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Martin Engeliens Go Music / Hope – CD-Review

Die Bank auf der grünen Wiese und der Albumtitel "Hope" bilden irgendwie eine Einheit. Das Bild stammt von Claudia Eisel. Sehr schön!
Das Motiv der grünen Wiese setzt sich im Innenteil des Digipaks fort.
"Hope"! Ja, wohl jede und jeder setzt auf Hoffnung, nicht nur im Zusammenhang mit der Corona-Krise.
Auch die Gilde der Musikerinnen und Musiker muss mit dieser dramatischen Situation umgehen und findet adäquate Lösungen, wo doch gerade Live-Auftritte eine entscheidende Einnahmemöglichkeit sind.
Mittlerweile gibt es einige Lösungs-Beispiel. Es werden Alben veröffentlich, die von Musikern im Homerecording aufgenommen wurden.

Martin Engelien brachte nach One Earth die zweite CD (auch als Download erhältlich) mit dem Titel "Hope" auf den Markt.
RockTimes kaufte drei "One Earth"-Alben und stellte sie für eine Verlosung zur Verfügung.
Keiner weiß genau, wann diese Corona-Krise ein Ende hat. Die letzten beiden Sätze der Linernotes: »[…] Wir vermissen euch! Und wir freuen uns auf euch! […]«
"Hope" … hoffentlich gibt es bald ein Wiedersehen.
Der Verkauf der CD/des Downloads hilft den Künstlern: »[…] Originale Kompositionen von Mitgliedern der Go Music Familie zum Generieren von Geld durch Lizenzen der GEMA. Alle beteiligten Musiker werden am Umsatz mit einer Verkaufsprovision angemessen beteiligt. […]«

Jedes Go Music-Konzert ist besonders.
Die Fantasie der Musikerinnen und Musiker ist gefragt.
So sind alle Go Music-Beteiligten Kreativposten der Live-Musik.
Jede Go Music-Konzert-Saison hat ihren eigenen instrumentalen Eröffnungs-Song. Folglich steht "The Roots" auch am Beginn der "Hope"-Tour durch insgesamt zehn Lieder. Die "The Roots – Reprise"-Version aus dem Grend in Essen ist eine herrlich schwebende Angelegenheit, der man einen gewissen Swing nicht aberkennen kann. Wunderschön, wie Martin Gerschwitz (Iron Butterfly) die Keyboardtöne fließen lässt und Muddy Manninen klasse Fretboard-Läufe beisteuert. Wenn auch zeitlich knapp gehalten … einfach toll, dieser Opener.

Vom kürzesten Stück werfen wir einen Blick auf die längste "Hope"-Nummer.
Der "Golden Voice Blues" ist ein brillant-instrumentaler Zwölftakter.
Bei dieser Interpretation mit dem Komponisten Gregor Hilden an der Gitarre, Tastenmann Thomas Nowak, Bassist Martin Engelien und Bene Neuner (Schlagzeug) wird man förmlich schwach in den Knien. Unglaublich was die vier Künstler aus sich herausholen. Thomas Nowak serviert uns ein dynamisches Solo quasi auf dem Silbertablett und dann Gregor Hilden in seiner phänomenalen Spielweise. Sein Alleingang wird immer leiser und an dieser Stelle geht ein Dank an das konzentriert zuhörende Publikum. Stecknadel-Stimmung im Auditorium. Die gesamte Combo nähert sich genüsslich dem fast absoluten Lautstärke-Nullpunkt. Selbst Gregor Hildens Wah Wah-Fantasien halten sich zunächst zurück. Dann geht es – begleitet von Beifall – auf die furiose "Golden Voice Blues"- Zielgerade. Blues Rock vom obersten Regalbrett. Super!

"Hope" bietet auch ein Wiederhören mit Maggie Mackenthun sowie Gerd Sagemüller von Kozmic Blue.
Bei "Don’t Forget", mit Joerg Dudys an der E-Gitarre verschmelzen der 12-Takter und Rock zu einer zupackenden Gemeinschaft. Maggie Mackenthuns Stimme ist, wie bekannt, von einer Gänsehaut-Rauheit geprägt und genauso klasse ist ihr Harp-Solo. Nicht nur Kenner wissen, auf welch hohem Niveau sie auch die Querflöte intoniert. Anlässlich des Joerg Dudys-Solo sei nochmals erwähnt, wie die Alleingänge sozusagen ohne Grenzen von den Ideen der Musiker leben.

