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Flosse / Anomia – CD-Review

Über das Flosse-Quartett erfahren wir bei Dynamite Platten:
»[…] Flosse ist ein Modern-Jazz-Quartett, ohne Harmonie-Instrument, bestehend aus Trompete, Saxophon, Bass und Schlagzeug und hat sich vor 4 Jahren beim Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria v. Weber in Dresden gegründet. […]«

Auf der Website steht:
»[…] Flosse springt vom Beckenrand. Flosse provoziert. Flosse nimmt nichts ernst und dabei alles. Flosse möchte (kollektive) Improvisation in ein songdienliches Format packen. […]«

Über das Album lesen wir:
»[…] Mit "Anomia" bringt das Leipziger und Dresdener Quartett Flosse ihr Debütalbum bei Dynamite Platten zur Welt. In acht Stücken trifft der Indie Rock der Gegenwart auf Improvisation und offene Formteile, die irgendwo in der Free Jazz Tradition verankert sind. Im Vordergrund steht dabei die Songhaftigkeit der Stücke, die die improvisierten Soli zeitlich selten ausufern lässt und die Wahrung der musikalischen Bögen, trotz aller stilistischen Diversität. […]«

Flosses "Anomia" ist die Kunst des Verführens, verfügt über Ecken und Kanten.
Flosses "Anomia" ist filigran, melancholisch, nachdenklich, melodiös, zauberhaft, hingebungsvoll, elektrisierend.
Flosses "Anomia" ist Modern Jazz im besonderen Gewand.

Das Quartett wagt ein Experiment, in dem es versucht, Jazz-Strukturen bis hin zum Free Jazz mit der Eingängigkeit des Pop zu verschmelzen.
Um diesen Versuch erfolgreich durchzuführen braucht es eine verdammt hohe Entzündungstemperatur. Die liefert Flosse sozusagen frei Haus, besonders wenn sich die Combo in sehr gewagten Phasen in den Free Jazz eintaucht.

Dem gegenüber serviert die Gruppe Kontraste der eingängigen, ja zeitweise gar schmeichelnden Art.
Bei ihrer Seelen-Reise entführt uns das Quartett auch in die Stimmung einer verregnete Großstadt bei Nacht. Die nassen Straßen reflektieren das fahle Licht der Laternen und nur wenige Menschen sind unterwegs.

Großartig arrangiert sind die Blasinstrumente, die die Vielzahl an Stimmungen perfekt in Szene setzen.
Daumen hoch für Max Diller (Trompete, Flügelhorn) und Tenorsaxofonist Hannes Kempa.
Die Leute vor den Lautsprechern haben große Freude am Schlagzeug-Solo in "Zellen" und dem Kontrabass-Solo in "Quittengelee".
Hervorragend agiert die Rhythmus-Abteilung mit Bassist Johannes Fricke sowie Tim Gerwien am Schlagzeug.
Flosse bietet hochkarätigen Jazz.

Wie lieblich klingen die Töne eines Stabspiels und wie magnetisierend ist die Traumreise über eine Wildblumenwiese bei "Anfängerfehler".
"Wieso denn Blues" ist Flosses Vorstellung vom Zwölftakter. Ein Highlight der Stimmungen.
Eine Einladung an die Fußwippe ist das herrlich groovende "Ey, Keule" mit gedämpftem Trompeten-Alleingang.
Flosse zieht Album-Bilanz. Der Song "Unterm Strich" ist der faszinierende Schlusspunkt in Sachen Anmut, Nachdenklichkeit und Melancholie. Dezent setzt Tim Gerwien seine Jazzbesen ein und Johannes Fricke ist hier ein Synonym für Zurückhaltung. Highlight!

Unterm Strich ist "Anomia" ein spannungsgeladenes Album, in dem keine der fast einundvierzig Minuten fehlen darf.
Unterm Strich ist "Anomia" Musik auf höchstem Jazz-Niveau.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Flosse:

Max Diller (trumpet, flugelhorn)
Hannes Kempa (tenor saxophone)
Johannes Fricke (double bass, electric bass)
Tim Gerwien (drums)

Tracklist "Anomia":

  1. Hansens Holz
  2. Anomia
  3. Zellen
  4. Quittengelee
  5. Anfängerfehler
  6. Ey, Keule
  7. Wieso denn Blues
  8. Unterm Strich

Gesamtspielzeit: 40:39, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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