Ja, irgendwie wird es nun verrückt, Bollywood lässt grüßen, oder? Mit "Jingle Bells" startet diese kuriose indische Reise durch klassische Lieder zur Weihnacht. Wenn L. Shankar in gebrochen wirkendem Englisch den Text zu diesem Song singt, dann klingt das recht seltsam und ich kann das eigentlich nicht glauben. Aufgrund dessen, dass nur zwei Musiker beteiligt sind, und Shankar neben der Violine noch Keyboards spielt und der Rest von Jeffery Jonathan mit weiteren Keyboards und Programming bestritten wird, bestätigt mir den Eindruck, dass ja gar keine echten Tablas und Sitar zu hören sind.
L. Shankar , oder mit vollem Namen Lakshminarayana Shankar (Jahrgang 1950) stammt aus Madras, und war mir bisher bekannt als Interpret klassischer indischer Musik und auch aus dem Pop- und Jazz/Fusion-Bereich. Am bekanntesten dürfte er als Mitglied von Shakti geworden sein, jener hervorragenden Band von John McLaughlin. Selbst bei Frank Zappa wirkte er mit, arbeitete mit Peter Gabriel zusammen und mit weiteren Größen des Rock und Pop, wie beispielsweise Elton John, Eric Clapton, Nils Lofgren und anderen.
Und nun das hier! Insgesamt betrachtet, schwingt auf gewisse Weise durchaus eine Art festlicher Stimmung mit, und inmitten der Flut der sich ständig vermehrenden Sampler zur Weihnachtszeit ist dieser mit Sicherheit einer wie kein anderer. Neben bekannten 'Zugpferden' hat uns Shankar sogar zwei Eigenkompositionen spendiert, "Christmas Time" und "Saviour". Diese lösen sich angenehm von den übrigen Songs. Man kann sie isoliert betrachten, ohne vergleichen zu müssen. Beide Titel strahlen einen festlichen Charakter aus, und es sind recht schöne Melodien. Doch fällt natürlich auch die sehr künstliche Ausstrahlung durch die massive Verwendung von Keyboards und Programming auf. Ich hätte mir gewünscht, echte Tabla- und Sitar-Spieler zu hören.
Eigenen Angaben zufolge kam dem Musiker die Idee zu diesem Album, als er sich an die Arbeiten für zwei Filme, die sich mit Jesus beschäftigten, seinerzeit Zusammenarbeiten mit Martin Scorcese / Peter Gabriel und Mel Gibson /John Debney. Für ihn sei "Christmas From India" wie ein drittes Kapitel.
Neben den einschlägigen Weihnachtslieder werden auch solche aus dem Pop/Rock-Bereich verwendet, die mittlerweile zu Klassikern avancierten, "All I Want For Christmas Is You" (Mariah Carey/Walter Afanasieff), "Do They Know It’s Christmas" (Bob Geldof/Midge Ure) sowie das für Viele bereits unerträgliche "Last Christmas" (George Michael), das zu allem Übel hier auch noch gesungen vorgetragen wird.
So ist und bleibt die Musik dieser Platte etwas für Alle, die sich damit anfreunden können, abseits bekannter Interpretationen einmal etwas völlig Anderes geboten zu bekommen, als eine wirkliche Bereicherung kann ich es nicht betrachten, ein oder zwei Songs davon auf einem Weihnachtssampler, das könnte noch funktionieren.
Weiß der Geier, welcher Teufel den Protagonisten hier geritten hat – auf jeden Fall beschert er uns mit seiner Platte ein feines künstliches Bollywood-Weihnachten! Und irgendwie besitzt das schon fast Kult-Charakter!
Line-up L. Shankar:
L. Shankar (vocals, double violin, keys)
Jeffery Jonathan (keyboards, programming)
Tracklist "Christmas From India":
- Jingle Bells
- All I Want For Christmas Is You
- The First Noel
- We Wish You A Merry Christmas
- O Holy Night
- Do They Know It’s Christmas?
- Deck The Halls
- O Christmas Tree
- Christmas Time
- Silent Night
- Joy To The World
- Last Christmas
- Saviour
Gesamtspielzeit: 47:15, Erscheinungsjahr: 2021
Neueste Kommentare