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Fungi And Foe: Wir probieren viel einfach aus – Interview

Nach vier Platten-Veröffentlichungen war es an der Zeit, etwas über die Hintergründe der Band Fungi And Foe zu erfahren.
Tobias und Ray waren bereit für ein E-Mail-Interview und gaben ausführliche Antworten zu Fragen, die sich rund um deren Musik, Einflüsse und weitere hoch interessante Dinge ranken.
So ist das Duo nicht nur auf seinen Album-Veröffentlichungen immer für Überraschungen gut, sondern auch im Interview.
Vielen Dank für die Antworten und die zur Verfügung gestellten Fotos.

RockTimes: Hallo, Fungi And Foe. Schön, dass ihr euch Zeit für dieses Interview genommen habt.
Tobias: Hallo Joe und RockTimes. Vielen Dank für die Einladung zum Interview. Tolle Arbeit, die ihr für Musikinteressierte macht. Umso mehr freut es uns, ein Teil davon sein zu dürfen.

Fungi And Foe

Fungi And Foe

RockTimes: Interessant zu wissen wäre, wie der Bandnamen Fungi & Foe entstanden ist?
Tobias: Der Name Fungi & Foe geht auf unseren Ursprung zurück. Ganz am Anfang haben wir uns als Duo ausprobiert. Danach kamen von Zeit zu Zeit Gitarristen dazu. Jeder Gitarrist, der mit uns Musik gemacht hat, meinte, dass zwischen Bass und Schlagzeug kein Blatt mehr passt. Wir füllen schon alles aus, so wie wir gemeinsam spielen. Anscheinend bedient unser Bass-Sound, der ja mittels Effekten und neben dem typischen Bass-Setup auch noch ein Gitarren Setup hat, gemeinsam mit den Samples und dem Schlagzeug alles, was wir benötigen, um Songs zu machen. Als wir dann versucht haben, Konzerte in der Region zu bekommen, ist uns aufgefallen, dass hauptsächlich Coverbands spielen. Daraufhin haben wir beschlossen, als Primus-Coverband an Konzerte zu kommen und neben den Primus Songs auch unsere eigenen Songs zu spielen. Bis dahin hatten wir keinen Bandnamen und haben dann unser Projekt mit einer Anspielung an Primus' Fungi & Foe benannt ("Of Fungi and Foe" war der Titel des zweiten Soloalblums von Les Claypool). Primus-Fans verstehen das und für uns war das auch eine gute Brücke zu einem Duo. Fungi, der Schimmel, und Foe, der Gegner. Wir dachten das passt zu uns. Mittlerweile überlegen wir uns in Ray & To, abgeleitet von unseren Vornamen Ray und Tobias, umzubenennen…aber das sind aktuell nur Überlegungen.

RockTimes: Wie seid ihr als Duo zusammen gekommen? Welche Vorgeschichte steckt hinter der Gründung von Fungi And Foe?
Tobias: Ich habe nach mehreren Jahren Rockmusik und Percussion-Ensemble eine Annonce geschaltet, dass ich einen Bassisten suche, um ein Duo-Projekt im Sinne von Royal Blood oder Lightning Balls zu machen. Daraufhin hat sich Ray gemeldet. Auf meine Frage, was er für einen Bass spielt, war ich schon sehr gespannt und es hat sofort gefunkt. Seine Antwort war: 6-Saiter Fretless. "Respekt, so einen Bass muss man erst einmal bedienen können", dachte ich mir. Ray konnte das dann und ich war geflasht von seiner percussiven Spielweise am Bass.
Ray: Als ich die Anzeige 2015 gesehen hatte, war ich sofort Feuer und Flamme. Als Bassist liebe ich die Arbeit mit einem Drummer. Zu zweit können wir uns voll und ganz aufeinander konzentrieren. So haben wir die ersten Monate viel gejammt, improvisiert und uns so aufeinander eingespielt. Mittlerweile sind wir so synchron, dass wir vieles gar nicht mehr abzusprechen brauchen. Das ist schon eine Wucht. Natürlich ist die Basis das perkussive Spiel, aber wir haben nach und nach auch harmonische Elemente integriert. Bis dahin war alles rein instrumental. Als es daran ging, Gesang einzubauen, bekam ich schon etwas Bammel, weil ich bisher nur an der Akustikgitarre singe. Für einen Bassisten können einige Riffs sich mit dem Gesang beißen, was die Sache gerade anfangs schwieriger gestaltet. Ich hatte ein paar Stunden Gesangsunterricht, um die Basics zu lernen und habe mich dann sehr an den Gesang anderer Bassisten orientiert wie etwa Les Claypool oder Al Cisneros, um zu verstehen, wie die das machen. Aber letztendlich geht es darauf zurück, einfach zu machen und viel zu üben.

