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Wytch Hazel / III: Pentecost – CD-Review

Wytch Hazel - III: Pentecost

Wytch Hazel sind anscheinend fanfreundlich bei der Betitelung ihrer Alben, denn alle drei sind nummeriert in römischen Ziffern, damit wissen dann alle, die wievielte Veröffentlichung es nun ist. Die dritte heißt "III: Pentecost" (nicht zu verwechseln mit "Pentecost III", das ist ein Werk von Anathema). Pentecost ist der 50. Tag der Osterzeit, also Pfingsten.
Zwei Jahre sind vergangen seit II: Sojouner, das Debüt kam zwei Jahre früher, auch dieser Abstand erscheint angemessen, keine zu lange Wartezeit, aber auch kein Schnellschuss, der vielleicht enttäuschen würde.

Auf dem Cover befindet sich ein Schwert und ein Stein, noblerweise gibt es noch einen Pappschuber, darauf ist ein Schwert und eine Krone (wie auf der CD selbst). Klar, das lässt (mich) an König Arthur denken, den legendären britischen König.
Haben also Wytch Hazel nun Excalibur erfolgreich aus dem Stein gezogen und damit (musikalische) Würde erlangt? Kommt "III: Pentecost" zu ihren Anhängern wie der Heilige Geist zu den Aposteln und Jüngern Jesu?

Die Scheibe ist auf jeden Fall stark geworden, heavier (liegt das an der Lederweste, die einer der vier auf dem Foto über den mittelalterlichen Gewändern trägt?), doch ohne die bisherige stilistische Ausrichtung zu sehr zu verändern. Wie schon auf dem Vorgänger, gibt es (britischen) Hard Rock und Folk (Rock). Auch auf "III: Pentecost" kommen die folkigen Elemente in der zweiten Hälfte der CD mehr zum Vorschein.
Dies fängt etwa an mit "Sonata", ein von Cello dominiertes Instrumental, das die Scheibe in der Mitte angenehm auflockert. "Reap The Harvest" beginnt mit Regen, in den sich ein dezenter Todesmarsch mischt, dann setzt das Piano ein, bevor es rockig wird. Auch zwischendurch und am Ende lockern sanfte Tastentöne auf und machen diesen Song stark und abwechslungsreich, zu einem kleinen Kunstwerk. Ebenso schwanken die Lyrics zwischen düsteren (Endzeit-)Visionen und der hoffnungs-/glaubensvollen Aussage »Death is coming – I will not be afraid«.

Aber das ist bei Weitem noch nicht alles, was "III: Pentecost" zu bieten hat. Da ist beispielsweise noch das melancholisch-schöne "The Crown". Oder das finale "Ancient Of Days", das eingeleitet wird durch von einer Frauenstimme gesprochene Worte, zunächst eine mystische Stimmung erzeugt, um danach sowohl härtere als auch harmonische Elemente zu bieten.
Wie diese Beispiele zeigen, zeichnen viele Feinheiten das Songwriting aus, macht die Stücke lebendig und spannend.Bei den eher rockigen Stücken gibt es ebenfalls einiges zu entdecken (ob das lässig-einschmeichelnde "Spirits And Fire", das flotte "I Am Redeemed" oder "Archangel" mit seinen ruhigen Parts).

Darüber hinaus wirkt die Musik wohltuend zeitlos, zwar verwurzelt in den 70ern, aber dennoch frisch. Ebenso sind die christlichen Lyrics angenehm unaufdringlich. Wytch Hazel positionieren sich zwar klar, versuchen jedoch nicht zu missionieren bzw. andere zu kritisieren. Sie schildern ihren Weg, die Überwindung des Bösen (Satan) in positiver Weise.
Wenn das Ganze dann noch musikalisch so gelungen ist, gibt es nicht zu meckern. Egal ob es die harmonischen Gitarren sind, der klare Gesang von Colin oder die immer wieder eingestreuten sanften Momente, die für Auflockerung sorgen. Nicht zu vergessen: die großartigen Melodien.
Erneut bewegen sich die Briten irgendwo zwischen NWOBHM, Folk (mit etwas Mittelaltertouch dabei) und (durchaus zeitgemäß wirkendem) Rock mit Tendenz zum Metal.

Fans von Thin Lizzy und ähnlichen Bands dürften sich mehr an der ersten Hälfte erfreuen während die zweite dann mehr für Anhänger von Pagan Altar und Konsorten ist (ist nur hier halt nicht 'pagan' sondern 'protestant'). Wytch Hazel gelingt es, mehrere Stilrichtungen zu vereinen und daraus eindrucksvolle Musik zu machen, die schubladenübergreifend einige ansprechen dürfte.
Der Inhalt von "III: Pentecost" hält was der erste äußere Eindruck versprochen hat, hier ist einiges edel und hat eine Krone verdient.


Line-up Wytch Hazel:

Colin Hendra (guitars, vocals, drums -#9)
Alex Haslam (guitars)
Andy Shackleton (bass)
Jack Spencer (drums)

David Hendra (cello –#3,6,8,9)
Deidre Trueman (narration -#10)

Tracklist "III: Pentecost":

  1. He Is The Fight (3:44)
  2. Spirit And Fire (4:32)
  3. I Am Redeemed (3:52)
  4. Archangel (4:22)
  5. Dry Bones (5:06)
  6. Sonata (3:01)
  7. I Will Not (4:01)
  8. Reap The Harvest (4:44)
  9. The Crown (4:19)
  10. Ancient Of Days (5:07)

Gesamtspielzeit: 42:48, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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