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V.A. / Santa Swings …the Windup – CD-Review

V.A. / Santa Swings ...the Windup

Alle Jahre wieder, der dicke Stapel von Platten zur Weihnachtszeit wird immer dicker. Und auch dieses Jahr trägt Bear Family Records dazu bei und, wie man es gewohnt ist, natürlich mit einer besonderen und außergewöhnlichen Kompilation. So lautet der Untertitel "27 Christmas Stockings Full Of Shellac Dust«". Siebenundzwanzig Songs also, sie stecken in Strümpfe, die voller Staub von Shellack-Platten zu sein scheinen.

Musik, seinerzeit gepresst auf Tonträgern aus einer Mischung aus Schellack, Schiefermehl, Ruß und Baumwollflocken, abspielbar mit achtundsiebzig Umdrehungen in der Minute. Darauf bezieht sich dann auch der Plattentitel "Windup". So wurde das Abspielgerät genannt, dass mittels einer Kurbel in Gang gebracht wurde.

Hinsichtlich der Musik treffen wir auf swingenden Jazz, aufgenommen zwischen 1929 (Joe Turner And His Memphis Men) und 1949 (Monette Moore, Ray McKinley). Einen Bonustrack gibt es von Joel Cowan And Thornel Swartz, der stammt aus 1958. Ansonsten finden wir jede Menge bekannter Namen, wie Glenn Miller, Paul Whiteman, Louis Armstrong, Charlie Barnet, Count Basie, Ella Fitzgerald, Louis Prima, aber auch nicht so geläufige, wie Putney Dandridge, Jimmy Ray, Stew Pletcher, Alvino Rey.

Wir starten im Jahre 1936 mit Louis Prima And His New Orleans Gang. Den Mann werden vielleicht Einige kennen mit seinem späteren Hit "Buono Sera", hier ist man sogleich in swingender Stimmung, diese hält dann auch an, denn mit Louis Armstrong treffen wir auf den nächsten Bekannten, wenn er singt "I Hope Gabriel Likes My Music". Einige Stücke werden von ganz bekannten Interpreten*innen gesungen, sie sind in der Tracklist jeweils nicht aufgeführt. Und so stellt Count Basie auf Track Fünf die bekannte Sängerin Helen Humes vor.
Später können wir noch Jack Teagarden und Johnny Mercer hören mit Paul Whiteman And His Orchestra und der damalige Teenager Ella Fitzgerald veredelt mit ihrem Gesang "There’s Frost On The Moon" vom Chick Webb Orchestra.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz, exemplarisch verweise ich auf "Santa’s Secret" von Johnny Guarnieri with Slam Stewart. Santa scheint hier wohl unter Drogen gestanden zu haben, na ja, 1944 war das….

Wie gewohnt, gibt es im zwanzig Seiten starken Booklet Einiges zu lesen zu den einzelnen Interpreten*innen, das sehr lehrreich ist und eine sehr gute Ergänzung zur Musik darstellt. Zwischenzeitlich bin ich mit der Zeitmaschine beim ältesten Song aus 1929 gelandet und erfahre nunmehr aus dem Booklet, dass es sich bei Joe Turner And His Memphis Men um ein Pseudonym handelt und zwar verwendet von Duke Ellington And His Orchestra. Bereits hier kann man den später für die Band so wichtigen Musiker Johnny Hodges hören – an der Klarinette.

Sogar des Komponisten Tschaikowsky hat man sich bedient, mit "Bounce Of The Sugar Plum Fairy", nun in einer swingenden Jazz-Adaption. Auch Folklore aus Schottland wurde integriert, die Hymne "Auld Lang Syne" erklingt von Don Redman And His Orchestra. Und schon sind wir beim Bonus-Song angekommen, "Bells Of Auld Lang Syne" von den beiden Gitarristen Joel Cowan und Thornel Swartz, aufgenommen 1958. Deshalb denke ich, dieser Song wird wohl nicht mehr auf Schellack-Platte erschienen sein, oder? Die Kompilation wird also beendet mit einem feinen Rhythm & Blues-Shuffle. Im Begleittext zu diesem Lied wird empfohlen, sich noch einen Eiergrog zu genehmigen! Wahrlich, eine etwas andere Kompilation zur Weihnachtszeit, sehr angenehm, mal nicht immer das Übliche zu finden!


Tracklist "Santa Swings …the Windup":

  1. Louis Prima And His New Orleans Gang – What Will Santa Say (When He Finds Everybody Swingin')
  2. Bob Crosby And His Bob Cats – Blow Blow Thou Winter Winds
  3. The Ramblers Orchestra – Let It Snow! Let It Snow! Let It Snow!
  4. Louis Armstrong And His Orchestra – I Hope Gabriel Likes My Music
  5. Count Basie And His Orchestra – And The Angels Sing
  6. Monette Moore – Peace, Sister, Peace
  7. Glenn Miller And His Orchestra – Jingle Bells (Chesterfield Broadcast)
  8. Charlie Barnet And His Orchestra – Ring Dem Bells
  9. Paul Whiteman And His Orchestra – Christmas Night In Harlem
  10. Johnny Guarnieri with Slam Stewart – Santa’s Secret
  11. Chick Webb And His Orchestra – There’s Frost On The Moon
  12. Louis Armstrong And His Orchestra – Snow Ball
  13. Putney Dandridge And His Orchestra – Santa Claus Came In The Spring
  14. Jan Savitt And His Tophatters – And The Angels Sing
  15. Jimmy Ray And His Orchestra – I Told Santa To Bring Me You
  16. Stew Pletcher And His Orchestra – I Hope Gabriel Likes My Music
  17. Joe Turner And His Memphis Men – Freeze And Melt
  18. Bob Chester And His Orchestra – Winter Weather
  19. Teddy Wilson And His Orchestra – Sugar Plum
  20. Alvino Rey And His Orchestra – Santa Claus Is Comin' To Town
  21. Ray McKinley And His Orchestra – Little Jack Frost Gets Lost
  22. John Kirby And His Orchestra – Bounce Of The Sugar Plum Fairy
  23. Vincent Lopez And His Suave Swing Orchestra – (You’re Just) As Cute As Christmas
  24. Stuff Smith And His Onyx Club Boys – Robins And Roses
  25. Orchestra Bill Harty – Jingle (Bingle) Bells
  26. Don Redman And His Orchestra – Auld Lang Syne
  27. Joel Cowan And Thornel Swartz – Bells Of Auld Lang Syne

Gesamtspielzeit: 78:00, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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