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Kris Pohlmann – Konzertbericht, 02.02.2018, blues, Rhede

Ende 2016 auf den Markt gekommen, steht nach Taylor Road immer noch 10 Years Live an der aktuellen Position der Kris Pohlmann-Veröffentlichungen.
Es ist sein erstes Live-Album. Wer ihn und seine Begleitmusiker schon einmal auf der Bühne erlebt hat, wird sich definitiv auch diese Platte zugelegt haben.
Wer noch nicht zugegriffen hat, bekommt einen mächtigen Appetit-Happen geliefert. 14 Songs in knapp über dreiundsiebzig Minuten sind schon eine Hausmarke, die »[…] voller Kraft und Dynamik […]« sind, wie der Kollege Jürgen am Ende seiner "10 Years Live"-Rezension schreibt.
Mit One Good Reason hat der mittlerweile in Deutschland lebende Musiker bei den damaligen German Blues Awards richtig abgeräumt, denn gleich sechsmal gewann er in unterschiedlichen Kategorien.Für ordentlich Druck und Dampf im blues sorgte nicht nur der Bandleader Kris Pohlmann, sondern auch Warren Richardson (Bass) sowie Schlagzeuger Roman Dönicke, dessen Referenzen unter anderem Dennis Hormes, Brenda Boykin, Timo Brauwers, Minor Cabinet, Acoustic Rocks oder The Fog Foggers sind.

Kris Pohlmann im blues Rhede

Kris Pohlmann im blues Rhede

Vor einem zahlreich erschienenen Publikum – unter anderem auch eine Fan-Gemeinde des Musikers – enterte das Trio etwas nach 21:00 Uhr die blues-Bühne. Schon die ersten Riffs von "Don’t Make A Fool Of Me" aktivierten die Fußwippe, brachten Bewegung in die zuhörende Menge. Der Sound war beeindruckend, klar und druckvoll. Was auf der Bühne gespielt wurde, kam mit differenziertem Klang aus den Lautsprechern. An dieser Stelle ein dickes Lob an den Soundmann, der die Regler definitiv in die richtigen Positionen schob. Dann gleich auch noch anerkennende Worte an die Bedienung, die wieder einmal sehr aufmerksam und emsig unterwegs war.
Mit einem Shuffle-Rhythmus unterlegt, steigerte der Dreier mit "Borrowed Time" die eh schon gute Stimmung um einige Punkte. Der 12-Takter wurde straight gerockt und Kris Pohlmann beeindruckte nicht nur mit seiner rauen Stimme, sondern auch durch waghalsige Exkursionen auf dem Fretboard.
Die Melodie diente als Basis für die gesungenen Erzählungen des Frontmannes. "One Good Reason" begann mit einer besinnlichen Phase und dann waren es Roman Dönicke sowie Warren Richardson, die den Track durch einen Hammer-Bass-Drum-Groove nach vorne trieben. Griffige Riffs prägten die Szenerie und das Gitarrensolo spielte sich in den höheren Tonregionen ab. "One Day Baby" wurde mit einer Portion Rock’n’Roll und einer Prise swinging Blues präsentiert. Warren Richardson sorgte für ein furioses Basssolo.

Kris Pohlmann (guitars, slide guitar, vocals)

Kris Pohlmann (guitars, slide guitar, vocals)

Der Bassist äußerte seine prächtige Laune auch durch einige gekonnte Tanzeinlagen zum infizierenden Rhythmus. Ein Trio von Individualisten schmolz im Dienste der Songs zu einer imponierenden Einheit zusammen. Spätestens bei "SoulShaker" wurde wohl jedem Anwesenden klar, dass Kris Pohlmann ein Meister der Riff-Variationen war. Hinzu kamen überraschungsreiche Song-Choreografien, die einem zeitweise den Atem raubten.
In "Too Tired" von Johnny Guitar Watson rollte der Bass förmlich mit einem Mega-Groove und beim Gitarren-Alleingang kreierte Kris Pohlmann tolle Blues-Vibes im blues Rhede. Außerdem kam es zu einer kurzen Sechssaiter-Bass-Besprechung. Klasse! Der Titelsong des Albums Taylor Road wurde schon mit Status Quo-Feeling angekündigt und dieser Band wurde später noch durch "April Spring Summer Wednesday" besonders gehuldigt. Roman Dönicke befeuerte die Stimmung mit einem all-inclusive-Drumsolo. Die Trommeln- und Becken-Fahrt war ruhig und furios. Auf hohem Niveau kam es hier auch zum Einsatz der Trommelkanten. Klasse!
Öfter ließ der Bandleader sein Arbeitsgerät die Geschichten erzählen, so zum Beispiel auch als Slow-Intro von "Fallin' Down". Diese Nummer wurde ausgiebig zelebriert. Leicht psychedelische Stimmung kam auf, Roman Dönicke brachte, von einem Bassdrum-Groove unterlegt, die Becken mit Paukenschlägeln zum Klingen und mit einem wunderschönen Gitarrensolo entwickelte sich dieses Lied zu einem der Highlights des Gigs. Kompliment!
"Look On Yonder Wall", "Ain’t Nobody’s Business" sowie "I’m Tore Down" bildeten die Basis für eine großformatige, atmosphärisch dichte Würdigung von Freddie King. Einfach zauberhaft! Hier tanzten Warren Richardsons Finger förmlich über die dicken Saiten und Kris Pohlmann ließ seine Finger verdammt flink über das Fretboard fliegen. "Got To Be The Blues" drückte er einen heavy Slide-Stempel auf. Toll!
Beim ersten Track der Zugabe ("Reconsider Baby") kam über einen ausgiebigen Spaziergang durchs Publikum Bewegung ins Spiel und "Going Down" bildete dann den Abschluss-Kracher mit Wah Wah-Jimi Hendrix-Einlage. Dieses Konzert trug eindeutig ein Blues Rock-Siegel. Ganz allgemein bewegte sich das Trio zeitweise aber auch auf einem flauschig-weichen Klangteppich. Spannende Arrangements sorgten für Saitensprünge am Bühnenrand. Was für eine Stimme, authentisch, rau, verspielt, energisch. Genauso wie seine Gitarren-Fantasien. Der Blues war Kris Pohlmanns Spielball der Emotionen.
Kris Pohlmann, Warren Richardson sowie Roman Dönicke lieferten im blues Rhede ein umwerfendes Konzert ab.

Wir bedanken uns bei André Knoch für den Platz auf der Gästeliste.
Am 02. März 2018 wird Aynsley Lister im blues Rhede spielen. Nur eine Woche später, also am 09. März tritt Krissy Matthews auf.

Line-up Kris Pohlmann:

Kris Pohlmann (guitars, slide guitar, vocals)
Warren Richardson (bass, backing vocals)
Roman Dönicke (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. andré wittebroek

    Stimmt total. es war ein wunderbares Konsert.

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