Fungi And Foe

Fungi And Foe

RockTimes: In jedem eurer vier Alben kommt das Wort 'wriggle' vor. Dieser Begriff bedeutet ja so viel wie sich winden oder schlängeln. Ihr scheint an diesem Wort geradezu zu kleben. Oder ist es im Laufe der Veröffentlichungen schon zu einer gewissen Tradition gekommen?
Tobias: Wir haben für uns schnell erkannt, dass wir als Duo neben Sound und Gesang ziemlich an den Instrumenten beschäftigt sind. Damit kam die Idee auf, zusätzlich Samples oder Sounds in unsere Songs zu integrieren. Es war klar, dass ich die Samples vom Schlagzeug aus steuern muss. Daraufhin habe ich mich auf die Suche nach unterschiedlichen Samples gemacht. Eines dieser Samples hatte das gesprochene Wort 'wriggle'. Dieses Sample hat es nie in einen unserer Songs geschafft, aber das Wort hat uns gefallen, und für Muttersprachler ist dieses Wort auch sehr 'untypisch'. Es verursacht bei allen ein Schmunzeln und Stirnrunzeln. Genau das wollen wir auch mit unserer Musik erreichen.
Ray: Allerdings findet man das Wort 'wriggle' nur bei dem Songtitel "Wriggle" und auf den Albencovern. Es gibt nun 3 EPs. Für mich war das unsere "Wriggle"-Trilogie. Thematisch hat das dann auch gut zu dem Jekyll and Hyde-Motiv gepasst, welches man auf den Covern findet. Das Wort selber stammt übrigens aus dem Airplane! Film ("Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug").

Fungi And Foe

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RockTimes: Kommen wir zu den von euch gespielten Instrumenten. Vibrafon spielt nicht gerade jeder. Seid ihr auf allen Instrumenten Autodidakten?
Tobias: Ich habe klassisches Schlagzeug bzw. Schlagwerk gelernt. Ich habe als Jugendlicher in Bayern in Blaskapellen gespielt und dementsprechend Stick Control und spielen nach Noten gelernt. Neben klassischer kleiner Trommel habe ich Pauken, Vibrafon, Glockenspiel und Percussion-Instrumente gelernt. Für die sogenannten 'Stabspiele', zu denen das Vibrafon zählt, hatte ich Unterricht bei dem Schlagzeuger der Münchner Philharmoniker, Edgar Guggeis. Ich habe deshalb ein Vibrafon im Probenraum stehen. Eines Tages kam die Idee auf, dieses Instrument in unsere Musik zu integrieren. Später habe ich dann angefangen Metal-Musik in der Band meines Bruders zu spielen. Das war dann neben dem 'klassischen' Schlagzeug der Start in die Rock’n’Roll Musik, mit Doublebass usw. Da hat sich dann meine jetzige Spielweise entwickelt, natürlich unter dem Einfluss der Musik, die man damals gehört hat.
Ray: Angefangen hatte es bei mir mit dem Unterricht in klassischer Gitarre an der Volkshochschule. Der Coolness-Faktor ging definitiv gegen Null. Nach Noten zu spielen und eine gewisse Präzision und Disziplin einzuhalten, hat mir aber später immer geholfen. E-Bass habe ich dann bei Norbert Dömling, einem bekannten deutschen Jazzbassisten, gelernt. Auch hier stand das Spielen nach Noten im Vordergrund. Das Niveau war schon recht heftig, muss ich sagen. Als junger Bassist war ich sehr ehrgeizig, allerdings auch immer pleite, so dass ich mir vieles selbst beibringen musste. Das zieht sich bis heute durch. Seit ein paar Wochen übe ich zum Beispiel Basslinien von Jaco Pastorius und John Paul Jones.

