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Joe Louis Walker/Viva Las Vegas Live – CD-/DVD-Review

Am 02. August 2018 war Joe Louis Walker mit seinen drei Begleitmusikern in der Boulder Station, Las Vegas, zu Gast.
Auf CD und DVD dokumentieren zehn Songs dieses Konzert und bei einer CD-Gesamtspielzeit von fast achtzig Minuten wird die Hoffnung auf viele instrumentale Ausflüge angeheizt.
Neben Dorian Randolph am Schlagzeug und Lenny Bradford am Bass mischt auch Bruce Bears auf den schwarzen und weißen Tasten von Piano sowie Orgel mit.

Neun Nummern schrieb der Protagonist in Verbindung mit unterschiedlichen Partnern.
Ganz am Ende der Tracklist befindet sich das von Danny Kirwan (Fleetwood Mac) Lied "Like It This Way".
Im Laufe seiner Karriere hat der in der Vergangenheit für einen Grammy nominierte Blueser so einige Live-Scheiben auf den Markt gebracht. Unter anderem sind es "Live At Slim’s" in zwei getrennten Ausgaben (1991/1992), Heritage Of The Blues, Ridin' High – Live aus dem Jahr 2003 oder "Live On The Legendary Rhythm & Blues Cruise" (2010) .
So gesehen war es wieder einmal an der Zeit, eine Konzert-Scheibe zu veröffentlichen.

Der CD-Starter "I’m Not Messin' Around" mit Joe Louis Walkers Mitspielern auch an den Backing Vocals groovt das Konzert so richtig schön rockend ein. Der Frontmann ist bestens bei Stimme, so engagiert am Mikrofon wie man ihn kennt und schätzt. Seinen Gesang erkennt man sozusagen sofort. Die Stimmbänder-Authentizität würdigend, schüttet man quasi ein ganzes Füllhorn an Lob ob seiner Blues-Künste auf der Gitarre aus.
"Young Girls Blues" knüpft dort an, wo der Opener endete.
Die Rhythmus-Fraktion verschärft den Groove um einige Grad und dazu trägt ebenfalls der Keyboarder Bruce Bears bei. In vielen Phasen schiebt er sich auch mit seinen fantasievollen Soli, wie in "Young Girls Blues", in den Vordergrund. Szenenapplaus garantiert! Überhaupt passt er mit seinen Beiträgen perfekt ins Blues-Konzept eines Joe Louis Walker. Klasse!

Die "Sugar Mama" ist bei weitem das längste Stück auf "Via Las Vegas Live".
Diese Nummer ist der Slow Blues des Albums. Fantastisch, wie diese 12-Takter-Spielweise geradezu zelebriert wird. Hier zeigt sich der Protagonist in Hochform. Seine Gitarrenläufe sind so sanft wie ein Malt Whiskey und so energetisch wie eine flammende Rede. Er lässt seinen Emotionen über längere Phasen gewissermaßen freien Lauf.
Apropos freien Lauf. Plötzlich erklingt eine Harmonika und die Bühnenatmosphäre ändert sich. Die bewegten Bilder der DVD geben hierzu Aufschluss, denn Joe Louis Walker begibt sich zu seinen begeisterten Zuschauern, begrüßt fast jeden mit Handschlag oder sogar Handkuss. Über ein Tänzchen mit einer Kellnerin geht es zurück auf die großzügige Bühne. Dieser Blues in seiner verlangsamten Ausgabe ist infizierend, definitiv ein Song für die Repeattaste.

Zurück zum Joe Louis Walker-Blues Rock.
Die Frage "Do You Love Me?" beantwortet er standesgemäß mit einer scharf gewürzt klingenden E-Gitarre und einem Überflieger-Solo. Toll!
Über seinen herrlichen Sommenschein-Zwölftakter "In The Morning", in dem sich Bruce Bears abermals als erfindungsreicher Tastenmann erweist, kommt es bei "Soldier For Jesus" zum Bottleneck-Blues inklusive Slide-Alleingang. Hinhörer! Perfekt!
Vom Metallröhrchen zum Jazz im Genre.
Dieser musikalische Paradigmenwechsel ist so überraschend wie bemerkenswert gut. Wiederum mit Bruce Bears in der Hauprolle und einem infizierend inszeniertem Funk-Anteil. Er ist gleichzeitig auf den Manualen seiner Orgel sowie Hammond unterwegs. Super, diese Nummer!
So einfach geht Groove. Dorian Randolph bringt ihn zurückhaltend, vornehmlich mit der Bassdrum in Gang und überhaupt ist "Black & Blue" eine ziemlich entspannt Angelegenheit. Der Frontmann glänzt ebenfalls durch eine herrlich verfeinerte Gypsy-Spielart sowie unterschiedliche Sound-Färbungen. Es muss ja nicht immer rocken, um anziehend zu wirken. Sehr gut gestaltet sich die DVD-Kost. Sanfte Überblendungen oder ein zum Teil halbierter Bildschirm der unterschiedliche Kamerapositionen zeigt, sind Pluspunkte der Bild- und Ton-Dokumentation.

Blues und Rock’n’Roll treffen sich bei "Too Drunk To Drive Drunk" mit einem fast schon zügellos aufspielenden Keyboarder. Klasse! Danach lässt sich der Bandleader natürlich nicht lumpen und haut, hier und da aus der Geschichts-Kiste zitierend, in die Saiten.
Rhythmisch-heftiger Beifall bringt die Combo zurück auf die Bühne und ohne nun näher auf "Like It This Way" mit einer vorab Huldigung von Peter Green, Danny Kirwan beziehungsweise der frühen Fleetwood Mac, schäumt man diesen Track einschließlich Soli seiner Begleitmusiker zu einem Sahnehäubchen auf.

Im Bonus-Teil erwartet einen ein etwa halbstündiges Interview mit einem sehr gut aufgelegten Joe Louis Walker. Man stellt seine Geschichte(n) unter bestimmte Überschriften. So fehlen die Fragen. Echt lohnenswert, dieser Beitrag, der ebenfalls emotional ausfällt.

So wird Joe Louis Walkers "Viva Las Vegas Live" als CD und DVD in doppelter Hinsicht zu einem Blues-Genuss.


Line-up Joe Louis Walker:

Joe Louis Walker (lead vocals, guitar)
Bruce Bears (piano, organ, vocals)
Lenny Bradford (bass, vocals)
Dorian Randolph (drums, vocals)

Tracklist "Viva Las Vegas Live":

CD:

  1. I’m Not Messin' Around
  2. Young Girls Blues
  3. Sugar Mama
  4. Do You Love Me?
  5. In The Morning
  6. Soldier For Jesus
  7. You Don’t Love Me Girl
  8. Black & Blue
  9. Too Drunk To Drive Drunk
  10. Like It This Way

DVD:

  1. I’m Not Messin' Around
  2. Young Girls Blues
  3. Sugar Mama
  4. Do You Love Me?
  5. In The Morning
  6. Soldier For Jesus
  7. You Don’t Love Me Girl
  8. Black & Blue
  9. Too Drunk To Drive Drunk
  10. Like It This Way

Bonus Features:

  1. Interview With Joe Louis Walker
  2. Behind The Scene Slideshow
  3. Joe Louis Walker Viva Las Vegas Live (Trailer)

Gesamtspielzeit: 79:57 (CD), approx. 83:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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