«

»

Elliott Murphy / Wonder – CD-Review

Elliott Murphy - "Wonder" - CD-Review

Stramme fünfzig Jahre sind mittlerweile vergangen, seit der amerikanische Komponist, Musiker und Sänger Elliott Murphy mit "Aquashow" sein Debütalbum vorgelegt hat. Heute kann der aus New York stammende Elliott auf über vierzig eigene Platten zurück schauen, darüber hinaus war er auch bereits als Schriftsteller aktiv. Auch hier bei uns in RockTimes ist Murphy bereits mehrmals in Form von Album-Reviews zu Coming Home Again (2007), Notes From The Underground (2008) und zuletzt Prodigal Son aus dem Jahr 2017 vertreten. Seither sind schon drei weitere Scheiben auf den Markt gekommen die es nicht in unsere Redaktion geschafft haben, aber mit "Wonder" liegt nun das aktuelle, im vergangenen Jahr 2022 entstandene Studioalbum vor.

Seinen Stil, Singer/Songwriter auf hohem Qualitäts-Standard und in ein Americana-Format gepackt, hat der Amerikaner wenig überraschend beibehalten. Und auch die feinen Melodien sind nach wie vor vorhanden, ebenso wie der recht eingeschränkte Stimmumfang des Sängers, der dies jeoch mit jeder Menge Feeling wieder wett macht. Sämtliche Tracks stammen von Murphy selbst, während sich das Band-Mitglied Olivier Durand (acoustic & electric guitars, background vocals) immerhin für die drei Songs "Sunlight Keeps Falling"; "Bystanders" sowie "Something Consequential" als Co-Autor mit einbringen konnte. Die letztgenannte Nummer startet sehr ruhig und nachdenklich, bevor sie nach etwa einer Minute doch etwas mehr Fahrt aufnimmt. Genauso punktet das sehr eingängige "Bystanders", während "Sunlight Keeps Falling" mit seiner ruhigen Art jede Menge Relaxtheit transportiert und nach mehreren Durchläufen zum echten Gewinner wird.

Klar, der Ton ist gesetzt. Hier wird kein wilder Rock’n’Roll zelebriert, sondern es handelt sich um ein relaxtes, zurückgelehntes und dennoch spannendes wie auch altersweises Werk, das von viel Lebensweisheit und Erfahrung profitiert. Alleine schon dem Einsatz einer Slide-Gitarre, den unterschiedlichen Orgeln und auch den super Background Vocals von Melissa Cox wohnt eine gewisse Souveranität inne, die sich sehr behaglich auf den Hörer überträgt. Und erneut hat sich der Verfasser dieser Zeilen bei dem Gedanken erwischt, dass Elliott Murphy sich hier und da wieder etwas wie Warren Zevon in seinen späten Jahren anhört, was aber selbstverständlich kein Grund zum Meckern sein kann und darf. Im letzten Part des letzten Stücks ("I Know There’s A Place") verabschiedet sich der Protagonist dann witzigerweise von seinen Hörern, bedankt sich mit namentlicher Nennung aller Musiker und Techniker nochmal für die gelungene Zusammenarbeit und gibt dem Hörer abschließend ein süffisantes »Also, bis demnächst dann mal!« mit auf den Weg. Gehen wir einfach mal optimistisch davon aus, dass diese Einlage lediglich ein etwas dramatisches Finale und keinen versteckten Abschied für immer darstellen soll.

Wie weiter oben bereits angedeutet, prescht "Wonder" nicht bereits beim ersten Hördurchgang mit fliegenden Fahnen als Gewinner durchs Ziel. Vielmehr ist es so, dass die Scheibe mit jedem Durchlauf mehr wächst, man ihr mehr und mehr abgewinnt. Die Songs entfalten Ihre Wirkung eher schleichend, sind sie aber erstmal angekommen, gefallen sie umso mehr. Definitiv also ein Album, für das man sich etwas Zeit nehmen sollte, um seine volle Wirkung genießen zu können. Und diese Wirkung wird – soviel sei an dieser Stelle versprochen – kommen und überzeugen. Dass der bereits seit Jahren in Paris lebende Amerikaner mittlerweile auf die 75 zugeht sollte auch klar machen, dass sich der Gesang durchgängig – mit ein paar Ausbrüchen nach oben – eigentlich nur in den unteren Tonlagen aufhalten kann. Was aber, erstmal in die Platte eingetaucht, auch überhaupt nicht mehr stört. Der Daumen des Rezensenten geht nach oben, da "Wonder" von Elliott Murphy letzten Endes eine richtig gutes Album geworden ist.


Line-up Elliott Murphy:

Elliott Murphy (acoustic guitars, lead & background vocals, electric guitar – #6, piano & synthesizer – #8, harmonica – #10, whistles – #11)
Olivier Durand (acoustic & electric guitars, slide guitar, mandolin, background vocals)
Gaspard Murphy (bass, acoustic & electric guitars, tamobourine, shaker, glockenspiel, maracas, guiro, drums – #11, percussion)
Melissa Cox (violin, background vocals)
Leo Cotten (Fender Rhodes & Wurlitzer pianos, B3 organ, Farfisa organ)
Alan Fatras (drums – #1-3,6,9,10)
Tom Daveau (drums – #4,5,7,8,12)

With:
Aurelien Barbolosi (bass – #1,3,10)
Nicolas Montazaud (congas, bongos, shaker, tambourine – #1,2,7,9)
Natascha Rogers (cajun, bongos, triangle, cabasa – #5)
Michel Fehrenbach (clarinet – #12)
BJ Scott (background vocals – #3,4)

Tracklist "Wonder":

  1. Hope (In Your Eyes)
  2. Sunlight Keeps Falling
  3. Bystanders
  4. That’s The Scene
  5. Children Of Children
  6. Raindrops
  7. Something Consequential
  8. Lack Of Perspective
  9. Lonely
  10. Hailstones
  11. Lonely King
  12. I Know There’s A Place

Gesamtspielzeit: 46:40, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>