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Martin Engeliens Go Music – Konzertbericht, 08.10.2021, Falko, Kempen

Endlich!
Martin Engelien ist mit seiner Go Music wieder am Start.
Am 10. Februar 2020 war RockTimes zuletzt zu Gast bei einem Go Music-Gig im Falko, Kempen.
Einen außerordentlichen Auftritt als YouTube-Stream gab es – ohne Publikum – am 05. Dezember 2020 im Gocher Kastell.

In der Ankündigung zur Oktober-Tour schrieb Martin Engelien:
»[…] Im Mai dieses Jahres fand das 25 Jährige Bestehen dieser außergewöhnlichen Improvisationskonzertreihe statt, coronabedingt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Über den Sommer gab es nach der langen Durststrecke ein paar Termin und für Oktober steht endlich wieder eine Tour mit 7 Konzerten im Kalender. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Corona-Regeln entwickeln und wie lange man sich auf anstehende Konzerte freuen kann. Daher nutzt die Chance und geht zu Konzerten – so lange es geht. […]«

Go Music im Oktober 2021 im Falko Kempen

Go Music im Oktober 2021 im Falko Kempen

Für diese Konzertreise hatte der Go Music-Organisator wieder exquisite Personen an seiner Seite. Am Gesangsmikrofon Jeannette Marchewka, die man mit ihrer eigenen Formation Jeannette Marchewka Band, Almanac, Lingua Mortis Orchestra oder Still Collins in Verbindung bringt.
Beim vielbeschäftigten Dirk Sengotta stehen unter anderem Percy Sledge, Fred Wesley, die Scorpions oder Rufus Thomas auf der Visitenkarte.
Nicht minder aktiv ist der sardische Gitarrist Francesco Marras. Ihn kennt man durch Bonfire, Tygers Of Pan Tang, Black Demons oder Revolution Road.

Es kristallisierte sich heraus, dass die Song-Auswahl ein Streifzug durch die Rock- und Pop-Geschichte war. Die Basis für die Ausflüge in die Improvisation waren unter anderem "Stand By Me", Lynyrd Skynyrds "Sweet Home Alabama", "Johnny B. Goode" (Chuck Berry), "Movin' On Up", "Outro Lugar", die portugiesische Version von Stevie Wonders "Another Star", "All Night Long" (Lionel Richie), "Proud Mary" (John Fogerty), "Time After Time" von Cyndi Lauper, Jethro Tulls "Locomotive Breath" oder "I Was Made For Lovin' You" (Kiss).
Wie immer stand auch am Beginn dieser Go-Music-Session ein instrumentaler Opener. "Be Kind" eröffnete auf fast schon verträumte Art das beeindruckende Konzert. Francesco Marras, Dirk Sengotta sowie Martin Engelien gaben erste geschmackvolle Solo-Kostproben.

Martin Engelien (bass, backing vocals)

Martin Engelien (bass, backing vocals)

Jeannette Marchewka kam auf die Bühne und das Stück "Stand By Me" verknüpfte sie auf hervorragende Weise textlich mit "Every Breath You Take" von The Police. Schon am Anfang ein Highlight.
Jeannette Marchewka brillierte durch ihre vielfältige Stimme und reihte sich mit der einen oder anderen tollen Vokal-Improvisation in den Reigen der Go Music-Musiker ein. Sie war es auch, die für Mitmach-Stimmung bei den Zuschauern sorgte. Beide Daumen hoch für Jeannette Marchewka.

Nicht nur auf den sechs Saiten seiner E-Gitarre glänzte Francesco Marras. Überzeugend sang er "Sweet Home Alabama". Auch die emsigen Falko-Bedienungen waren von der Musik angetan und servierten die Getränke zeitweise im tanzenden Sauseschritt. Der Sarde sang auch den Rock’n’Roll-Klassiker von Chuck Berry und erntet Szenenbeifall als er im Twin-Sound zur Gitarre sang. Beobachtete man den Guitar-Slinger bei seinen zahlreichen Soli, fiel auf, aus welcher inneren Ruhe heraus er die schiere Power auf den sechs Saiten inklusive Fretboard in einen Vulkan verwandelte. Gesteuert vom Wah Wah-Pedal befanden sich seine Finger quasi im freien Flug über das Griffbrett. Griffig-riffige Töne und romantische Klänge gaben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Kompliment, Francesco!

