Zwei deutsche Bands veröffentlichten auf dem italienischen Label Go Down Records eine Split-LP.
Hellamor aus Heidelberg und die Gießen-Marburger Combo Red Stone Chapel steuern beide vier Songs für "Major League Heavy-Rock" bei.
Hellamor steht für ein »[…] druckvolles Doom-Brett mit ordentlich 70er Black Sabbath Einschlag und ner dicken Kelle Psychedelic Guitars. […]«
Red Stone Chapel liefert einen »[…] explosiven Mix aus Sludge, Stoner, 70er Hardrock und gutem alten Southern Rock noch mal ne ordentliche Schippe nach. Die beiden Live Songs fetzen ebenso wie die beiden Studio Songs. […]«
"Major League Heavy-Rock" gibt es als Download oder »[…] als limitiertes Vinyl (300x Red & 300x Blue) […]«.
In der Pressemitteilung des Labels heißt es: »[…] The split is something to give back to the people who can’t join gigs at the moment, a sort of teaser for the things to come. Meantime in this "online reality" a vinyl that you can hold on your hand is a loveletter to all the people out there. […]«
Die Hellamor-Songs machen den Anfang.
Mit "Fallen Saint" fällt die Formation gleich mit der Tür ins Haus. Da wird nicht ganz so lange gefackelt und schon ist doomiger Rock angesagt. Ralfs Gesang ist genauso qualifiziert, wie die Hellamor-Musik in den ersten fast sieben Minuten. Das Quartett jongliert förmlich mit der Abwechslung innerhalb einer Nummer und dann ist da noch Ninos Gitarren-Solo, das den Eindruck vermittelt, als sei der letzte Tag angebrochen. Die Ruhephase vor einem weiteren Doom-Sturm gegen Ende des Tracks ist tolle Psychedelic. Highlight!
Das "Hourglass" kommt luftiger daher. Keine Sorge, Hellamor haben immer noch den flotten Rock-Gang eingelegt. Der Gitarren-Sound macht einen – in der Art einer schwingenden Metallkugel an einer langen Kette – schier schwindelig. Hammer! Der Nino schraubt sich gen Himmel und über die Wolken hinaus. Ein dickes Lob an Bass-Mann Klaus sowie Adrian am Schlagzeug. Die erden das bemerkenswerte Treiben perfekt.
Adrian ist es dann auch, der die Eröffnung für "I Can Hear It" trommelt und dann einen differenzierten Groove serviert. Super! Ralf singt aggressiv und Nino grabbelt mit Erfolg in seiner Riff-Kiste. Dabei gibt es auch Fretboard-Klänge im Stakkato. Klasse! Hier nicht unbedingt mit dem Doom liebäugelnd, ist "I Can Hear It" eine Hard Rock-Nummer, die auch die Grenze zum Metal überschreitet.
Wenn bei "Never Taught Me" nichts schief geht, dann strecken sich beide Daumen, oder besser der Zeigefinger und kleine Finger zur Pommesgabel nach oben. Okay, nach dem letzten Hellamor-Track der LP ist es so, wie gerade angekündigt. Hellamor machen dramatisch-gelungenen Alarm. Hellamor ist bestens beim Hörer angekommen. Hellamor sollte man auf dem Schirm haben.
Nun zu Red Stone Chapel.
Der Alarm setzt sich beeindruckend fort. In "The Paper King" ist des Sänger Dimi Tzouvaras, der sich als klasse Growler outet. Üppig besetzt ist die Sechssaiter-Abteilung. Die Formation verfügt über gleich drei Gitarristen und entsprechend trumpft die Combo auch auf. Im ersten Track gönnt man dem Hörer die eine oder andere sehr gelungene Atempause. Darüber hinaus ist "The Paper King" auch noch klasse strukturiert. Red Stone Chapel legt mit dem ersten Lied eine tolle Visitenkarte auf den Stoner Rock-Tisch.
Hey, was ist denn jetzt los? Die Harp heult den Blues. Mit dem Einsatz einer Gitarre und dem Schlagzeug formiert sich Red Stone Chapel doch tatsächlich zu einer rustikalen Blues Rock-Gruppe. Dieses Thema wird durch fantastischen Heavy Blues Rock konterkariert. Frech, aber umwerfend, was sich dieses Sextett mit einem mächtigen Zwölftakter erlaubt. Man glaubt es kaum, aber Dimi Tzouvaras' Growls passen auch hier. Highlight!
Nach diesem Höhepunkt gibt es Live-Musik von Red Stone Chapel. "Genius Junction" macht auf andere Art Eindruck auf den Hörer. Die musikalische Mischung ist perfekt gewählt. Stoner Rock mit der Härte eines Blues und einem gewissen Blick zurück in die Siebzigerjahre macht diese Nummer abermals zu einem Hinhörer. Red Stone Chapel in der Rolle von Stil-Mix-Königen. Am Ende des Tracks wird an Jana die Frage nach der verbleibenden Zeit gestellt und man kündigt eine uralte Southern Ballade an.
"Thieves In The Attic" ist damit dann wohl nicht gemeint, denn in den letzten vier Minuten geht es zur Sache, Leute. Wow! Zwei Live-Songs belegen, dass die Red Stone Chapel-Musik ein dickes Dynamik-Brett ist. Die Band serviert uns so etwas wie ihren ureigenen Rock’n’Roll mit zum Teil tiefer gelegten Gitarren. Super!
Auf ihre individuelle Weise überzeugen sowohl Hellamor als auch Red Stone Chapel.
Dem Hörer werden auf "Major League Heavy-Rock" zwei Bands geboten, die man, wenn noch nicht geschehen, unbedingt auf dem Schirm haben sollte.
Aus meiner Sicht steht nur eine Entscheidung an: rotes oder blaues Vinyl.
Unter anderem als »[…] teaser for the things to come […]« angekündigt, kann man nach "Major League Heavy-Rock" nur freudig erregt warten, bis es weitere Veröffentlichungen von Hellamor beziehungsweise Red Stone Chapel geben wird.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Hellamor:
Ralf (vocals)
Nino (guitar)
Klaus (bass)
Adrian (drums)
Line-up Red Stone Chapel:
Dimi Tzouvaras (vocals)
Nico Viehl (guitar)
Dennis Barmbold (guitar)
Jonah Schreiber (guitar)
Christoph Beyer (bass)
Kris Seibert (drums)
Tracklist "Major League Heavy-Rock":
Seite 1 (Hellamor):
- Fallen Saint
- Hourglass
- I Can Hear It
- Never Taught Me
Seite 2 (Red Stone Chapel):
- The Paper King
- Progress In Work
- Genius Junction
- Thieves In The Attic
Gesamtspielzeit: 22:07 (Seite 1), 17:06 (Seite 2), Erscheinungsjahr: 2021
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