«

»

Epica / The Alchemy Project – Digital-Review

epica-the-alchemy-project

Epica rollen zum 20. Bandgeburtstag den roten Teppich aus und beschenken sich selbst mit einer außergewöhnlichen EP. Die Produktion enthält sieben Lieder, auf denen unterschiedliche stilistische Einflüsse aus dem Metal zu hören sind. Die Mischung macht es bekanntlich und diese hat es tatsächlich in sich. Die Hauptakteure um Sängerin Simone Simons und ihren langjährigen musikalischen Partner Mark Jansen (Gitarren, Gutturaler Gesang ) haben bisher acht hochinnovative und cineastische Alben veröffentlicht.

Die nunmehr vorliegende EP des Sextetts unter dem Titel "The Alchemy Project" zeigt einerseits, dass den Niederländern die Ideen nicht ausgehen. Gleichzeitig liefern sie für das Symphonic Metal-Genre einen erstaunlichen Meilenstein. 13 Gastmusiker sind daran länderübergreifend beteiligt und hinterlassen ihre jeweiligen Fingerabdrücke.

Zum Auftakt hören wir "The Great Tribulation" feat. Fleshgod Apocalypse. Das ist mehr als nur ein Opener. Die Technical Death Metal-Band aus Rom verbindet klassische Elemente mit Metal und treibt das Stück in einer atemlosen Geschwindigkeit voran. Das erste Achtungszeichen ist gesetzt. Daran schließt sich "Wake The World" mit Sänger Tommy Karevik (Kamelot) und Phil Lanzon (Uriah Heep) an den Keyboards an. Es ist eine melodische Meisterleistung und ein Erlebnis für Ohren und Sinne. Sängerin Simone Simons hält hier stimmlich die Fäden in der Hand und liefert ebenfalls ein Glanzstück ab. Unter diesem Eindruck erzeugen die Chorstimmen einen Gänsehauteffekt, der von dem üppigen Keyboard-Teppich, den Hard Rock-Legende Phil Lanzon ausbreitet, unterstützt wird.

Schließlich sorgen die Gitarren dafür, dass es hier an nichts fehlt. Man möchte das Lied in der Dauerschleife halten. Mein Favorit auf dieser Scheibe ist geboren. "The Final Lullaby" startet mit Black Metal  und der zarten Stimme der Epica-Sängerin. Was für unterschiedliche Klangwelten, die hier aufeinander  prallen. Die schwedische Band Shining ist erste Wahl, um die Grenzen des Symphonic-Metal auszuloten. Wie sich aber herausstellt, gibt es tatsächlich gar keine Grenzen. Das Lied endet mit einem Saxophonspiel, wie ich es im Metal bisher von der schwedischen Formation Ghost überzeugend gehört habe.

Bei "Sirens – Of Blood And Water" bleiben wir im Genre des Symphonic Metal. Charlotte Wessels ist Sängerin und Songwriterin und war von 2005 bis 2021 Lead-Sängerin der niederländischen Symphonic Metal-Band Delain. Sie erinnert mich gesanglich sehr an Sharon den Adel, die Frontfrau von Within Temptation. Wieder beginnt die Nummer ruhig und baut allmählich mehr Druck in der Stimme und bei den Gitarren auf. Im Hintergrund gibt es klassische Klänge, sodass "Sirens – Of Blood And Water" dem Genre alle Ehre macht. Mit von der Partie ist ferner Myrkur: Dahinter verbirgt sich ein Projekt der dänischen Musikerin Amalie Bruun, die Einflüsse des Black Metals mit skandinavischer Folklore mischt. Allein am Beispiel der Sängerin und Multiinstrumentalistin wird deutlich, welche stilistische Vielfalt hier präsentiert wird.

Erneut sind es Chorstimmen, die "Death Is Not The End" einleiten, ehe es zu mehr oder weniger düsterer und schneller Musik übergeht. Gastakteure sind Frank Schiphorst, Gitarrist der niederländischen Symphonic Death Metal-Band MaYaN, und Björn 'Speed' Strid, Sänger der schwedischen Melodic Death Metal-Band Soilwork.

Symphonic Metal legt hier vorübergehend erst einmal eine kurze Pause ein. Die zusammenhängend acht Minuten auf zwei Stücken gehören dem Death Metal. Henri Sattler, Gründer, Sänger und Gitarrist der niederländischen Death Metal-Band God Dethroned, sowie Sven de Caluwé, Sänger der international erfolgreichen Death Metal-/Grindcore-Band Aborted aus Belgien, halten auf "Human Devastation" ein starkes Kontrastprogramm bereit. Es ist mit 2:57 Minuten Spieldauer der kürzeste Programmbeitrag im facettenreichen Reigen der EP. Zum Abschluss gibt es das siebenminütige atmosphärische Prog-Epos "The Miner" mit Roel van Helden (Powerwolf), Asim Searah (Damnation Plan) und Niilo Sevänen (Insomnium). Dramaturgisch geschickt beenden Epica damit ihre musikalische Reise, auf der sie ein Ausrufezeichen unter ihrer bisherigen Karriere setzen. Ein Ausrufezeichen für das gesamte Genre.

Zum vorliegenden Werk fand Mark Jansen die folgenden Worte: »Durch die Zusammenarbeit mit so vielen talentierten und großartigen Musikern aus all den Bands, die wir schon so lange kennen und die wir oft unterwegs sehen, wurden wir sehr inspiriert und haben mit ihnen zusammen Musik geschrieben, die wir sonst nie geschrieben hätten«.

Symphonic Metal in einer neuen Dimension.

Das Artwork stammt von Grafik-Zauberer Heilemania, der eine lebendige und witzige Arbeit abgeliefert hat.


Line-up Epica:

Simone Simons (lead vocals)
Mark Jansen (rhythm guitars, grunts)
Isaac Delahaye (guitars)
Coen Janssen (synths, piano)
Rob Van Der Loo (bass)
Ariën Van Weesenbeek (drums)

With

Tommy Karevik (vocals – #2)
Phil Lanzon (keyboards -#2)
Charlotte Wessels (vocals – #4)
Myrkur (vocals, guitars – #4)
Frank Schiphorst (guitars – #5)
Björn "Speed" Strid (vocals – #5)
Henri Sattler (vocals, guitars – #6)
Sven de Caluwé (vocals – #6)
Asim Searah (guitars – #7)
Niilo Sevänen (vocals, bass – #7)
Roel van Helden (drums – #7)
Mitglieder der Band Fleshgod Apocalypse [nähere Angaben liegen nicht vor] (#1)
Mitglieder der Band Shining [nähere Angaben liegen nicht vor] (#3)

Tracklist "The Alchemy Project":

  1. The Great Tribulation
  2. Wake The World
  3. The Final Lullaby
  4. Sirens – Of Blood and Water
  5. Death Is Not The End
  6. Human Devastation
  7. The Miner

Gesamtspielzeit: 35:51, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>