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Manilla Road / Dreams Of Eschaton – CD Review

Die psychedelische Phase

Manilla Road»The Gods and Innovators of Epic Metal – est. 1977« – auch wenn es so neulich auf dem Konzertplakat stand, war die Anfangsphase der Band in den 70er doch eher dem psychedelisch geprägt. Deutlich zu hören auf dem Debüt "Invasion" von 1980  Ursprünglich sollte darauf das Konzeptalbum "Dreams Of Eschaton" folgen, das jedoch verworfen wurde zugunsten einer metallischeren Ausrichtung, die auf der "Metal" von 1982 erkennbar war. Das "Dreams Of Eschaton"-Thema wurde dann in einen Song gepackt, der 1983 auf der "Crystal Logic" stand, die heute zusammen mit den beiden Nachfolgern Open The Gates und "The Deluge" als Klassiker und Meilenstein des Epic Metals gilt.
2002 veröffentlichte Fan Steve Falke (nach Rücksprache mit der Band) unter dem Titel "Mark Of The Beast" das alte Material, das ursprünglich auf dem Zweitling hätte sein sollen. Viele Manilla Road-Anhänger waren begeistert und konnten gar nicht verstehen, warum das einst verworfen wurde. So ging es auch mir. Nicht metallisch genug? – das mag sein. Für mich es jedoch immer gerade der psychedelische Anteil im Sound von Manilla Road, der auch auf den Epic Metal-Scheiben durchschimmert und für die Einzigartigkeit sorgt. Wenn genau dieses Element isoliert auf einer CD erscheint und auch noch in großartige Songs verpackt ist – ja warum denn nicht.
Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da und das ist wohl auch mittlerweile zu Mark Shelton durchgedrungen, was nicht nur an seiner Solo-Scheibe "Obsidian Dreams" erkennbar ist, sondern auch an der letztjährigen regulären Veröffentlichung "The Blessed Curse". Denn auf der zweiten Scheibe mit dem Titel "After The Muse"  ist vorwiegend ruhigeres, akustisches Material. Außerdem gab es 2009 noch den Radio-Mitschnitt "Live After Midnight" bei High Roller Records als Vinyl limitiert auf 1000 Stück.

Die Neuauflage

Doch damit nicht genug: High Roller Records bringen nun um Juni 2016 drei interessante Tonträger heraus, die jeweils auf 1000 Stück limitiert sind.
– Die LP "Underground", die Stücke vom Demo 1979 enthält plus "Flakes Of Time".
– Die Doppel-LP "Dreams Of Eschaton" mit den Aufnahmen zum bereits erwähnten zweiten Album.
– Die Doppel-CD "Dreams Of Eschaton", die neben dem Album die Songs vom Demo und von der "Live After Midnight"-LP enthält.
Für mich Manilla-Maniac musste es natürlich die Dreifach-Vollbedienung – also die Doppel-CD – sein, auch wenn ich natürlich zwei Drittel davon schon in anderer Fassung im Regal stehen habe.

CD 1

"Dreams Of Eschaton" – das fehlende Bindeglied zwischen "Invasion" und "Metal", teilweise spacig, teilweise psychedelisch, teilweise rockig – liegt nun in remasterter Neuauflage (wenn man die "Mark Of The Beast" wertet) und mit leicht veränderter Songreihenfolge vor, ersteres ist erfreulich, letzteres verwirrt mich noch ein wenig. Aber das ist nicht wirklich ein Kritikpunkt…
Gleich der Opener kommt uns galaktisch: »I traversed through the galaxy / To come to this place /A wild envisioned dream of mine…«
Ja, davon haben viele Manilla-Maniacs jahrelang geträumt, solche Tracks wie "Venusian Sea" auf Tonträger zu besitzen. Wirklich unverständlich, dieses Material zu verwerfen. "Court Of Avalon", "Mark Of The Beast" und andere stehen dem nichts nach. Mein persönlicher Favorit ist  "Time Trap" – hier wird ruhig und voller Emotionen ein Weltuntergansszenario beschrieben – mit Gänsehautgarantie.
»The sciences have brought us to this  / A world of damnation / A cold last kiss
We dream of long ago / And a hole in the sky / With darkness, darkness and cold
We’re trapped in time / In a time trap«

