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Spell / Opulent Decay – CD-Review

Spell / Opulent Decay – CD-Review

Die heutige Rezension verschlägt uns an Kanadas Westküste, genauer gesagt in das wunderschön gelegene Vancouver, wo die Heavy-Rocker von Spell beheimatet sind. Mit ihrem nun vorliegenden "Opulent Decay" stellt uns das Trio bereits seinen dritten Longplayer vor. Beide Vorgänger, "For None And All" und "The Full Moon Sessions" sind bei den Fans klassischen Heavy Rocks gut angekommen und haben für so einige äußerst positive Kritiken in den Medien gesorgt.

Ihr aktuelles Werk bedient in ebensolcher Weise erneut die Vorlieben der 'Old-Schooler', wechselt zwischen Schwere und melodiöser Leichtigkeit, Zitat: »Arschtritt trifft auf Romantik«. Die Kanadier wollen die Mystik der Siebziger mit der breitbrüstigen Power der Achtziger verbinden, sehen sich in ihren musikalischen Einflüssen als Melange aus den frühen Rush, Blue Öyster Cult und Judas Priest.

Inhaltlich-textlich haben sich die Musiker den Dichtern der englischen Romantik wie John Keats oder Shelley verschrieben, was sich zudem auch eindeutig in der fast schon brillanten musikalischen Umsetzung niederschlägt. Atmosphäre, Melodie, Melancholie und die vorgenannte Romantik sind Schlagworte, die man hier bestens anbringen kann – und muss. Und als letztes Verkaufsargument werfen wir noch die Tatsache in den Ring, dass dieses Teil bei Bad Omen Records erschienen ist und deren Chef, Will Palmer von Angel Witch, weiß wahrlich, wo Barthel den Most holt.

Sänger und Bassist und Chefdenker der Truppe, Cam Mesmer, bietet mit seinen Mitstreitern, Graham McVie an Gitarre und Synthie sowie Al Lester am Schlagzeug, eine kurzweilige dreiviertel Stunde (nicht immer) gleichbleibend hoher musikalischer Qualität. Der Einstieg, der subjektiv an Wishbone Ash erinnern lässt, eine Referenz, die übrigens häufiger im Verlauf der Platte auftaucht, mit "Psychic Death" und dem Titeltrack "Opulent Deccay", ist stimmungsvoll stark und mehr melodisch als heavy. Die härteren Elemente werden spärlich, aber gut gekonnt eingestreut und geben im rechten Moment den entscheidenden Kick, um nicht zu sehr ins Melancholische zu verfallen.

Zum Ende hin wird es auf "Opulent Decay" tendenziell rockiger, während Tempo und Rhythmik zwischendurch auf hohem Niveau 'verflachen'. Der eingangs zitierte Tritt in den Allerwertesten ist allenfalls ein leichter Kick und einmal mehr ein Beweis dafür, dass derartige Begrifflichkeit weitestgehend strittig sein kann. Es gibt melodischen Hard Rock, eine Ballade ("The Iron Wind") und immer wieder stimmungsvolle musikalische Lyrik. Imho (um ausnahmsweise mal dieses Social-Media-Kürzel zu verwenden) würden Spell im Einheitsbrei der vielen, vielen retrohaften Heavy-Rocker untergehen, wäre eben dieser Arschtritt das bestimmende Element. So aber zeichnet sich das Trio durch eine astreine Komposition und Instrumentierung aus, die dem Freund rockigen Progs, psychedelisch angehauchten Hard Rocks und anderen, sich nicht in eine einzige klischeebehaftete Ecke drängen lassenden Richtungen eine wahre Freude bereiten wird. Vergesst Judas Priest, zumindest die stampfenden späteren Veröffentlichungen ab 1980, und hört mal in deren zwei Frühwerke (Rocka Roller von ´74, Sad Wings Of Destiny von ´76)  rein – da gibt es die Referenzen, besonders beim Debüt.


Line-up Spell:

Cam Mesmer (vocals, bass)
Graham McVie (guitar, synthesizer)
Al Lester (drums, vocals)

Tracklist "Opulent Decay":

  1. Psychic Death
  2. Opulent Decay
  3. Sibyl Vane
  4. Primrose Path
  5. The Iron Wind
  6. Dawn Wanderer
  7. Deceiver
  8. Ataraxia
  9. Imprisoned By Shadows
  10. Saturn’s Riddle

Gesamtspielzeit: 44:53, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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