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Hogjaw / Live – Up In Flames – CD/LP-Review

Hogjaw / Live: Up In Flames – CD/LP-Review

Wer sich als aufmerksamer Southern Rock-Fan unlängst das Vergnügen geleistet hat, unsere Protagonisten während ihrer langen "Up In Flames"-Tour durch Europa auch in einem der deutschen Clubs live zu sehen, dem wird am Merch-Tisch das langersehnte Live-Album aufgefallen sein. Erschienen als CD und auf Doppel-Vinyl, war es schon vor dem offiziellen Release-Termin ausschließlich bei den Auftritten erhältlich.

Die Jungs von Hogjaw haben damit auch sich selber einen lang gehegten Traum erfüllt, den sie durch den Wechsel an der zweiten Gitarre (Jimmy Rose für Kreg Self) erheblich verschieben mussten, wollten sie doch nicht ein Live-Album haben, auf dem 'der Neue' nur Sachen spielen muss, an denen er in der Entstehung nicht beteiligt war. Das letzte Studio-Album, "Way Down Yonder" musste somit dazwischen geschoben werden und Rose hat sich hierfür maßgeblich mit einbringen können – im Übrigen ein ganz starker Zugewinn für die Band!

Der eigentliche Plan lautete, die Live-Mitschnitte aus einem fast schon legendären Auftritt in der Krefelder Kulturrampe, wozu für einige Stücke noch die zufällig anwesenden Jungs von Robert Jon & The Wreck auf die Bühne kamen, zu übernehmen und in Rundlinge zu pressen. Leider wiesen die Tonspuren einen durchgängigen Fehler auf, der dieses Vorhaben scheitern ließ. Abhilfe wurde dann mittels eines extra anberaumten Auftritts im Februar dieses Jahres in Mesa, Arizona geschaffen. Keinen Abbruch, außer der zeitlichen Verzögerung, tat das jedoch dem Produkt, das wir heute in den Händen halten dürfen, wenngleich die Trackliste der CD vier ganze Songs kürzer ist (der Vollständigkeit halber haben wir unten alle Tracks aufgeführt).

Ein Live-Album ist ja immer irgendwie eine Werkschau mit vielen der besten Stücke und auch Hogjaw haben sich diese Maxime zu Herzen genommen und sie wussten, das Publikum in Mesa von der ersten Ansage an zu begeistern. "Rolling Thunder" ist immer ein Garant für einen fetten Einstand und auch auf dieser Veröffentlichung kommt das mehr als eindeutig rüber. Die Band erscheint richtig tight – mit dem Wissen um die Bedeutung der Show ist das auch kein Wunder. "Beast Of Burden" und das vom Drummer gesungene "Am I Wrong" fehlen auf der CD, machen diese aber dadurch nicht weniger attraktiv. Über "Redemption", "Where Have You Gone" und dem alten, vom Publikum dankbar aufgenommenen Kracher "Hell’s Half Home Of Mine" kommt die Band dann zu einem ersten wirklichen Highlight.

"County Line", mit über dreizehn Minuten auch der längste Track auf dem Album, gibt dem Hörer und Southern Rock-Fan dann endlich das, worauf er lange gewartet hat. Sich schier endlos steigernde Gitarren-Battles, ganz im Stile der Altvorderen und heutzutage nur noch selten in dieser treibenden Kraft zu erleben. Sicherlich wird es nur ganz wenige Menschen geben, die bei diesem Song nicht in bloße Verzückung geraten. Wer es bislang nicht live sehen konnte, der kann sich beim Hören trotzdem vorstellen, wie Jimmy Rose und JB an ihren Gibsons abgehen und wie viel Feeling sie in ihre Parts legen. Grandiose Nummer!

Im Anschluss folgt "North Carolina Way", von Jimmy Rose so sehr überzeugend vokal in Szene gesetzt, dass man sich wünscht, er möge doch in Zukunft ruhig noch den einen oder anderen Song zusätzlich zum Besten geben. "Never Surrender" gibt es als nächstes (nur auf Vinyl) und auch dieser Song ist gut gewählt für eine packende Live-Scheibe, geht er doch richtig durch die Decke. Mit "I Will Remain" kommt dann ein weiteres Stück jenseits der acht Minuten und dieser Titel ist mittlerweile ja aus keiner Hogjaw-Show mehr wegzudenken.

"Road Of Fools" gibt dem treibenden Trommler K-Wall eine erneute Gelegenheit, sich gesanglich auszutoben, mit knapp vier Minuten der kürzeste Track auf der Platte – und trotzdem nicht der schlechteste. "Brown Water", ebenfalls nicht auf der CD-Version erhältlich, lässt wenig Spielraum für Interpretationen, was denn damit wohl gemeint sein könnte. Die Jungs verhehlen ihre Vorliebe für den einen oder anderen Schluck aus der viereckigen Flasche zu keiner Zeit.

Mit "Way Down Yonder", dem zum Singen mitreißenden Titeltrack der letzten Studio-Platte, wird dann leider langsam schon das Finale eingeläutet. "Gitsum", der uralte Klassiker aus dem Back-Katalog der Band – früher wegen der angeblichen Waffenverherrlichung gerne mal fehlinterpretiert und in Verruf geraten – ist einfach eine Hymne, die nicht fehlen darf und das Volk in Mesa liebt es natürlich. "This Whiskey" bildet den Schlusspunkt eines Konzertes, bei dem nicht nur der Schreiber dieser Zeilen gerne gewesen wäre. Rund zehn Minuten lang kann man besonders zum Ende des Songs hin noch einmal eine kleine Gitarrenschlacht miterleben.

Nach etwas mehr als anderthalb Stunden dreht sich die Scheibe zum letzten Mal und man kann sich bildhaft vorstellen, wie die Bude im Anschluss ausgesehen haben mag. Southern Rock mit hin und wieder mal ein wenig Brechstangen-Mentalität, und zwar im positivsten Sinne, legt halt schon mal einen Club in Schutt und Asche. Hogjaw haben sich mit diesem Album, nach zwei richtig starken Studio-Scheiben, einen großen Gefallen und ein nicht weniger großes Geschenk gemacht. Southern Rock-Freunde dürfen auf "Live – Up In Flames" in ihrer Sammlung nicht verzichten – vieles von gleich hoher Qualität gibt es nicht auf dem Markt. Kaufen!


Line-up Hogjaw:

JB (vocals, guitars)
Elvis D (bass)
Jimmy Rose (guitar, vocals)
Jason Kowalski (drums, vocals)

Tracklist "Live Up In Flames":

  1. Rolling Thunder
  2. Beast Of Burden (nur auf Vinyl)
  3. Am I Wrong (nur auf Vinyl)
  4. Redemption
  5. Where Have You Gone
  6. Hell’s Half Home Of Mine
  7. County Line
  8. North Carolina Way
  9. Never Surrender (nur auf Vinyl)
  10. I Will Remain
  11. Road Of Fools
  12. Brown Water (nur auf Vinyl)
  13. Way Down Yonder
  14. Gitsum
  15. This Whiskey

Gesamtspielzeit: 93:14, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Claus Heim

3 Kommentare

  1. Larzz

    Besser die Doppel LP kaufen. Viel besseren Sound auf vinyl. Und komplett.

  2. Günter Lotz

    Berichtigung:
    Es sind alle 15 Titel beim Download enthalten!

  3. Günter Lotz

    Als MP3-Download bei Amazon sind immerhin 14 Songs enthalten. Es fehlt wohl nur "County Line".
    Ich habe die Band schon drei mal live erlebt, immer wieder toll!

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