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Stern Meissen – Konzertbericht, 17.09.2023, Marktplatz Jena

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»Was bleibt nach dem Tode, wenn der Name nicht bleibt? Und wie bleibt der Name, wenn Geschichte er schreibt?« heißt es in dem Lied "Der Kampf um den Südpol" der Stern Combo Meissen. Erschienen ist es 1976, veröffentlicht wurde diese Komposition 1977 auf dem Debütalbum der sächsischen Formation, das nach der Band benannt worden ist.

Die eingängige Melodie mit dem philosophisch angehauchten Text ist so etwas wie eine Erkennungshymne, die auch live ihre Symbolwirkung nicht verfehlt. Gänsehaut pur, wie es die Fans immer wieder betonen. Eingespielt wurde das siebenminütige Stück mit den Musikern Martin Schreier (Schlagzeug), Bernd Fiedler (E-Bass), Norbert Jäger (Percussion), Thomas Kurzhals (Keyboard), Reinhard Fißler (Gesang) und Lothar Kramer (Keyboard).

Unstrittig, dass ein Konzert der Stern Combo Meissen, die sich seit 2020 wieder Stern Meissen nennen, nicht ohne den "Südpol" auskommt. Entdecker und Forscher hatten es der inzwischen dienstältesten deutschen Rockband in den frühen Jahren angetan. Schnell wurde daraus eine Art Alleinstellungsmerkmal und möglicherweise bewegen sich die Mannen um Martin Schreier damit noch heute in einer Art Nische für so manchen Musikliebhaber.
Marin Schreier ist Gründungsmitglied und steht mit seiner Band noch immer auf der Bühne. Der 76-Jährige richtet ein paar Moderationen an das Publikum, steht während des zweistündigen Programmes an den Percussions und singt beim Medley als Solist. Sein Part ist alles andere als der eines Statisten. Er verkörpert dank seiner langjährigen Zugehörigkeit den Geist einer großen Marke im Musikgeschäft.

Axel Schäfer umgeben von Martin Schreier (links) und Frank Schirmer (rechts)

Axel Schäfer umgeben von Martin Schreier (links) und Frank Schirmer (rechts)

30 bis 40 Konzerte bestreiten Stern Meissen heute pro Jahr. In Hochzeiten waren es durchschnittlich 150. Das Konzert am 17. September 2023 in Jena fand am Auftaktwochenende des Altstadtfestes statt. Der Auftritt wirkte wie ein Geschenk zum Fest. Ein voller Marktplatz, darunter in den vorderen Reihen viele Fans, die aus Mitteldeutschland, Berlin und aus Mecklenburg-Vorpommern in die thüringische Universität gekommen waren. Scheinbar mühelos füllten die fünf Musiker mit ihrer Aura die große Bühne. Nach strapaziöser Anreise vom Veranstaltungsort Stralsund gab es zu Beginn ein paar Technikprobleme, die aber nach einer kurzen Pause dank der Techniker schnell behoben wurden.

An diesem Sonntag wollte das ohnehin keinen stören, denn der laue Sommerabend Mitte September war wie geschaffen für ein Konzert mit einer Rocklegende. Im kommenden Jahr feiern Stern Meissen ihren 60. Bandgeburtstag. Dann begrüßen sie als neues Mitglied Michael Lehrmann an der Gitarre. Derzeit gibt es bei ausgewählten Konzerten einen Gastmusiker mit dem Saiteninstrument. In Jena stand die Kernformation mit Martin Schreier (Percussion, Gesang), Manuel Schmid (Gesang, Keyboards) Frank Schirmer (Schlagzeug, Percussion), Axel Schäfer (Bass) und Sebastian Düwelt (Keyboards) auf der großen Bühne.

