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The Petards / Pet Arts – Doppel-LP-Review

The Petards - "Pet Arts" - Doppel-LP-Review

Mit "Pet Arts" schließt Bear Family Records die Reihe mit Wiederveröffentlichungen der Alben von The Petards, zu ihrer Zeit eine der besten und fleißigsten Bands aus Deutschland, ab. Sowohl das Debüt A Deeper Blue, als auch die dritte Platte Hit Shock konnten auch bei uns absolut punkten, während das zweite Werk "The Petards" leider nicht seinen Weg in unsere Redaktion fand. Das Jahr 1970 war für die Band sehr gut gelaufen, denn nicht nur "Hit Shock" war sehr erfolgreich, sondern neben den vielen ’normalen' Live-Auftritten fand das Quartett sogar noch die Zeit, in Bremen sowie auch im Ruhrgebiet Theater-Engagements anzunehmen und durchzuziehen. Mit der vierten Scheibe "Pet Arts" kamen deutliche Veränderungen, denn zum ersten Mal ging es einerseits ohne den Stammproduzenten Siggi Loch und andererseits auch nicht wie gewohnt in die Trixi Studios in München. Vielmehr quartierten sich die Musiker in den Dierks Studios in Stommelen ein. Die Produktion übernahmen The Petards (unter der Federführung von Klaus Ebert) diese Mal selbst.

Was auch drastische musikalische Änderungen mit sich brachte. Startet die erste Seite dieses Doppel-Vinyls noch mit eher konventioneller Rock-Musik, deutet sich jedoch bereits bei "Cowboy" eine deutliche Tendenz in Richtung Psychedelic an. Einflüsse daraus gab es zwar auch schon auf dem Vorgänger, zeigten sich jedoch noch deutlich verhaltener. Davon abgesehen sind Tracks wie "Don’t You Feel Like Me", "Good Good Donna" oder "Rainy Day" gewohnt stark und glänzen durch sehr gutes Songwriting. Spätestens mit dem die zweite Seite startenden "Medley…" ist die neue Mucke jedoch nicht mehr von der Hand zu weisen. Eine sehr verzerrte Gitarre nimmt die dominante Rolle bei dieser Nummer ein, während die Band deutlich härter rockt, als je zuvor. Der Psychedelic Rock der amerikanischen Westküste hat seine Spuren hinterlassen und wirkt sich auch dahin gehend aus, dass es sich wiederholende Passagen gibt, bei denen beispielsweise der Gesang lediglich durch das Schlagzeug unterstützt wird. Klasse gemacht.

Die Zeiten der Beat-Musik waren für The Petards also definitiv vorbei, was sich jedoch in keinster Weise negativ auswirkt, denn nicht nur sind die vorgelegten Songs bärenstark, sondern auch die Produktion und der Gesamtsound lassen keine Wünsche offen. Für Experimente stand die Tür meilenweit offen, ein Umstand, den die Band auch mit offenen Armen entgegen nahm und sich kreativ nach allen Regeln der Kunst austobte. Stücke wie "Flame Missing Light" sind Paradebeispiele der psychedelischen Musik, die dennoch melodiös bleibt und zu keinem Zeitpunkt an Spannung verliert. Zwei Tracks dieses Doppel-Albums wurden von Dieter Eberle produziert, wobei des sich bei dem ersten um "On The Road Drinking Wine" handelt (das zweite Stück ist "Baby Man"). Wahrscheinlich waren diese beiden Songs für eine Single-Auskopplung gedacht, da sie dafür nicht nur entsprechende Laufzeit haben, sondern insgesamt songorientierter und eingängiger sind.

Im Anschluss an dieses Album verließ Klaus Ebert die Band jedoch, um einen Produzenten-Job anzunehmen – was die Band nie kompensieren konnte. Sowohl Ray King als auch Bernd Wippich kamen als Ersatz und 1972 wurde sogar noch das Album "Burning Rainbows" aufgenommen, das von der Plattenfirma jedoch nicht mehr veröffentlicht wurde (die Scheibe wurde erst 1981 von der Bear Family auf den Markt gebracht). Schade eigentlich, dass "Burning Rainbows" nicht auch Bestandteil dieser Vinyl-Serie ist. Im Herbst 1972 lösten sich The Petards offiziell auf.

Dennoch Kompliment an das Label, das hier nochmal die Schätze einer großartigen Band wieder an die Öffentlichkeit gebracht hat. Alle drei mir bekannten Werke sind durch die Bank empfehlenswert, wobei das hier reviewte "Pet Arts" mein Favorit ist.


Line-up The Petards:

Klaus Ebert (guitars, vocals)
Horst Ebert (guitars, vocals)
Roger Waldmann (bass)
Arno Dittrich (drums)

Tracklist "Pet Arts":

Side 1:

  1. Don’t You Feel Like Me
  2. Good Good Donna
  3. Rainy Day
  4. Fowling
  5. Cowboy

Side 3:

  1. Too Many Heavens
  2. Flame Missing Light
  3. On The Road Drinking Wine

Side 2:

  1. Medley: Willie’s Gun/
  2. Windy Nevermore
  3. Long Way Back Home
  4. Big Boom

Side 4:

  1. Baby Man
  2. Spectrum
  3. Hello, My Friend

Gesamtspielzeit: 16:00 (Side 1), 17:12 (Side 2), 17:01 (Side 3), 16:06 (Side 4), Erscheinungsjahr: 2019 (1971)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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