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Kraan / Zoup – CD-Review — Update

Kraan - Zoup - CD-Review

Kraan sind immer eine Reise wert! Egal, ob zu einem Gastspiel weiter auswärts oder auf einem ihrer Alben. Denn genau so funktionieren die Stücke des – mittlerweile mit Unterbrechungen seit 52 Jahren in der gleichen Besetzung Peter Wolbrandt, Hellmut Hattler und Jan Fride agierenden – Trios. Zumindest für den Rezensenten, wobei dieser der Meinung ist, damit ganz sicher nicht alleine zu sein. Die jeweiligen Stücke nehmen den Hörer mit auf einen Trip, der im eigenen Kopf-Kino stattfindet und seine Fantasie nicht selten auf erstaunlich abenteuerliche Expeditionen schickt. Das funktioniert natürlich am besten mit Instrumental-Tracks, die der Dreier bereits seit jeher bevorzugt. Wahrscheinlich auch, weil – um es mal mit Hellmut Hattlers selbstironischer Diagnose auszudrücken: »…wir immer noch nicht die begnadetsten Sängerknaben sind!«

Nach siebenjähriger Pause meldete sich die Band 2018 und 2019 mit den sehr guten Live-Alben The Trio Years und The Trio Years … Zugabe! sowie der bärenstarken Studioplatte Sandglass (2020) zurück, ist seit vielen Jahren so etwas wie ein Stamm-Gast auf dem Finkenbach Festival und weiteren Freiluft-Veranstaltungen und obendrein hat der gute Hellmut ja auch noch weitere Projekte – in erster Linie Hattler – am Laufen. Die ersten Ideen für diese neue Scheibe kamen Hattler – von dem auch sämtliche Kompositionen stammen – im Sommer 2023 und es war ihm klar, dass er mit dem neuen Album zurück zu seinen Wurzeln wollte. So erstaunt es den erfreuten Rezensenten auch nicht, dass sich "Zoup" insgesamt sehr organisch und natürlich anhört und dazu ohne Programmings und erhöhten Computer-Einsatz auskommt.

Wenn ich weiter oben davon schrieb, dass die Band ihre Hörer mit auf eine Reise nimmt, dann gibt es dafür kaum ein besseres Beispiel als den eröffnenden Titelsong. Beginnend mit Hattlers markantem Bass wird anschließend ein dichter Sound-Teppich gelegt, der dann mit feinen Melodien und einer gewissen Aufbruch-Stimmung versehen wird. Sehr starke Nummer! Mit "Rainy May" sowie "Twisted" sind auch zwei Stücke mit Gesang (Hattler, dazu die Sängerin Siyou für die Background Vocals) vertreten, beide gelungen. Und ohne jetzt zu tief in die jeweiligen Songs einzusteigen, gehen Tracks wie unter anderem "Weit und breit", "Norwegen Dia", "Plain Vanilla" oder "Skyful Of Veils" aufgrund der coolen Atmosphäre, der klasse Melodien und den variablen Tempi einfach nur runter wie Öl.

Aus Respekt und Anerkennung vor dem im Jahr 2019 verstorbenen langjährigen Kraan-Keyboarder Ingo Bischoff (1975-2007) wurde die Nummer "Aus allen Wolken" als Bonus Track mit auf die Scheibe bzw. CD gepackt. Hier hört man den guten Ingo noch einmal in die Tasten hauen oder besser gesagt den Band-Sound mit seinem Spiel veredeln. Abschließend gibt es den letzten der drei auf CD befindlichen Bonus Tracks, das bereits vorher gehörte "Norwegen Dia", allerdings in der akustischen Version und mit dem Saxofon des Ex-Kraan-Musikers Johannes 'Alto' Pappert, der die Band Mitte der siebziger Jahre bzw. nach dem Studioalbum "Let It Out" (1975) verließ.

Letzten Endes darf Kraan zu einem weiteren sehr starken Album gratulieren, das "Sunglass" (um nur mal in der näheren Vergangenheit zu bleiben) in nichts nachsteht. Für März und den Sommer 2024 sind auch bereits wieder Konzerte geplant, bei denen der auch auf der Platte vertretene Keyboarder Martin Kasper die Band unterstützen wird. Was mich, selbst wenn die Jungs auch nicht gerade vor eurer Haustür spielen sollten, zurück auf meinen Anfangssatz bringt: Kraan sind immer eine Reise wert!


Update 23.02.2024:

Im Nachgang zu unserem Review der CD-Version des Albums hat uns nun auch die Vinyl-Ausgabe erreicht. Wie bereits beim Vorgänger "Sandglass" sind – wie schon auf der Tracklist zu erkennen – auch bei "Zoup" drei Songs weniger am Start, was der Qualität der Scheibe jedoch absolut nichts nimmt. Wer – wie der Verfasser dieser Zeilen – ein ausgesprochener Vinyl-Freund ist, der braucht also eigentlich beide Formate. Zumindest, wenn er Fan dieser Band ist und die Bonus Tracks der CD auf keinen Fall verpassen möchte. Der Sound der schwarzen Scheibe ist klasse und kommt für meine Ohren sogar noch etwas transparenter rüber als auf CD, wenn auch keine riesengroße Unterschiede auszumachen sind. Dennoch ein wahres Fest für Sympathisanten dieses Formats, die von dessen Sound-Qualität – auf die Songs sind wir ja weiter oben bereits ausführlich eingegangen – nicht enttäuscht werden.


Line-up Kraan:

Peter Wolbrandt (guitars)
Hellmut Hattler (bass, vocals)
Jan Fride (drums, congas)

With:
Martin Kasper (keyboards, vocoder)
Juergen Schlachter (add ons, percussion)
Ingo Bischoff (keyboards – #10)
Johannes Pappert (saxophones – #11)
Siyou (background vocals)

Tracklist "Zoup":

  1. Zoup
  2. Rainy May
  3. Überstürzter Aufbruch
  4. Weit und breit
  5. Twisted
  6. Norwegian Dia
  7. A Skyful Of Veils
  8. Plain Vanilla
  9. Bikinian Rhapsody (CD bonus track)
  10. Aus allen Wolken (CD bonus track)
  11. Norwegian Dia [acoustic version] (CD bonus track)

Gesamtspielzeit: 52:33, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Thoralf Koß

    HeyHo Markus, das Album, welches du in deiner Review ansprichst, ist kein Sonnenbrillen, sondern ein Sanduhr-Album.
    Vielleicht solltest du darum aus "Sunglass" doch besser "Sandglass" machen.

    Krautrockige Grüße von Thoralf

    1. Markus Kerren

      Hi Thoralf,

      ach herrje, da war ich bei den derzeitigen Temperaturen beim Schreiben in Gedanken wahrscheinlich wirklich schon im Sommer. Kann, aber sollte/darf eigentlich nicht passieren, denn wie das Album richtig heißt, war und ist mir durchaus klar.
      Danke dir für den Hinweis, ich hab’s natürllich umgehend korrigiert 🙂

      Beste Grüße,
      Markus

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