Stern Meissen spielten folglich ihren fulminanten Artrock ohne Gitarren, dafür mit acht Tasteninstrumenten. Das waren vier Tastenformationen zu jeder Hälfte, die Sänger Manuel Schmid und Keyboarder Sebastian Düwelt bedienten. Einsatz war bei jedem Musiker des Ensembles großgeschrieben. Immer mit im Mittelpunkt und ein Ausdruck der Spielfreude war Axel Schäfer mit seinem satten Bass. Wie ein Trumpf zauberten die Sterne außerdem ihren Satzgesang hervor, der den Jenaer Marktplatz spürbar in eine besondere Atmosphäre tauchte.

Sänger Manuel Schmid

Sänger Manuel Schmid

Die Band legte los mit "Der weite Weg". Der gleichnamige Titeltrack des 1979er Albums erinnerte daran, dass die Stern Combo Meissen im gleichen Jahr ihren ersten Auftritt in Jena hatte. Darauf machte Marin Schreier eingangs aufmerksam. Ebenfalls 1979 ist "Was bleibt" erschienen. Den dritten Titel aus dem Set widmeten Schreier & Co. ihren verstorbenen Musikerkollegen. Stellvertretend erwähnte Martin Schreier Thomas Kurzhals (Keyboard) und Reinhard Fißler (Gitarre, Gesang).

Ein Konzert mit Stern Meissen lebt vom Nebeneinander der monumentalen Stücke aus vergangenen Zeiten und der modernen Klänge. Moderne Lieder entstanden zu jener Zeit, als die Combo schon einmal Stern Meißen hieß und ab 1983 Ralf Schmidt alias IC Falkenberg als Frontmann hatte. Die Band hatte damals einen guten Stand in den Hitparaden des Rundfunks. Für die Fans der ersten Stunde war die Entwicklung aber gewöhnungsbedürftig. Geschuldet  war der veränderte Trend der Neuen Deutschen Welle, die natürlich vor dem Osten Deutschlands nicht halt machte. Im aktuellen Konzertprogramm sind Titel wie "Schnee und Erde" (1985) und "Was fang ich an" (1985) alles andere als Fremdkörper. Sie bilden eine Schnittmenge für die Fans aus unterschiedlichen Generationen.

Ein Herz für Stern Meissen: Gründungsmitglied Martin Schreier

Ein Herz für Stern Meissen: Gründungsmitglied Martin Schreier

»Neue Fans gewinnen wir ausschließlich über die Konzerte«, weiß Wolfgang Reinhardt. Der Bandbetreuer steht während eines Konzertes am Merchandising-Stand und nahm sich in Jena Zeit für ein Gespräch mit RockTimes So war ihm zu entlocken, dass die Begriffe Stern Combo Meissen und Stern Meissen heute gleichberechtigt nebeneinander stehen. Auf Aufklebern und Werbeträgern steht Stern Meissen. »Wir haben auf die Combo verzichtet, weil junge Menschen sonst davon ausgehen könnten, es handelt sich um eine Blasmusikkapelle«, so Reinhardt.
Das jüngste Studioalbum heißt Freiheit ist (2020). Daraus war der Titelsong zu hören. Der 39-jährige Sänger Manuel Schmid, ein gebürtiger Thüringer, verkörpert das Miteinander der Generationen. Seine Art im Umgang mit Kollegen und Fans ist ein Beleg für die Bodenständigkeit von Stern Meissen.

Ein Konzert mit Stern Meissen ist ein Erlebnis für die Sinne. Viele Menschen verbinden damit persönliche Erinnerungen. Damit ist ein Live-Vergnügen stets eine emotionale Angelegenheit. Die Musiker stehen für Professionalität und für Spaß im Umgang mit ihrer Passion. Ein spezielles Programm zum 60. Bandgeburtstag wird es im kommenden Jahr nicht geben. Das Repertoire ist groß genug, um je nach Anlass einen würdigen Rahmen abrufen zu können.

RockTimes bedankt sich sehr herzlich bei Manager Detlef Seidel für die Akkreditierung in Bühnennähe.


Line-up Stern Meissen:

Martin Schreier (Percussion, Gesang)
Manuel Schmidt (Gesang, Keyboards)
Frank Schirmer (Schlagzeug, Percussion)
Axel Schäfer (Bass)
Sebastian Düwelt (Keyboards)

 

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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