Maggie Mackenthun ist nur eine der vier Sängerinnen auf der vorliegenden Platte.
In der Tracklist-Reihenfolge hören wir dann Vanesa Harbek. "En El Abismo" bringt ein ganz anderes Flair in die vier Wände, denn bei diesem Lied handelt es sich um einen waschechten Tango. Ja, auch so etwas geht bei einer Go Music. Hier reduziert sich der toll trommelnde Manni von Bohr auf weniger Schlagzeug-Equipment und der beeindruckende Thomas Hufschmidt steht mit seinem Solo im Spotlight dieses Stücks. Vanesa Harbek überzeugt in allen Belangen.

Gleich danach folgt Vanja Sky.
Welch ein Kontrast! Zwöft-Saiten-Blues Rock, aufgeladen mit der Energie des Rock’n’Roll. So ist "Don’t Forget To Rock And Roll" die ultimative Aufforderung, sich zum rockigen Rhythmus von Bene Neuner sowie Martin Engelien in Bewegung zu setzen. Yeah!
Amanda Somerville präsentiert ihre Komposition "Point Of Save Return".
Das rockige Lied befindet sich auf Windows. Alexander Beyrodt (Primal Fear) setzt der ganzen Nummer seinen ganz persönlichen Glanzpunkt auf. Die Sängerin euphorisiert uns mit ihrer vokalen Improvisation.

Stimmliches aus dem Stehgreif finden wir auch in Gee-Ks "Sweet Lil Desert Rose" und "Wayward Child" ist feinste Classic Rock-Performance von Ben Granfelt, Muddy Manninen, Thomas Lieven (Schlagzeug) sowie Martin Engelien, der in allen zehn Songs den Tieftöner zupft.

Ohne die anderen Leute aus der Gitarren-Fraktion in den Schatten stellen zu wollen, muss doch auf einen Axeman eingegangen werden.
Benny Bilgeri, der Zauberer auf der Gitarre, die bei seinem Spiel virtuell die Form einer Rakete annimmt, wirkt in "Sweet Lil Desert Rose" und "Best Of Both Worlds" mit. Bei der Bo Heart-Komposition ist der Mann zunächst Mitspieler und in seinem Solo wird er zum krachenden Kontrast zur entspannten Stimmung des Tracks. Sein Alleingang ist so etwas wie der furiose Ritt auf einer Kanonenkugel. Was wäre bei einer Go Music wohl los, wenn Francesco Marras und Benni Bilgeri gemeinsam im Line-up stünden.

Am Schluss der Scheibe sind fast neun Minuten Besinnlichkeit angesagt.
Etwas Wehmut schwingt mit, wenn am Ende der wunderschön schwebenden "Emotions" Martin Engelien dann sagt: »[…] Herzlichen Dank. Vergesst uns nicht und wir sehen uns bei einem der nächsten Konzerte. […]«
So schließt sich irgendwie der Kreis dazu, dass es hoffentlich bald ein Wiedersehen auf der Bühne gibt.
Das Album kann man im A1 Records Shop als CD oder Download kaufen.
Bleibt gesund, nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik und unterstützt Musikerinnen und Musiker.


Line-up Martin Engeliens Go Music:

Martin Engelien (bass – #1-10, backing vocals – #3,4,5,7)
Maggie Mackenthun (vocals – #2, harmonica – #2)
Gee-K (vocals – #3, guitar – #3)
Ben Granfelt (vocals – #4, guitar – #4)
Bo Heart (vocals – #5, keyboards – #5)
Vanesa Harbek (vocals – #6, guitar – #6)
Vanja Sky (vocals – #7, guitar – #7)
Amanda Somerville (vocals – #9)
Martin Gerschwitz (vocals – #10, keyboards – #10)
Joerg Dudys (guitar – #2)
Benni Bilgeri (guitar – #3,5, backing vocals – #3)
Muddy Manninen (guitar – #4,10, backing vocals – #4)
Francesco Marras (guitar – #7, backing vocals – #7)
Gregor Hilden (guitar – #8)
Alexander Beyrodt (guitar – #9)
Thomas Hufschmidt (piano – #6)
Thomas Nowak (piano – #8)
Gerd Sagemüller (drums – #2)
Dieter Steinmann (drums – #3)
Thomas Lieven (drums – #4)
Wolf Simon (drums – #5)
Manni von Bohr (drums – #6)
Bene Neuner (drums – #7,8)
Bernie Bovens (drums – #9,10)

 

Tracklist "Hope":

  1. The Roots – Reprise (2:59)
  2. Don’t Forget (7:04)
  3. Sweet Lil Desert Rose (8:04)
  4. Wayward Child (6:49)
  5. Best Of Both Worlds (6:55)
  6. En El Abismo (7:34)
  7. Don’t Forget To Rock And Roll (6:04)
  8. Golden Voice Blues (11:45)
  9. Point Of Save Return (7:54)
  10. Emotions (8:50)

Gesamtspielzeit: 73:57, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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