Davor gab es als Kontrast das rockige "Aftershock": »I sold my soul to metal rock / Now I live my days of aftershock«
"The Dream" dagegen ist ein kurzes, leicht unheimliches Stück mit vielen (Weltraum)-geräuschen und gesprochenem Text, wie es auch Hawkwind nicht besser hinbekämen.
Ja, es gibt einige Highlights bis uns zum Schluss das "Triumvirat" (die drei Männer von Manilla Road…) verkünden:
»With fire or fury / We sing the song / We’ve seen the dreams / Of Eschaton«
Weltuntergang muss ja wirklich nicht sein, aber wenn dann wenigstens mit solcher Musik im Hintergrund…
Also Manilla-maniacs, wenn ihr nicht ein Problem mit der Frühphase der Band bzw. Psychedelic Rock habt und nur die Epic Metal Songs mögt, ist dieses Werk ein MUSS.

CD 2

Hier wird es für Fans und Sammler gar noch reizvoller:
Die ersten drei Songs sind vom Demo ’79, das nicht nur die erste Version von "Far Side Of The Sun" enthält (ja, MIT Intro wie auf der "Invasion"…), sondern auch den Namenssong der Band "Manilla Road" – ich weiß zwar immer noch nicht wohin diese Straße führt (meinte Mark Shelton nicht irgendwann mal etwas in der Richtung von »path to enlightment«?).  Hm, so interessant ist der recht kurze Text leider nicht ausgefallen, aber die lange Instrumentalpassage in der zweiten Hälfte hat tolle abgefahrene Momente.
Ab dem vierten Stück folgt der Radiomitschnitt (ja… Manilla Road im Radio, zwar nach Mitternacht, aber eine ganze Sendung lang,…) den es bereits 2009 als limitiertes Vinyl bei High Roller Records gab. Wer damals kein Exemplar mehr bekommen hat, darf sich also hierüber freuen, andere immerhin über die Tatsache, das Material nun auch auf CD zu besitzen. An der Soundqualität gab es hier nichts zu verbessern, die war schon  gut.
Um die Spielzeit ganz auszufüllen gibt es zum Schluss noch den Homerecording-Track "Flakes Of Time" mit schrägen Klängen und gesprochenen Vocals – herrlich psychedelisch, gefällt mir.

Fazit: Die Doppel-CD "Dreams Of Eschaton" bietet 145 Minuten Musik (die Zusammenfassung von drei Vinyl-Veröffentlichung), ansprechend gestaltet mit allen Lyrics, vielen einscannten Memorabilia und alten Fotos, mit einem Coverartwork von Gustav Doré versehen in einem Schuber.


Line-up Manilla Road:

Mark Shelton: (6 & 12 string guitars, lead vocals)
Scott Park (bass)
Rick Fisher (drums, percussion, backing vocals)

Tracklist "Dreams Of Eschaton":

CD 1

  1. Venusian Sea (6:11)
  2. After Shock (5:09)
  3. Time Trap (6:54)
  4. Black Lotus (5:01)
  5. The Dream (2:44)
  6. The Teacher (4:47)
  7. Avatar (9:07)
  8. The Court Of Avalon (7:18)
  9. Mark Of The Beast (9:27)
  10. Triumvirate (8:16)

CD 2

  1. Far Side Of The Sun [Demo’79] (7:05)
  2. Manilla Road [Demo’79] (11:43)
  3. Herman Hill [Demo’79] (9:03)
  4. Chromaphobia [FM Broadcast] (6:27)
  5. Life’s So Hard [FM Broadcast] (12:31)
  6. Pentacle Of Truth [FM Broadcast] (8:07)
  7. Dream Of Peace [FM Broadcast] (8:35)
  8. Herman Hill [FM Broadcast] (7:56)
  9. Flakes Of Time [Homerecording] (8:04)

Spielzeit: CD 1 (64:51); CD 2 (79:31), Erscheinungsjahr: 2016 (Original 1981, 1979)

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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