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m.o.l.pro.ject / We Wear Black – CD-Review

m.o.l.pro.ject / We Wear Black

Mit seinem neuen Album "We Wear Black" ("Wir tragen Schwarz") bekennt sich Markus Winter klar zur schwarzen Szene und bringt zwölf Stücke inklusive Bonusmaterial heraus. Weist die Studio-CD regulär zehn Lieder auf, so liegen uns insgesamt zwölf Titel vor. Neben der CD ist "We Wear Black" außerdem als Orange Vinyl LP erhältlich.

Markus Winter ist Autor, Journalist und Hörspielproduzent. Seine Discographie zählt bereits vierzehn Alben. Mit seinem aktuellen Projekt, m.o.l.pro.ject, veröffentlichte er, einschließlich der aktuellen Neuerscheinung, drei CDs, die unterschiedlich ausfallen. Dem Debüt "m.o.l.pro.ject" (2009) folgte mit "The Flyer" (2016) eine Produktion mit zahlreichen Gastmusikern. Davon ist Markus Winter 2019 abgekommen und übernahm im Studio die Einspielung aller Instrumente einschließlich des Gesangs.

Ein ehrgeiziges Vorhaben frei nach dem Motto: Selbst ist der Mann. Die Frage, ob es zu viel des Ehrgeizes war, darf durchaus gestellt werden. Schließlich lässt die Produktion eines komplexen musikalischen Werkes nach gängigen Ansprüchen keinen Austausch unter Musikerkollegen zu, wie es im Studioalltag oft üblich ist. Somit ist der 45-Jährige bei Ideenfindung und Umsetzung auf sich allein gestellt, während er so natürlich keine Kompromisse eingehen muss. Ausgestattet mit der Erfahrung aus dreizehn Produktionen seit 1993, darf er für sich in Anspruch nehmen, über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zu verfügen.

Auf "We Wear Black" geht es durchaus bunt zu. Das musikalische Spektrum ist angesiedelt zwischen Gothic Rock, Hard Rock und Elektro Pop der 1980er Jahre. Allen Titeln ist der stark melodische Einschlag gemein. Für die schwarze Szene mag die Frage stehen, ob hinter den Kompositionen nicht zu wenig Gothic steckt. Schwer vorstellbar, dass daraus einzelne Stücke beim jährlichen Wave-Gotik-Treffen in Leipzig gespielt werden. Als Album allein für den ambitionierten Hard Rock-Fan geht "We Wear Black" ebenso wenig durch. Wer in den 1980er Jahren an Billy Idol & Co. Gefallen gefunden hat, könnte in einigen Tracks durchaus nostalgische Pfade betreten.
Musikalisch liegt Markus Winter trotzdem nicht daneben, legt beispielsweise mit "A Change Of Heart" ein Stück vor, das eingangs noch ruhig klingt, um sich dann mit immer mehr Gitarreneinsatz zu steigern. Aber hier ist bereits ein Schwachpunkt der Platte ersichtlich. An der Stelle, an der sich mehrere Gitarren duellieren und Spannung erzeugen, blendet der Komponist und Musiker das Stück aus. Dennoch taugt  "A Change Of Heart" neben dem Titeltrack als guter Anspieltipp. Das gleiche Szenario bei "We Wear Black": Dort, wo das Gitarrensolo gerade beginnt, endet der Titel abrupt.
Das Album weist gewiss keine Monokultur auf, aber insgesamt fehlen den Stücken Struktur und vor allem Überraschungsmomente. Kurzum: Es fehlt an zündenden Ideen.

Gewöhnungsbedürftig ist der Bonustrack "Only You". Das Lied aus der Feder von Anne Clark, das 1983/84 in der Version der Flying Pickets in Deutschland bis auf Rang eins der Charts kletterte, will so recht zu keiner der oben genannten Stilrichtungen auf der Platte passen. Die Melodie ist eingängig, aber von schwarzer Stimmung kann keine Rede sein.

Mit dem Albumcover lockt Markus Winter die Hörer zudem auf falsche Fährte. Denn dort, wo eine attraktive Frau im dunklen Gewand zu sehen ist, steckt kein erhoffter weiblicher Gesang drin, sieht man von gelegentlichem Satzgesang einzelner Stücke ab. Apropos: Auch Keyboards kommen nur sehr verhalten zum Einsatz. Und gerade sie geben den Titeln ein Gesicht und mehr Abwechslung.

Durchaus denkbar, dass Markus Winter auf seinem kommenden Album wieder auf Gastmusiker setzt, um das zu verfeinern, was mit "We Wear Black" verheißungsvoll begonnen hat.
Das Album wird sich sicherlich gut in Szenekreisen verkaufen, der große mediale Wurf sollte aber eher ausbleiben.


Line-up m.o.l.pro.ject:

Markus Winter (vocals, guitars, bass, drums, keyboards, synthesizer, programming)

Guest:
Michael Donner (keyboards, synthesizer, orchestral scapes, programming)

Tracklist "We Wear Black":

  1. A Love Worth Dying For
  2. We Wear Black
  3. Can’t Stand The Night
  4. We Believe In Rock
  5. Can’t Take My Eyes Off U
  6. The Art Of War
  7. I Stand Alone
  8. Blood Red Vengeance
  9. U’re Gonna Lose That Girl
  10. A Change Of Heart
  11. Child Of Everdream
  12. Only You (Bonus Track)

Gesamtspielzeit: 51:00, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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