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Harald Grosskopf & Ümit Han / Magnetfeld – CD-Review

Harald Grosskopf / Ümit Han - "Magnetfeld" - CD-Review

Niemals auf der Stelle treten, sich die hart erarbeiteten guten Errungenschaften bewahren und sich andererseits niemals neuen Einflüssen verschließen, dies sollten stets die spirituellen Herangehensweisen eines guten Musikers sein. Harald Grosskopf braucht man in diesem Zusammenhang wohl nicht mehr groß vorzustellen, ist er im Bereich des Krautrock und der elektronischen Musik bereits seit langen Jahren über die Grenzen hinaus bekannt. Neben seinen ab 1980 erschienenen Soloalben seien an dieser Stelle nun nochmal seine Zusammenarbeiten mit Leuten und Bands wie Klaus Schulze, Wallenstein, Cosmic Jokers oder Ash Ra Tempel genannt. Mit "Magnetfeld" hat der in Hildesheim Geborene nun eine Scheibe mit dem Kölner DJ, Komponisten und Klangkünstler Ümit Han vorgelegt, der auch für seine Arbeiten im Techno-Bereich bekannt ist. Alt trifft Neu und Neu trifft Alt, um es mal salopp auszudrücken. Oder einfach: eine generationsübergreifende Zusammenarbeit.

Erste Bedenken des Rezensenten, den man mit Techno, Hip Hop und ähnlichen Genres gewöhnlicherweise jagen kann, zerstreuten sich glücklicherweise bereits beim Anhören der ersten paar Tracks. Denn auf "Magnetfeld" lassen beide Musiker zwar ihre eigenen Spielarten einfließen, die zusammen auf den Punkt gebracht jedoch einen coolen Mix ergeben, der sich am ehesten in die Schublade Electronic einordnen lässt. Bei den sieben Nummern und knapp fünfzig Minuten Spielzeit handelt es sich durchgehend um Instrumental-Stücke die am besten wirken, wenn man sie nicht nebenbei anhört, sondern sich Zeit dafür nimmt und darauf einlässt. Denn dann kann man in diese kleinen Kurzgeschichten eintauchen, sich von ihnen treiben lassen und das eigene Kopfkino starten. Am Start sind auf diesem Werk logischerweise vor allem elektronische Instrumente wie Synthesizer und Konsorten, hier und da glaubt der Rezensent jedoch, auch mal ein echtes Schlagzeug (Grosskopf) wahr zu nehmen.

Die performten Melodien perlen fließend vor sich hin und die Gedanken des Hörers driften automatisch in Richtung Space, wie etwa bei der Nummer "Wasserstoff". 'Space' ist ohnehin ein gutes und treffendes Wort, wenn man diese Platte beschreiben möchte. Wie – im positiven Sinne gemeint – ein durch die Galaxie treibendes Raumschiff-Wrack, das angeschlagen und betäubt all die Geheimnisse und Sonderbarkeiten der unendlichen Weiten wahr nimmt. Sich immer wieder Überraschungen und ungeahnten Veränderungen ausgesetzt sieht, während es sich wie im Fieberwahn wach zu halten versucht, um dann doch von dem letzten Tag- in den nächsten Schlaftraum zu fallen. Die Tempi der einzelnen Songs variieren zwar nicht großartig, was auf der anderen Seite aber gar nicht stört, da hier eh alles miteinander verbunden ist und wie ein Großes Ganzes klingt und wirkt.

Die sieben Tracks sind angenehme viereinhalb bis achteinhalb Minuten lang und somit weder unter-, noch überstrapaziert ausgelegt. Die Haupteinflüsse stammen eindeutig stärker auf der Electronic, als aus dem Techno oder Hip Hop, was dann letztlich auch den Verfasser dieser Zeilen überzeugt hat. Also kann man letztendlich nur jedem, der mit Electronic noch nichts am Hut hatte, empfehlen: Weg mit den Scheuklappen, sich einfach mal ein bisschen Zeit nehmen und "Magnetfeld" genüsslich auf sich wirken lassen. Ist besser als Yoga. Meint zumindest der Rezensent. Wer mal wieder Lust auf einen ausgefallenen Electronic-Trip mit 'Destination Space' hat, kann hier bedenkenlos zuschlagen.


Line-up Harald Grosskopf & Ümit Han:

Harald Grosskopf (instruments)
Ümit Han (instruments)

Tracklist "Magnetfeld":

  1. Plasmakraut
  2. Greifswald
  3. Wendelstein 7-X
  4. Wasserstoff
  5. Krautwarp
  6. Zeitgeber
  7. Magnetfeld

Gesamtspielzeit: 49:32, Erscheinungsjahr: 2025

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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