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Asbest / Driven – CD-Review

Asbest - Driven

Das meint Wikipedia zum Werkstoff Asbest: »Aufgrund der inzwischen eindeutig festgestellten Gesundheitsgefahren, die von Asbest ausgehen, ist der Einsatz heute in vielen Staaten verboten, unter anderem in den USA, der EU und der Schweiz.(seit 1990).«
Seit Januar 2018 gibt es in der Schweiz die Band Asbest und deren Musik ist ähnlich gesundheitsgefährdend.

Junge, die Debüt-LP ist ein wirklich harter Brocken. Gemein, fies, alles niederschmetternd überrollt den Zuhörer diese knappe dreiviertel Stunde vertonten Wahnsinns.
Menschen die nichts mit Crust, Noise Rock, Drone Doom oder ähnlichen anfangen können brauchen jetzt gar nicht weiter zu lesen. Sollte aber bei einem der Begriffe die Augenbraue aufzucken, könnte dieses Trio vielleicht genau das nächste große Ding werden.

"Driven" so der Name der Scheibe, ist keine dieser CDs die man so nebenbei, zum Abschalten nach einem langen Tag einlegt. Nein, "Driven" zwingt einen förmlich hinzuhören, mitzuleiden, Hass auf alles und jeden zu entwickeln.

Selbstzerstörung, ja, das ist das Wort, das einem die ganze Zeit über durch den Kopf geht.

Mit "Driven" fängt die Scheibe noch recht harmlos an. Und sollten Neulinge, die Asbest noch nicht kennen mal ein Ohr riskieren wollen, dieser Track ist noch der nahbarste der CD und mein persönliches Highlight mit seinen spitzen Schreien. Aber auch "Pillar" mit seinem doomigen Schleifen und Kriechen ist ein kleines Meisterwerk. Allerdings muss man sich an den ziemlich monotonen, wehklagenden Gesang gewöhnen. Ehrlich gesagt hat es auch bei mir den einen oder anderen Durchlauf gebraucht um mich daran zu gewöhnen. Hat das aber mal geklappt und man kann sich darauf eingelassen…naja, dann erwartet einen ein Hörerlebnis, das einem eine Horror-Landschaft vor das geistige Auge projiziert, die einem Clive Barker nahekommt. Krank, verstörend, aber dennoch irgendwie auf seine Art und Weise schön.

Danach wird die Scheibe zu einem wahren Malstrom der Hoffnungslosigkeit, der dich in einen finsteren Abgrund zerrt und nicht wieder herauslässt. Beim Hören dieser vertonten Katharsis überkommt mich immer wieder das Gefühl, mich unter einer tonnenschweren Atmosphäre zu bewegen, so niederschmetternd und gewaltsam ist diese Musik. Besonders der dritte Track "Means Of Reproduction" mit seinem immerwährenden Basslauf, bereitet fast schon körperlichen Schmerz. Wenn ich mal einen Vergleich setzen soll, dann erinnert es ein wenig an Projekte wie Tumor Circus, die ja nicht minder nervenzerrend waren.

Aufatmen, bzw. ein kleiner Lichtblick in diesem schwarzen Kosmos bietet lediglich das kurze Piano Stück "I Need A Spacesuit To Leave My Home". Danach geht es nicht minder dramatisch und nicht weniger anstrengend weiter.

Allerdings sollte man nicht glauben, hier nur Krach zu hören bekommen, nein, immer wieder schleichen sich geradezu fesselnde Melodien aus der ganzen Noise-Kaskade ein, die ebenso schön wie verstörend sind.

Mir drängt sich zum Schluss nur noch die Frage auf, was soll jetzt als Nächstes kommen? Wie kaputter, oder verzweifelter kann es nun noch werden.

Definitiv keine Scheibe für den nächsten sommerlichen Grillabend. Sondern eine Scheibe, die an grauen trostlosen Nachmittagen ihre ganz eigene magische nihilistische Atmosphäre herbeizaubert.


Line-up Asbest :

Robyn Trachsel (guitar, vocals)
Judith Breitinger (bass)
Jan Häfele (drums)

Tracklist "Driven":

  1. Driven (7:18)
  2. Deceit (3:52)
  3. Means Of Reproduction (8:09)
  4. I Need A Spacesuit To Leave My Home (2:10)
  5. Chain Reaction (3:36)
  6. Pillar (6:15)
  7. They Kill (3:43)
  8. Persona Non Grata (6:24)

Gesamtspielzeit 41:33, Erscheinungjahr 2018

Über den Autor

Jens Groh

Hauptgenres: Metal in (fast) allen Varianten / aber auch mal Rock, Pop…
Über mich
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Konzertberichte als Team mit Andrea
Mail: jens(at)rocktimes.de

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