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Dr Space / Scorpoodledoo – CD-Review

Wer kennt den Psychedelic-Freak Scott Heller aka Dr Space nicht.
Alle, die eine Leidenschaft für den Space Rock hegen, kommen am Øresund Space Collective oder Dr Space’s Alien Planet Trip nicht vorbei.
Nun geht der Klang-Meister auch eigene Wege.
"Scorpoodledoo" ist sozusagen sein Solo-Debüt.

Okay, Insider werden wissen, dass der Musiker 2007 bei MySpace unter dem Decknamen Cerebroscope bereits eine Platte veröffentlicht hat.
Mit seinen sechs Songs ist "Scorpoodledoo" streng limitiert. Es gibt einhundert CDs, verpackt im Digisleeve und handnummeriert.
In den Informationen zur Platte, dessen Rezensions-Grundlage für RockTimes ein Stream war, heißt es: »[…] Dr Space recorded many pieces of diverse music, more simple, not as layered, focusing on a specific sound and emotion for each track. […]«
Der Protagonist selbst sagt: »[…] Some of it is just damn strange but there is a sense to it. […]«
David Graham, der für das Artwork zuständig war, hat  – aus meiner Sicht – wieder einmal ein tolles Cover für das Album mit dem kuriosen Namen "Scorpoodledoo" entworfen.

Am Anfang des Albums gibt es acht Minuten "4G Spot".
Eine genüsslich wabernde Synthesizer-Masse bringt, so ganz isoliert von dem, was man sonst vom Øresund Space Collective kennt, Bewegung in die vier Wände. Da gibt es zum Ende hin dann doch eine Exkursion in ausgelassen-querdenkerische Sympathie-Klangkollagen. Der den Trommelfellen anfänglich schmeichelnde Flow gerät gehörig ins Wanken und ganz zum Schluss entwickelt sich die Abfahrt der synthetischen Sounds in Richtung psychedelisches Niemandsland. Diese Dramatik wird von schönen Stereo-Effekten begleitet. Wie heißt es doch so schön im Zitat: »verdammt fremd oder eigenartig.«

Eine solche Offensive schreit förmlich nach der zweiten Improvisation.
Der Songtitel liest sich schon obskur: "Reverberations In The Void". Die Spannung steigt. Da baut sich schon zu Beginn ein Sound-Gebirge auf. Ohne Groove geht es flott zu und dann stößt die Nummer wie eine Pfeilspitze durch die Wolkendecke. Dieses Stück ist anders und doch eine psychedelische Offerte, die mit ihrer Lebhaftigkeit Alarm in der Leere schlägt. Wie heißt es doch so schön im Zitat: »verdammt fremd oder eigenartig.« Hammer!

Von der Spielzeit her pendelt sich "Flashforwards" so zwischen dem Opener und dem zweiten Track ein. Die ausufernde Synthesizer-Kollage wird von einem hypnotischen Handtrommel-Groove begleitet. Phasenweise wirken die Klänge der elektronischen Instrumente wie ein Trance-Pendel. Wie heißt es doch so schön im Zitat: »verdammt fremd oder eigenartig«. Highlight!

Am Albumende gibt es dann doch noch – zumindest von den gut neuneinhalb Minuten her – eine ausladende Improvisation, die auch noch einladend ist.
Hat Dr Space seine Instrumente in einer architektonisch hoch modernen Kathedrale untergebracht? Zumindest der Song-Einstieg verfügt im wahrsten Sinn des Wortes über viel atmosphärischen Raum. Die Sounds sind eine Sache der Modulation, die mit Repetitionen fusioniert. Zirka ab der Song-Mitte ändert sich der musiklaiche Pinselstrich auf der Leinwand und Dr Space kreiert eine ganz andere Stimmung, auch wenn Modulation und Repetition Bestand haben und die Trance sozusagen fortsetzt. Mit leichten Veränderungen beim fernöstlichen Schluss ist der Titelsong durchaus auch verdammt fremd oder eigenartig.

"Fucked Up World" ist der kurios-entrückte, spiegelbildliche Dr Space-Schrei einer von Konflikten sowie Unverständlichkeiten geprägten Welt. Wirr und konfus sind da noch gemäßigte Attribute.

Solo bietet Dr Space dem Hörer eine andere Art der ansonsten gewohnten psychedelischen Space-Kost.
Da spielt die Spielzeit von fast neununddreißig Minuten eine untergeordnete Rolle.
"Scorpoodledoo" ist so außergewöhnlich wie der Albumtitel.
"Scorpoodledoo" lohnt sich.
Später im Jahr folgt der zweite Solo-Streich mit dem Titel "Nykawana". Die beiden Songs sind »[…] inspired by the book, The Long Trip-A prehistory of Psychedeliaby Paul Devereux. […]«
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Dr Space:

Dr Space (novation ultranova & modular synthesizer)
Hasse Horrigmoe (aural input)

Tracklist "Scorpoodledoo":

  1. 4 G Spot  (8:00)
  2. Reverberations In The Void  (4:35)
  3. Flashforwards  (6:48)
  4. Moons In Your Mind  (5:16)
  5. Fucked Up World  (4:33)
  6. Scorpoodledoo  (9:40)

Gesamtspielzeit: 38:52, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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