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Frank Woelfer / IIIII – CD-Review

Eins, zwei, drei, vier … logischerweise folgt darauf "IIIII".
Seit 2007 gab es bei der Vergabe des Deutschen Rock&Pop-Preises immer wieder Treppchenplätze für ihn als Musiker und für seine diversen Veröffentlichungen.
Bei der fünften Scheibe von Frank Woelfer handelt es sich um ein Instrumentalalbum, das der Künstler alleine eingespielt hat.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
In "1975" zupft Frank Konrad den Bass und Andej Berg ist der Mann an den Keyboards.
Bezüglich seines musikalischen Outputs nimmt Frank Woelfer bequem auf mehreren Stühlen Platz.
"IIIII" ist ein Album, »[…] bei dem das Erzeugen von ganz unterschiedlichen Stimmungen durch moderne wie retro-mäßige Grooves und Sounds im Focus stehen, die oft tanzbar, aber auch mit vielen virtuosen Gitarren-Parts gewürzt sind […]«.

Tanzbar? Na, dann Platz da.
Wo bleibt die Musik für die Tanzflächen dieser Welt. In der Corona-Krise sind da wohl eher die eigenen vier Wände gemeint. Fangen wir doch zuerst mit einer Pause an. Zumindest liest sich ein Teil von "Tee (Trance Europe Excess)" so. Trance im Überfluss? Stimmt, wenn man sich auf die ersten zirka fünfzehn Sekunden der Nummer bezieht. Was uns Frank Woefler allerdings in den weiteren rund acht Minuten serviert, ist tatsächlich etwas für die Tanzfläche. Der Bass macht in geslapptem Groove und dazu gibt es fein akzentuierte Sounds. Eine vom Wah Wah-Pedal gesteuerte E-Gitarre hat den heißen Funk und ein weiterer Sechssaiter sorgt mit seinen herrlichen Fantasien für einen tollen Gegenpol. Break! Sphärisch bewegen sich die Synthesizer-Klänge durch den Raum und da ist er wieder, dieser infizierende Bass. Es folgt noch ein Gitarren-Solo der etwas anderen Art. Diese immer wieder anders arrangierten Breaks sind ein Genuss. Man ist voll bei der Sache, auch wenn sich der Protagonist auf dem Sechssaiter etwas vehementer meldet. Highlight!

Jetzt eine Pause und etwas anders genießen.
Dahin gleiten, Entspannung, Augen zu und träumen. Verführerisch lädt uns Frank Woelfer ein, wenn es um "Ocean" geht. Geradezu großflächig und verschwenderisch werden wir Zeuge einer Art ozeanischer Traumreise, deren Segel vom kräftigen Gitarren-Solo gespannt werden. Wunderschön!
Was hat es denn mit "1975" auf sich? Zuerst einmal wirken hier die beiden weiter oben genannten Musiker Frank Konrad sowie Andrej Berg mit. Das Stück besticht durch fein strukturierte Retro-Sound-Arrangements, die eine Waberlampe betreiben könnten. Unterschiedliche Stimmungen sorgen für atmosphärische Schwingungen. Brillant, wie sich diese Phasen zu einer schönen Siebzigerjahre-Perlenkette zusammenfügen. Großartig!

"Voyager" gehört im weitesten Sinn zur Dance-Abteilung.
Über dem Groove wurden Gitarren-Parts eingespielt, die sowohl Zugriff auf den Jazz als auch Rock nehmen. So oder so sind es herrliche Fretboard-Läufe.
Wenn auch in "Slow" Entspannung angesagt ist, dann muss man davon ausgehen, dass Frank Woelfer mit seiner persönlichen Handschrift in allen Belangen ein wahrer Meister der Diversität ist. Kein Song ist eine Blaupause einer anderen Nummer.

Diese Rezension darf auf keinen Fall enden, ohne auf "Meta" Bezug zu nehmen.
Für fünf Minuten befinden wir uns in einem Konzertsaal für klassische Musik. Ein ganzes Orchester gibt sich die Ehre. Streicher ziehen uns in ihren Bann und wenn Klarinettenklänge an unsere Ohren dringen, kündigt sich etwas an, womit man wohl nie und nimmer gerechnet hätte. Durch das Piano wird es expressiv, ja geradezu frei formulierte Musik, die sich – im Wechsel mit wohligen Streichern – in eine Art dramatischen Wettstreit einlässt. Zwei Antagonisten, die sich phasenweise durchaus nähern, aber zum größten Teil getrennte Wege gehen. Großes Kino!

Großes Kino ist auch "IIIII".
Wenn eingangs von mehreren musikalischen Stühlen die Rede war, dann ist Frank Woelfer ein Künstler, der seine Musik zu einem Aushängeschild der brillanten Verknüpfung von Genres macht.
Stile verschmelzen miteinander und erzeugen so großartige Stimmungen.
Klangliche Dimensionen fokussieren sich wie unter einem Brennglas auf "IIIII".
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Frank Woelfer:

Frank Woelfer (guitar, guitar synthesizer, bass, keyboards, rhythm desing, sounds, loops)
Frank Konrad (bass – #7)
Andrej Berg (keyboards – #7)

Tracklist "IIIII":

  1. Life (4:40)
  2. Voyager (6:02)
  3. Slow (5:08)
  4. Ocean (3:44)
  5. You (4:28)
  6. Tee [Trance Europe Excess] (8:12)
  7. 1975 (6:20)
  8. Meta (5:02)
  9. Clear (3:38)

Gesamtspielzeit: 47:43, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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