Die beiden anderen Musiker bringen weitere Gestaltungsquellen ein, was zusammen mitunter gar ein wenig in Richtung Minimalismus zu schweben scheint.

So wirkt es oft recht geheimnisvoll, Passagen von Schönheit und Reduziertheit, tänzelnder Leichtigkeit, mitunter gar ein wenig hypnotisch strahlend, ein Gefühl von Weite ausstrahlend, kurzum, ungewöhnlich, teils meditativ und geheimnisvoll. Zwei Songs hat der Trompeter seinen Mitspielern gewidmet, "Mr. Frisell" und "Mr. Riley", das erste ein Duo mit Gitarre und das zweite mit Schlagzeug. Eine interessante Idee, und spannend umgesetzt. Würde man mich nun nach vergleichenden Einspielungen fragen, müsste ich überlegen, allerdings fiele mir als erstes Musik von Miles Davis ein, wo auf einigen Platten ähnliche Stimmungen zu erleben sind, zu allerst vielleicht bei "In A Silent Way / It’s About That Time" vom Album "In A Silent Way".

Fazit: ein gelungenes Album mit einem außergewöhnlichen Sound, sehr außergewöhnlich und stark individuell gestaltet.


Line-up Ambrose Akinmusire:

Ambrose Akinmusire (trumpet)
Bill Frisell (guitar)
Herlin Riley (drums)

Tracklist "Owl Song":

  1. Owl Song 1 (5:52)
  2. Weighted Corners (4:24)
  3. Flux Fuelings (5:03)
  4. Owl Song 2 (6:28)
  5. Grace (6:26)
  6. Mr. Frisell (3:15)
  7. Mr. Riley (3:27)
  8. Henya (7:07)

(All tracks are written by Ambrose Akinmusire)

Gesamtspielzeit: 42:02, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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