RockTimes: Wohl jeder Mensch hat in seiner Kindheit die Musik der Eltern mitbekommen. Welche Musik lag in eurem Elternhaus auf dem Plattenteller oder Player?
Tobias: Mich hat eher die Musik der 90er, und die Musik, die ich selbst gehört habe, geprägt. In meinem Elternhaus war eher Chanson und hauptsächlich Musik aus dem Radio zu hören. Mein älterer Bruder hat die für mich prägendere Musik, wie RHCP, Primus, Accept, Slayer usw. gehört.
Ray: Aufgewachsen bin ich mit den Beatles, Elvis, Simon & Garfunkel, Joan Baez und Peter Gabriel. Die Musik hat mich nachhaltig geprägt, aber eher meine Lieder auf der Akustikgitarre. Klassische Musik war auch ein Thema, wobei ich mich nie so richtig damit anfreunden konnte.

RockTimes: Wahrscheinlich distanziert man sich irgendwann von dem Musikgeschmack der Eltern und hört Musik, die einem selbst gefällt. Um welche Musik handelt es sich?
Tobias: Heute noch prägt mich die Musik der 90er. Allen voran Bands wie Primus, Rage Against The Machine, Stoner Rock wie Kyuss und Queens Of The Stone Age usw. Die Nachfolger dieser Musikrichtung wie Royal Blood, Dyse usw. laufen bei mir immer noch rauf und runter.
Ray: Meine aktuelle Lieblingsmusik kommt von Dyse, Om, Gysbert zu Knyphausen und natürlich Mastodon. Das neue Album "Hushed and Grim" könnte ich jeden Tag hören. Ich mag es, wenn eine Spannung aufgebaut wird, in der Gefühle ihren Platz haben und ich überrascht werde.

RockTimes: Gibt es Einflüsse, die eure doch sehr individuelle Musik geprägt haben?
Tobias: Da wir ständig neue Sachen ausprobieren, hören wir auch immer wieder unterschiedliche Bands. In letzter Zeit beeindrucken und inspirieren uns Bands wie Dyse, ’68 usw. sehr. Wir tauschen uns über Musik, die wir aktuell hören, sehr viel aus. Das führt zu neuen Ideen bei unserer eigenen Musik. Unsere Basis bleibt dabei immer gleich: Bass, Schlagzeug, Gesang, Sounds und Samples. Die Samples müssen dann an bestimmten Stellen reinpassen. Hierfür haben wir eine große Auswahl an Samples und probieren viel damit aus.
Ray: Mein Bassspiel wird sehr geprägt von Les Claypool, Al Cisneros und Jaco Pastorius. Das fließt dann auch in die Songs ein. Ich mag auch sphärische Elemente, die man sonst in der Filmmusik erwarten könnte, wie es Daughters oder White Hills machen. Tobias bremst mich dann manchmal etwas. In erster Linie geht es bei uns immer noch um Rock wie bei Dyse und ’68.

RockTimes: Bei einigen Songs hat man den Eindruck, als seien die Lieder auch von der Improvisation geprägt. Wie geht ihr beim Komponieren der Tracks vor?
Tobias: Wir probieren viel einfach aus. Da wir nur zu zweit sind, geht das auch sehr leicht. Harmonien müssen nicht langwierig mit einem anderen Harmonieinstrument besprochen werden. Dabei improvisieren wir viel und nehmen alles immer auf. Im Nachgang hören wir uns immer die Aufnahmen an und entscheiden, ob die Improvisation eine gute Idee war, die entsprechend rockt. Diese Ideen sammeln wir konstant. Sobald viele Ideen zusammen sind, gehen wir an die sauberen Aufnahmen und die Feinarbeit mit den Samples, dem genauen Gesang, eventuell die Gitarre oder eben einen neuen Part mit Vibrafon. Durch die saubere Aufnahme bekommen wir so Struktur in unsere improvisierten Ideen. Das hat sich bisher immer sehr bewährt.
Ray: Manchmal denke ich, dass wir alles direkt live (beim Improvisieren) aufnehmen sollten. Die ersten Versionen gefallen mir fast immer am besten. Vielleicht, weil wir befreit einfach drauflosspielen.

