«

»

Aqua Fragile / Moving Fragments – CD-Review

Aqua Fragile / Moving Fragments – CD-Review

Manchmal bekomm ich CDs zugeschickt, die man nicht gleich versteht. Da muss ich dann sehr tief in die Materie eintauchen, um die 'Musik' zu begreifen. Das trifft gerade auf das aktuelle Album von Aqua Fragile zu.

Beim Studieren des Booklets fielen mir Namen auf, die mir schon des Öfteren untergekommen sind, gerade was italienischen Progressive/Art Rock betrifft. Allen voran der Sänger Bernando Lanzetti sowie Gitarrist Claudio Tuma, dann Sängerin Rossella Volta und Gastmusiker David Jackson (King Crimson).

Nun zur Musik und die fängt schon mal sehr angenehm an. In sphärischen Gefilden bewegen sich die Keyboards und dann kommt die außergewöhnliche Stimme von Bernando zum Einsatz, der mit seinem intensiven Gesang mit den Gefühlen spielt. Sein tieferer Sopran mit dieser höheren Zweitstimme ähnelt dem Gesang von Chris Farlowe. Der Song baut sich langsam geschmeidig auf, untermalt mit leichtem Marschrhythmus und wechselnder Instrumentierung, die auf Situation und Stimmung eingeht, dabei den Grundrhythmus aber beibehält. Eine leicht verzerrte Gitarre beendet das Stück leicht rockig.

Was sie sich bei diesen Titel wohl gedacht hatten? "White Horse On Dope". Die Lyrics geben ein wenig Aufschluss: Ein psychedelischer Traum von einem Mädchen, das im tiefen Wald gefangen gehalten wird und sich vorerst nicht befreien kann. »Ride that white horse on dope | You’re the glorious ghost girl | But  surely | Cant’t make it back | Won’t make it back | Back home ". «. Das alles wird dezent proggig und rockig untermalt und mit Lanzetti in der Erzählerrolle taucht man schnell in dieses fiktive Märchen ein.

Schräg theatralisch wird es bei "Malo Bravo". Da es auf Italienisch gesungen wird, kann ich leider die Story dahinter nicht verfolgen. Musikalisch geht es in die dunkle und schwermütige Folklore. Da zieht sich die Melodie des Schifferklaviers dahin und passend dazu die tiefe Stimme mit einem kleinen Schimmer der Synthesizer-Sequenzen.
Bei der Ballade "La intellienza artificiale" hört man erstmals die wunderschöne klare Stimme mit leichten Vibrato von Rossella Volta.

"Aqua Fragile" wurden in Parma gegründet und  hatten ihr Debüt 1973, auf dem Lanzetti und Canavera als Gründungsmitglieder wie jetzt auf "Moving Fragements" agierten. In den vielen Jahren wurden lediglich drei offizielle Veröffentlichungen eingespielt, die letzte 2017 mit dem Namen "A New Chant".

Flotter und vertrackter wird es bei "Black Drone" und das ist kein Wunder, da es sich nach King Crimson anhört. Als Gastmusiker an Saxophon und Flöte agiert David Jackson! Die Nummer entpuppt sich als reiner Hörgenuss, das ist Progressive Rock auf hohem Niveau und auch Claudio Tuma an der Gitarre brilliert ganz toll. Die Breaks kommen haarscharf und der Chor im Hintergrund verleiht den nötigen Bombast.

Am Schluss noch zwei verschiedene Gesichter der Band Aqua Fragile. Als italienischer Rocker rollt "Il Suono Della Voc" dahin und zeigt die andere Seite von Rossella Volta, die sich hier als coole kräftige Rockröhre präsentiert. Ganz nett. Den Schlusspunkt setzt "Limerence Etheraeal", eine kleine progressive Oper, die verschiedene 'fotografische' Szenen durchläuft. Ein schwerer Brocken, wenn man dann noch die Geschichte dahinter verfolgt. Musikalisch leider ein wenig langweilig.

Alles in allem ein schwieriges Album, in das man sich richtig reinhören und beschäftigen muss. Und trotzdem hat man nach dem Hören den Eindruck, dass da etwas fehlt. Es ist jetzt keine schlechte Musik und auch keine schlechten Kompositionen, auch die Qualität ist hoch; es sind eher die "Moving Fragments", nichts Durchgängiges – wie auf dem interessanten und zum Entdecken einladendem Cover zu erkennen. Da ewas biblisches, mittig ein prunkvolles Karussell, ein futuristischen Wahrsager und eine neuzeitige schwarze Drohne. Genauso so unterschiedlich ist die Musik.


Line-up Aqua Fragments:

Bernardo Lanzetti (lead vocals, guitar, Glovox)
Stefano Pantaleoni (keyboards)
Claudio Tuma (guitars)
Rossella Volta (vocals)
Franz Dondi (bass)
Piero Canavera (drums & percussion, vocals)

With:
Stef Burns (guitar – #2)
Brian Belloni (guitar – #4)
Davide Piombino (7-string guitar – #5)
David Jackson (saxophone & flute – #6)
Gigi Cavalli Cocchi drums – #1,6)
Sergio Ponti (drums – #4,9)

Tracklisting "Moving Fragments":

  1. Her Shadlows Torture (5:52)
  2. White Horse on Dope (4:08)
  3. Moving Fragments (3:03)
  4. Malo Bravo (4:50)
  5. IA – Intelligenza Artificiale (4:07)
  6. Black Drone (3:52)
  7. DD Danz (4:16)
  8. Il Suono della Voce (5:05)
  9. Limerence Ethereal (5:58)

Gesamtspielzeit: 41:11, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Achim Mayinger

Genres: Beat, Classic Rock, Hard'n'Heavy, Progressive Rock

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>