«

»

C’mon Tigre / Habitat – CD-Review

C'mon Tigre / Habitat

C’mon Tigre ist ein innovatives Musikkollektiv aus Italien, in der Basis sind das wohl zwei Musiker. Mit "Habitat" wird das mittlerweile vierte Album veröffentlicht. Mit dem Song "Goodbye Reality" wird die Platte eröffnet, entfernt sich, entgegen des Titels, jedoch so gar nicht von der Realität, sondern bringt mich gedanklich in verschiedene Richtungen. Einerseits treffe ich auf einen Bläsersatz, der dem Sound einer Big Band ähnelt, und wenn dann dieser luftige Rhythmus einsetzt, wähne ich mich in Brasilien. So soll die Musik des Albums auch von Rhythmen aus der brasilianischen Tradition beeinflusst sein, mit Verwurzelungen in Samba und Forro. Ferner muss ich an Musik von Frank Zappa denken, wenn sich die Klänge des Xylophons klöppelnd durch den Song bewegen.

Doch eigentlich treffen in den Kompositionen gar mannigfaltige Einflüsse aufeinander, die aus allen möglichen Ecken und Enden der Welt herbeigeholt zu sein scheinen, inklusive Afrika, wie sich aus "The Botanist" mit Seun Kuti ergibt, mit einem Hauch Afrobeat. Jedoch untermauert letztlich wieder mit brasilianischer Grundlage.

Die weiteren Gäste sind ebenso wichtig und stilprägend bei den jeweiligen Songs. Da ist der aus der experimentellen Musik bekannte Gitarrist Arto Lindsay, der "Keep Watching Me" eine entsprechende Prise seiner Art von Musik verpasst, sich dabei jedoch recht zurückhält im Vergleich zu dem, was mir ansonsten von ihm bekannt ist. Xênia Franca ist eine brasilianische Künstlerin aus Sao Paulo, sie singt auf "Teen Age Kingdom". Und dann ist da noch Giovanni Truppi, der auf "Sento Un Morso Dolce" als Sänger auf Italienisch zu hören ist.

Doch auch die übrigen Titel ohne Gäste bieten jeweils viel Abwechslung und einen eigenen Charakter, in einer aufregenden und spannenden Mischung aus der Gestaltung mit natürlichen Instrumenten und elektronischer Bearbeitung, dem Einsatz von Vokodern etc.. So stehen knarzende Synthie-Sounds neben flexiblen echten Rhythmusinstrumenten und ergeben eine ganz besondere Art von Fusion, die sich als sehr besonders erweist, eine Fusion, die sich abhebt aus der Masse zeitgenössischer Musik, sich gleichwohl ihrer Elemente bedient. Es ist halt dieser auf Rhythmik gelegte Schwerpunkt, der diese mitreißende Stimmung auslöst und zum Tanz einlädt, auch bei lediglich innerer Einkehr.


Line-up (soweit bekannt):

C’mon Tigre (vocals, guitar, synthesizers, arpeggiators, percussion, samples, synth bass, organ, drums, drum machine, vocoder, mellotron, backing vocals, piano)
Beppe Scardino (baritone saxophone, tenor saxophone, alto saxophone, flute, bass clarinet)
Marco Frattini (drums)
Mirko Cisilino (trumpet, trombone, french horn)
Pasquale Mirra (xylophone)
Valeria Sturba (backing vocals)
Seun Kuti (vocals, alto saxophone)
Danny Ray Barragan (drums)
Daniela Savoldi (cello)
Arto Lindsay (vocals)
Eloisa Manera (violin)
Xênia França (vocals)
Giovanni Truppi (lead vocals)

Tracklist "Habitat":

  1. Goodbye Reality
  2. The Botanist (feat. Seun Kuti)
  3. Teen Age Kingdom (feat. Xênia Franca)
  4. Sixty Four Seasons
  5. Nomad At Home
  6. Odiame
  7. Sento Un Morso Dolce (feat. Giovanni Truppi)
  8. Na Danca Das Flores
  9. Keep Watching Me (feat. Arto Lindsay)

Gesamtspielzeit: 42:05, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>