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The Vegabonds / V – CD-Review

The Vegabonds - "V" - CD-Review

So wahnsinnig oft kommt es gar nicht vor, dass RockTimes eine Band von ihrem ersten Album an den gesamten Weg (inklusive aller Alben) bis in die Gegenwart begleitet. Eine der Ausnahmen stellt die aus dem Süden der USA stammende Band The Vegabonds dar. Nicht nur das Debütalbum, der Nachfolger Southern Sons und das vorerst letzte Werk What We’re Made Of landete in unserer Redaktion, sondern obendrein auch noch eine filmische Visitenkarte, während mein ehemaliger Kollege und Southern-Rocker vor dem Herrn, Steve, es sich nicht nehmen ließ, den fünf Musikern auch mal in Form eines Interviews auf den Zahn zu fühlen. Die Reaktionen in unserem (RockTimes-) Haus, aber auch insgesamt bei den Musikfans waren bisher sehr positiv, was eine Band natürlich auch voran treibt und – wie im Falle von The Vegabonds – die Lust auf Konzertreisen nach Europa schürt. Und soviel sei schon mal verraten: Die Amerikaner werden (wenn alles nach Plan läuft im Sommer/Herbst) auch in diesem Jahr wieder die deutschen Bühnen beackern.

Mit "V" liegt mir nun auch das brandneue Album vor, aber wer denkt, dass wir es hier mit der fünften Scheibe zu tun haben (tatsächlich ist es das vierte Album), der hat sich verzählt. Eventuell ist das sogar der Band selbst passiert, eventuell hatte sie ihre EP RCA Studio B mit auf der Rechnung oder vielleicht steht der Albumname auch nur als Synonym bzw. kurze Form des Bandnamens? Aber genug der Spekulationen, denn was am Ende zählt, ist schließlich die Musik. Und die ist, wie von dem Quintett gewohnt, wieder sehr melodisch, von den Kompositionen vielseitig und teilweise durchaus schlagkräftig ausgefallen. Mit "Partyin' With Strangers" startet erwartungsgemäß ein waschechter Rocker diesen Silberling, selbst wenn dieser zunächst gemäßigt und etwas wehmütig beginnt. Spätestens nach 35 Sekunden ist es allerdings vorbei mit der Tristesse, die Gitarren hauen spritzige Riffs raus, die Drums von Bryan Harris hämmern im Hintergrund, der Bass von Paul Bruens sorgt für die Bodenhaftigkeit und die zusätzlichen Farbtupfer sowie die sehr 'warme' Atmosphäre werden von Beau Coopers Orgel kreiert.

Personell gab es keine Veränderungen, was einer Band meistens gut tut. Denn alleine schon vom Zusammenspiel der fünf Musiker geht ein ganz besonderer Vibe aus, der sich unbedingt auf den sehr kompakten sowie homogen klingenden Gesamtsound auswirkt. Dennoch, bei manchen der acht Tracks (wie beispielsweise "I Ain’t Having It") habe ich mich selbst dabei ertappt, dass sie mir fast schon zu melodiös waren, vielleicht fast schon zu mainstreamig. Eingespielt ist das auf hohem Niveau und es klingt auch sehr gut, vielleicht sind mir hier und da die Refrains einfach ein bisschen zu süßlich und ich vermisse die eine oder andere Ecke und Kante. Aber das ist natürlich jammern auf hohem Niveau, denn die Tracks sind allesamt klasse komponiert sowie arrangiert, Daniel Allen nach wie vor ein Klasse-Frontmann und Richard Forehand der vielseitige Meister der Saiten. Am Songwriting waren dieses Mal neben dem allgegenwärtigen Allen vor allem auch Forehand und Beau Cooper beteiligt, was die Scheibe nach vielen vorherigen Alleingängen des Sängers sicherlich ebenfalls beeinflusst hat.

Letzten Endes muss ich gestehen, dass mir das Vorgänger-Album "What We’re Made Of" doch ein Stück besser gefallen hat. Denn selbst wenn hier bärenstarke Nummern wie das bereits erwähnte "Partyin' With Strangers", "Traveling Man", "When The Smokes Clears Up" oder das abschließende "Help Is On The Way" am Start sind, sind mir Tracks der Marke "Everything I Need" einfach ein Stückchen zu glatt und gefällig ausgefallen. Live auf der Bühne mag das jedoch wieder ganz anders klingen, weshalb man die Augen hinsichtlich der kommenden Tour offen lassen sollte.

The Vegabonds haben mit "V" beileibe ein gelungenes Album abgeliefert, das für meinen Geschmack allerdings auch ein paar bereits erwähnte Schwächen hat. Dazu ist es mit weniger als 35 Minuten doch ein wenig kurz geraten. Die Platte wird ganz sicher ihre Freunde finden, wenn sie anstatt einer (erwartet) bärenstarken jedoch nur zu einer guten geworden ist.


Line-up The Vegabonds:

Daniel Allen (rhythm guitars, lead vocals)
Richard Forehand (lead guitars, pedal steel, mandolin, background vocals)
Beau Cooper (piano, organ)
Paul Bruens (bass)
Bryan Harris (drums)

Tracklist "V":

  1. Partyin' With Strangers
  2. Generation Of Happiness
  3. I Ain’t Having It
  4. When The Smoke Clears Up
  5. Everything I Need
  6. Best I Can
  7. Traveling Man
  8. Help Is On The Way

Gesamtspielzeit: 34:15, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

4 Kommentare

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  1. Stefan

    Hi Markus,

    die neue Live-Scheibe kenne ich noch nicht. Gemeint war das letzte Studio-Album, das – offensichtlich noch in alter Besetzung eingespielt – schon deutlich gemäßigter rüber kam, als das siedend heiß brodelnde Vorgängeralbum " Glory Bound".

    Gruß
    Stefan

    1. Markus Kerren

      Ja, wobei ich das letzte Studioalbum von Robert Jon & The Wreck auch noch sehr gut fand. Und zwischen eben diesem und "Glory Bound" war dann noch "Good Life Pie", die ebenfalls bärenstark war.

  2. Stefan

    Markus, Deiner Sicht der Dinge kann ich mich nur anschließen. Das klasse Vorgängeralbum "What we’re made of" hat deutlich mehr Ecken und Kanten. Die Southern-Einflüsse kommen auf der neuen Scheibe merklich weniger zur Geltung. (das Gleiche gilt auch für die neue CD von Robert Jon & Wreck). 8 Songs und 34 Minuten sind schon etwas schwachbrüstig. Was bleibt ist aber trotzdem ein richtig guter Silberling einer Band, die einfach Spaß macht und deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Bleibt zu hoffen, dass die Vegabonds auch mal nach Süddeutschland kommen.

    1. Markus

      Hi Stefan,

      danke für deinen Kommentar.

      Was Robert Jon & The Wreck betrifft (ich gehe mal davon aus, dass du von der neuen Live-Scheibe sprichst?), da geht es mir ähnlich. Allerdings kommen die dann für meinen Geschmack noch deutlich erdiger rüber. Es gab halt auch einen großen Einschnitt, weil seit dem letzten Studioalbum gleich zwei entscheidende Bandmitglieder ersetzt wurden. Schade drum, aber ebenfalls immer noch richtig gut (das Review dazu folgt in Kürze).

      Cheers,
      Markus

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