Fungi And Foe

Fungi And Foe

RockTimes: Seit Thanks For The Wriggle gibt es einen Gastbeitrag, hier von MetalMike. Ist es für euch vorstellbar, für folgende Veröffentlichung Gäste mit im Boot zu haben?
Tobias: Wir spielen schon länger mit der Idee, neue Instrumente und andere Musikrichtungen über unsere Musik zu legen. Da wir einen relativ percussiven Sound machen bietet sich das ja an. Dieses Mal ist das aus einer Idee heraus entstanden. Wir haben einfach mal einem Freund, der aus der Judas Priest-Metal-Szene kommt, den rohen Song ohne Gesang und nicht fertig abgemischt gegeben. Er hat dann etwas dazu gespielt. Da wir selbst nicht in dieser Musik verwurzelt sind kam am Ende eine Gitarre heraus, die wir so selber nie eingespielt hätten. Das hat es total spannend für uns gemacht. In Zukunft könnten wir uns so etwas viel mehr, vielleicht sogar mit anderen Instrumenten oder Sounds, vorstellen. Mal sehen, ob sich jemand spontan meldet und Lust hätte etwas mit uns zu machen oder etwas über einen unserer Songs zu spielen. Vielleicht wecken wir ja durch dieses Interview das Interesse.

RockTimes: Gehen wir ein klein wenig ins Detail. Ihr benutzt ja auch Samples. Wie kommt es zur Auswahl der Samples?
Ray: Wir haben immer eine relativ große Auswahl an Samples auf unserem Samplepad. Die Samples bedient ja Tobias vom Schlagzeug aus. Dieses Sample kommen aus unterschiedlichen Ideen und landen erst einmal auf dem Samplepad. Wenn dann ein Song soweit grob arrangiert ist, dann versuchen wir unterschiedliche Samples aus. Die Samples sollten zur Stimmung des Liedes passen. Außerdem entscheiden wir dann wie lange oder wie oft ein Sample kommen könnte. Das macht die Songs interessanter für uns. Es gibt uns auch Orientierung in unseren Liedern. Die Frauenstimmen haben es uns bei den Samples definitiv angetan. Meistens bekommen die dann den Zuschlag. J

RockTimes: Sind Samples auch Bestandteil eurer Konzerte?
Tobias: Die Samples sind Bestandteil unserer Songs und werden von einem Samplepad aus gesteuert. Die sind auch Live mit dabei und bringen oft die Tontechniker zur Verzweiflung. Manchmal sind die entsprechend der Stimmung des Songs relativ leise, dann drehen die meisten Techniker das Sample auf. Beim nächsten Song ist dann das Sample wieder zu laut, da die Techniker die Lautstärke nicht mehr zurückdrehen. Es gibt ein paar Live-Aufnahmen auf unserer Webseite, wo man die Samples ziemlich gut raushört.

Fungi And Foe

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RockTimes: Welche Instrumente setzt ihr bei Live-Auftritten ein?
Tobias: Wir spielen Live immer in der Kombination Bass/Gesang und Schlagzeug/Samples. Die Gitarrensounds kommen dann über die Bass-Gitarre und einem Gitarrenverstärker. Bei Solos wird zuvor das Riff über einen Looper eingespielt bevor Ray dann ein Solo drüberspielt. Zusätzliche Sounds werden entweder vom Samplepad aus beigesteuert oder Ray hat ein weiteres Looper-Pedal, das gezielt einen Sound abspielt. Da wir nur zu zweit sind, müssen wir uns eben technisch etwas weiterhelfen. Auf unserer Homepage findet ihr ein Beispiel vom Small Band Festival oder vom Brückenaward in Mannheim.

RockTimes: Gibt es noch etwas, was ihr den Lesern unseres Magazins mit auf den Weg geben möchtet?
Tobias: Wir sind immer auf der Suche nach Auftritten. Wenn jemand etwas weiß, kann er sich gerne bei uns melden. Da wir nicht wirklich zu einem Musikgenre passen, ist es auch nicht leicht, Konzertmöglichkeiten zu finden. Also traut euch und meldet euch bei uns. Ansonsten sollen die Leser weiterhin dieses wunderbare Format unterstützen.
Ray: Liebe Leserinnen und Leser der RockTimes, hört euch doch einfach mal unser neues grünes Album an und gebt uns Feedback oder besorgt uns einen Gig. Wir freuen uns über jeden Kommentar.

RockTimes: Vielen Dank für das Interview.
Ray: Vielen Dank an euch für das spannende Interview.

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

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