Martin Engelien tauchte seine Fantasien tief in die Melodik. Er solierte mit Wah Wah-Pedal-Einsatz und verpasste seinen Alleingängen auch ordentlich Schmackes. Mehrmals spielte er sein schwarzes Arbeitsgerät in der Windmühlen-Manier eines Pete Townshend. Highlight! Die letzten Töne von dem Rock am Schnürchen-Song "Like The Way You Love Me" verhallten in der Location und dann … Schrecksekunde! Was war das denn? Unvermittelt schlug Martin Engelien auf die dicken Saiten, er fuhr mit bloßer Hand von hinten nach vorn darüber und erzeugte mitreißend-extrovertierte Klänge, die er ganz tief aus der Trickkiste der Tieftöner-Möglichkeiten fischte. Wohin sollte dieses Intro nur führen? Ha, ganz langsam pellte man das "Locomotive Breath"-Thema aus seiner Schale. Das war Spitze! Der Bassist verließ seinen Platz und gesellte sich auch zum Publikum. Sehr schön!

Jeannette Marchewka (vocals, backing vocals)

Jeannette Marchewka (vocals, backing vocals)

Apropos Publikum … bei "Time After Time" bat Martin Engelien die Anwesenden um Ruhe. Einige Leute schien es wohl nicht zu interessieren, was da mit einem gehörigen Gänsehaut-Faktor gespielt und gesungen wurde. Das Gequatsche und Lachen störte einfach erheblich. Unerhört, nein respektlos! Dennoch gab es bei dieser genialen Interpretation ein gesungenes Publikums-Echo. Auch anderen Stellen kam der Falko-Publikums-Chor zu Wort.

Dirk Sengotta begeisterte mit seiner Rhythmik und seinen gewandt-geschickten Drumstick-Einsätzen. Der Schlagzeuger hatte das Gespür für Feinheiten und machte seine Fell- sowie Becken-Bearbeitungen zu einem Genuss. Sein Solo bei "Conga" beinhaltete eine riesige Portion Latin-Flair. Danach packte er eine heavy Rock-Fahrt mit gehöriger Double-Bass-Attacke aus. Blitzlicht-Pausen wurden von den Anwesenden mit »hey«–Rufen gefüllt. Hut ab, Dirk!

Bei allen Ansagen von Martin Engelien stach seine Peter Maffay-Stimmimitation heraus. Das über allem schwebende, bestimmende Wort des über zweistündigen Auftritts war schließlich 'du'. Mehrmals melodisch aneinander gereiht, ergab sich die gesangliche Einleitung von "I Was Made For Lovin' You". Gemeinsam mit den zahlreich erschienen Zuschauern entwickelte sich eine Duzen-Parade.
Eine lange in Erinnerung bleibende Parade herrlicher Lieder und beeindruckender Improvisationen war die erste Go Music seit März 2020. Um es mit einem Songtitel auszudrücken, hätte das Konzert auch "All Night Long" dauern können.
Wir bedanken uns bei Martin Engelien für den Platz auf der Gästeliste.

Bei nächsten Konzert im Falko, Kempen werden neben Martin Engelien Stella Tonon (Bröselmaschine), Martin Ettrich (Birth Control, The Almost Three) sowie Manni von Bohr (Bröselmaschine) mit von der Partie sein.


Line-up Martin Engeliens Go Music im Oktober 2021:

Martin Engelien (bass, backing vocals)
Jeannette Marchewka (vocals, backing vocals)
Francesco Marras (vocals, guitar, backing vocals)
Dirk Sengotta (drums, percussion)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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