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Saxon / Hell, Fire And Damnation – Digital-Review

Saxon / Hell, Fire And Damnation

Ich kann mich noch sehr gut an die frühen 1980er Jahre erinnern und an die Kriterien, die für mich ein gutes Metal-Album ausmachten: Der Titel musste klangvoll und griffig sein und das Cover im Einklang mit dem Namen dem Genre alle Ehre gereichen. Stimmte beides, hatte die dazu gehörige Band bereits die wichtigsten Sympathiepunkte eingefahren und konnte selbst kaum noch enttäuschen. Beides trifft aufeinander, wenn ich das neue Saxon-Album "Hell, Fire And Damnation" betrachte. Das zeitlose Cover stammt aus Péter Sallais Kreativwerkstatt. Es ist ein ungarischer Künstler. Die Freude über das 2022er Album Carpe Diemist noch immer allgegenwärtig, da steht zwei Jahre später bereits das nächste Werk startbereit. Nicht zu vergessen das ansprechende Cover-Album "More Inspirations" aus dem vergangenen Jahr. Unstrittig ist: Der Saxon-Fan musste nie lange auf eine neue Veröffentlichung warten, er wurde regelmäßig damit überrascht.

Dabei ist wichtig, dass die fleißigen Handwerker von Saxon keineswegs nur Masse, sondern vielmehr Qualität abliefern. "Hell, Fire And Damnation" ist dafür der beste Beweis. Alben der Band waren zwar keine Konzeptalben, doch mit jeder Produktion war stets ein eigenes Profil erkennbar. So knüpft die 2024er Scheibe an "Carpe Diem" an, ist aber deutlich härter. Biff Byford darf man dessen Worte ohne Widerspruch abnehmen: »Meiner Meinung nach ist dieses Album vom Sound her das Beste, das wir bis jetzt produziert haben und Andy hat bereits eine Menge Alben gemacht  Es hat einen dynamischen, rauen Sound und wenn ich die Zeit eng zusammenfasse, hat es maximal vier Wochen gedauert … alles ist brilliant zu hören, nichts ist zu kompliziert, nichts zusammengestaucht. Die Gitarren hören sich riesig an, einfach großartig. Wir haben kaum overdubbing gemacht, einfach nur gespielt. I really, really like it.«

Produziert wurde "Hell, Fire And Damnation" von Andy Sneap (Judas Priest, Exodus, Accept) und Biff Byford, gemixt und gemastert wurde es von Sneap. Fraglos ist der für Saxon eng vertraute Produzent in erheblichem Maße mitverantwortlich für das glanzvolle Werk. Biffs Einschätzung hört sich fast schon nach Superlativ an, doch Saxon können nicht ohne Superlativ auskommen. Denn Saxon sind mit bisher 23 Studioalben Superlativ genug. Aktuell folgt Nummer 24 und in der Tat ist es ein Geniestreich. Das Album ist klanglich geradezu ein Jungbrunnen für eine Band, die immer jung geblieben ist – eine Formation, die sich auf die Tradition des NWoBHM berufen kann, aber seit ihrer Gründung immer mit der Zeit gegangen ist.

Ein Markenzeichen der gefestigten Band ist es, dass Fluktuationen in fünf Jahrzehnten selten waren. Gefühlt blieben sie fast aus. Jetzt erleben wir einen Wechsel an der Gitarre. Brian Tatler von Diamond Head übernahm den Staffelstab von Gründungsmitglied Paul Quinn und fügt sich hörbar bestens ein. Als Mitglied einer Band, die ebenfalls dem NWoBHM verpflichtet ist, atmet er den Geist von Saxon. Was ein wenig nach Pathos klingt, mag angesichts der feurigen Gitarrenpassagen zutreffen. Saxon bleiben Saxon, wenn man den Gitarren zuhört und dabei vernimmt, wie sich beide Musiker gewissermaßen die Bälle blind zuwerfen. Besondere Hörproben sind bei "Hell, Fire And Damnation" schwer auszumachen, denn für ungetrübten Hörgenuss stehen gleichberechtigt alle zehn Tracks. Viel war von Saxon zu erwarten, doch mit "Hell, Fire And Damnation" übertreffen sich die Akteure selbst. Um an die eingangs beschriebene Passage mit der Titelgestaltung eines Albums im Metal anzuknüpfen., so stehen "Fire And Steel","Pirates Of The Airwaves" und "There’s Something In Roswell" in bester NWoBHM-Tradition.

Die Herkunft des Titels erklärt ebenfalls Sänger Biff: »Als ich ein kleiner Junge war, hat mein Vater das immer gesagt hat, wenn er wütend war: 'Hell, fire, and damnation, what’s tha' been doing now?! Immer dann, wenn ich irgendeinen Mist gebaut habe, wie zum Beispiel Motive in den Küchentisch geschnitzt habe. «Der Titeltrack widmet sich dem Kampf des Guten mit dem Bösen. Er scheint aber nicht nur eine Überlegung aus Kindheitstagen zu sein, sondern auch auf die Gegenwart gut zu passen. »Es gibt viel Musik über die Hölle, den Teufel und das Okkulte. Ich wollte einfach über den Kampf eines jeden zwischen dem Guten und dem Bösen schreiben. Du kannst nicht über den Teufel singen ohne auf die gute Person auf der anderen Seite einzugehen und dieser Song sagt dir einfach 'triff deine Wahl'. Wir alle müssen unsere Entscheidung treffen, ob wir gut oder böse sind. Der Song handelt von dem inneren Kampf.«

Wer mit "Hell, Fire And Damnation" noch mehr Lust auf Saxon bekommen hat, darf sich auf die gemeinsame Tour mit Judas Priest und Uriah Heep freuen. Saxon-Festtage in besten Sinne, dabei unterstützt von zwei weiteren traditionsreichen Bands. Eine Gruppe, die auf die 50 zusteuert und dabei so unverwüstlich und noch dazu innovativ ist, kann man nur mit außergewöhnlichen Attributen versehen.

Vor 40 Jahren (1984 "Crusader") hatten mich Saxon maximal begeistert. Vier Jahrzehnte später haben sie alles Erdenkliche dafür getan, um mich mit neuem Material weiterhin zu verzücken. Selbstredend, dass es dabei nicht bloß um Musik, sondern um ein Lebensgefühl geht, das ich mit vielen Menschen teilen darf.


Line up Saxon:

Biff Byford (vocals)
Doug Scarratt (guitars)
Brian Tatler (guitars)
Nibbs Carter (bass)
Nigel Glockler (drums)
With
Seb Byford (vocals)

Tracklist "Hell, Fire And Damnation":

  1. The Prophecy
  2. Hell, Fire And Damnation
  3. Madame Guillotine
  4. Fire And Steel
  5. There’s Something In Roswell
  6. Kubla Khan And The Merchant Of Venice
  7. Pirates Of The Airwaves
  8. 1066
  9. Witches Of Salem
  10. Super Charger

Gesamtspielzeit: 42:25, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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