Oh weh, was erwartet mich denn hier, wenn die Band sich bereits mit ihrem Albumtitel vorab dafür entschuldigt, was den interessierten Hörer erwarten mag? Oder ist das nur ein cleverer Trick, um vorab schon mal ein bisschen Aufmerksamkeit zu erhaschen? Wie dem auch sei, die mittlerweile als Quartett agierende Combo Dream Boogie aus dem schwedischen Göteborg nahm "Sorry To Disappoint All Music Lovers" noch als Trio auf. Gitarre, Bass, Schlagzeug und drei Stimmen sollten es richten, die 13 vorliegenden Tracks mit einer Spielzeit von gerade mal etwas mehr als 26 Minuten an den geneigten Fan zu bringen. Aufgenommen wurde bereits im März 2018, weshalb davon auszugehen ist, dass die Band es zunächst mal auf den heimischen Markt abgesehen hatte, bevor der Rest von Europa erobert werden sollte.
Zirka zwei Minuten Spielzeit pro Song legen natürlich auch gleich Vermutungen über die Stilistik nahe. Entweder Punk Rock, oder… genau, Dream Boogie spielen astreinen Garage Pop/Rock, wie er typischer nicht sein könnte. Der Sound hört sich an wie im Proberaum (oder eben in der Garage) aufgenommen, die Gitarre schrammelt sich durch die Tracks und – bei diesem Genre ebenfalls unverzichtbar – die Gesangsmelodien strotzen nur so vor geilen sowie auch eingängigen Hooklines. Bei einem Titel wie "Shu Bop" kann natürlich nichts anderes als der Doo-Whop zelebriert werden, was im so ganz eigenen Band-Klang auch sehr schön gelingt.
Die Anspielung im Albumtitel mag sich vielleicht auch auf den Gesang beziehen, da die Stimmen der drei Skandinavier zwar durchgehend sehr beherzt und mit viel Enthusiasmus in die Mikros geschleudert wurden, allerdings auch des öfteren nicht ganz so tongenau sind. Sicherlich werden sich daran die Geister scheiden, einen Garage Rock- bzw. Garage Punk-Fan jedoch lediglich müde die Mundwinkel zucken lassen. Aber die Zielgruppe der Band ist natürlich schon definiert, denn wem der gerade beschriebene Umstand mit den Vocals nichts ausmacht, den wird auch der etwas holprige Sound nicht stören. Jener ist natürlich keine Katastrophe, jedoch in jeder Hinsicht 'Garage', weshalb man hier keinesfalls von einer Hochglanz-Produktion ausgehen darf.
Nach wie vor lässt sich über Geschmack (nicht) streiten, dem Verfasser dieser Zeilen sind jedoch Enthusiasmus und hervorragende Gesangsmelodien zu fetziger, wenn auch etwas rumpeliger Musik oft lieber, als 122 Mal durchdachte Arrangements mit hochkomplizierten Kompositionen, die oftmals auch im Niemandsland enden. Und richtig gute Ideen und Hooklines haben Dream Boogie auf "Sorry To Disappoint All Music Lovers" massenhaft am Start.
Dieses (Mini-) Album klingt wie typischer Garage Rock aus den sechziger Jahren, aber es ist auch eine typische skandinavische oder – um präziser zu sein – schwedische Produktion. Festmachen kann man das an den hochmelodiösen Tracks, die in gewollter trashiger (vorsicht, nicht thrashiger) Manier gezockt wurden. Sicherlich nicht für jedermann/-frau, aber wer Freude am herrlich unbekümmerten Garage-Genre hat, der sollte für einen ersten Eindruck einfach mal "Television Will Not Be Revolutionized", "A Boy Can Dream", den Opener "Pirlo" oder auch "The Right Way, The Wrong Way And The Way We Do It" anchecken. Schade, dass die sechsundzwanzigeinhalb Minuten immer so schnell vorbei sind.
Line-up Dream Boogie:
Isak Asgeirsson (bass, vocals)
Lars Löfgren (guitars, vocals)
Patrik Larsson (drums, vocals)
Tracklist "Sorry To Disappoint All Music Lovers":
- Pirlo
- And The Heart Of Seoul
- A Boy Can Dream
- Surf Green (feat. Katthem)
- Television Will Not Be Revolutionized
- A Letter To The King
- Will There Ever Be A Rainbow
- Good Boys Don’t Stop The Music
- Shanghai Nights
- The Right Way, The Wrong Way And The Way We Do It
- Shu Bop
- Where I Turn
- Bullets
Gesamtspielzeit: 26:34, Erscheinungsjahr: 2019
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