«

»

Siena Root / A Dream Of Lasting Peace – CD-Review

Siena Root - A Dream Of Lasting Peace - CD-Review

Nachdem sich mein ehemaliger Kollege Steve so sehr begeistert vom letzten Studioalbum Pioneers der schwedischen Roots-Rocker Siena Root gezeigt hatte, war ich auf den nun veröffentlichten Nachfolger "A Dream Of Lasting Peace" natürlich sehr gespannt. Die Arbeiten daran sollen laut Band bereits im Jahr 2015 – also unmittelbar nach Veröffentlichung der letzten Scheibe – begonnen haben. Die erste Überraschung ereilte mich beim Studieren des Album-Covers – der "Pioneers"-Frontmann Jonas 'Joe Nash' Ahlén ist offensichtlich aus der Band ausgestiegen und wurde durch Samuel Björö ersetzt, was aber die einzige Änderung im Line-up war. Und die zweite Überraschung folgte sogleich, denn – sehr ungewöhnlich für die Skandinavier – sind auf dieser Scheibe keine, sogar kein einziger Gastmusiker vertreten. Das Quintett hatte sich nämlich entschlossen, sich in einem Studio irgendwo mitten im schwedischen Niemandsland einzuquartieren, um dort weitab jeglicher Ablenkung erst gar keine Chance zu haben, den Fokus aus irgendeinem Grund aus den Augen zu verlieren. Zehn neue Tracks mit einer Spielzeit von einer knappen dreiviertel Stunde sind dort entstanden, denen wir jetzt mal genauer auf die Finger schauen möchten.

Alles andere als ein Geheimnis dürfte sein, dass die in den neunziger Jahren in Stockholm gegründete Band ein riesengroßes Herz für Deep Purple hat bzw. sich von den Engländern ganz maßgeblich beeinflusst zeigt. Daran hat sich auch bei "A Dream Of Lasting Peace" nichts geändert, selbst wenn mir hier an der ein oder anderen Stelle ebenso Helden wie Free eine winzige Spur Bad Company vor dem geistigen Auge schwebten. Egal, sowohl 'Mark I' als auch 'Mark II' sind hier ganz klar die deutlichste Inspirationsquelle und das ist ja schließlich nicht unbedingt die schlechteste. Das neue Bandkapitel startet mit dem groovigen Midtempo-Stück "Secrets", das im Prinzip bereits den roten Faden für die komplette Platte legt. Grundsolide Rhythmus-Arbeit, eine agile und wie im Traum zwischen Rhythmus und Lead Gitarre wechselnde Gitarre, ein fetter Orgel-Sound und der melodische Gesang des neuen Vokal-Akrobaten Björö bestimmen das Bild. Direkt danach schließt sich mit "Tales Of Independence" mein persönlicher Favorit an, der die oben genannten Stärken der Band (verfeinert mit tierisch geilen »Uuuh-uuuh-uuuh« Gesängen) auf den Punkt bringt.

Am deutlichsten kommt die Purple-Affinität bei "Growing Underground" zum Tragen, bei dem wirklich jede Facette der Purpurnen zu Anfang der siebziger Jahre vertreten ist. Worin ich Steve allerdings Recht geben muss ist, dass diese Parallelen offensichtlich durchaus gewollt sind. Darüber hinaus muss auch erwähnt werden, dass Siena Root durchaus in der Lage ist, dieser Schublade ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Selbst wenn man bei "The Echoes Unfold" fast unmittelbar an "Child In Time" in abgewandelter Form (ohne die hohen Schreie Ian Gillans) denken muss, so schwingt ein gewisser Freigeist und eine ganz eigene Note über diesen zehn neuen Tracks. Da ist zum einen der schwermütige (allerdings kein 12-Takter) Blues "The Piper Won’t Let You Stay" oder (die größte Überraschung) das von Jazz-Einflüssen durchzogene Instrumental "Imaginarium", die das Gesamt-Kunstwerk Siena Root bzw. "A Dream Of Lasting Peace" schließlich abrunden.

Insgesamt gesehen also erneut eine richtig starke Scheibe der Schweden, die sich weder in puncto Songwriting, Arrangements, Produktion oder spielerischer Umsetzung irgendwas vorwerfen lassen könnten. Eingespielt wurde das Ganze übrigens live und analog, lediglich für die CD-Ausgabe mussten die Tracks digitalisiert werden. Und so sollte der interessierte Hörer sich, laut Aussage der Band, auch unbedingt die Vinyl-Version zulegen, um genau den Sound zu bekommen, der von Siena Root beabsichtigt war.

Also nochmal: Sehr geiles Teil! Schade ist nur, dass ich beim Anhören des Albums nie so ganz die frühen Deep Purple aus dem Kopf kriege und der Band somit zumindest ein Teil ihrer Eigenständigkeit flöten geht.


Line-up Siena Root:

Erik 'Errka' Peterson (organs, keyboards, background vocals)
Matte Gustafsson (guitars, background vocals)
Sam Riffer (bass, percussion, background vocals)
Samuel Björö (lead vocals)
Love Forsberg (percussion, background vocals)

Tracklist "A Dream Of Lasting Peace":

  1. Secrets
  2. Tales Of Independence
  3. Sundown
  4. The Piper Won’t Let You Stay
  5. Outlander
  6. Growing Underground
  7. Empty Streets
  8. No Filters
  9. Imaginarium
  10. The Echoes Unfold

Gesamtspielzeit: 44:07 , Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

3 Kommentare

  1. Manni

    Hmmm. Diese ist nicht mehr nach meinem Geschmack. Die geilen Siena Root Klänge sind irgendwie verloren gegangen. Dies ist eine Kompromissplatte und der Kompromiss gefällt mir nicht …

    1. Markus

      Hi Manni,

      ich kenne nicht alle Alben der Band, war aber aufgrund der Live-Scheibe und dem Auftritt beim Finkenbach Festival über die Kompaktheit der Tracks überrascht. Gut gemacht ist das schon, mir fehlt da nur etwas die Eigenständigkeit.

      Gruß, Markus

      1. Manni

        Hallo Markus,

        dann werd ich dir die demnächst mal vorstellen 🙂

        Gruß, Manni

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>