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The Beatles / 1962-1966 (The Red Album) – 2CD-Review

The Beatles - "1962-1966 (The Red Album)" - 2CD-Review

Wow, da haben sich das Label und die weiteren Verantwortlichen für Weihnachten 2023 mal was einfallen lassen! Tatsächlich sind ja alle Beatles-Alben sogenannte 'Long-Seller', heißt, dass sie ständig in Print sind und sich seit ihrem jeweiligen Erscheinen in den sechziger Jahren bis heute so gut verkaufen, dass sie seit zirka sechzig Jahren so gut wie immer erhältlich waren. Und dann waren da ja noch diese beiden Compilations, die als solche einen Kult-Ruf wie kaum eine andere Zusammenstellung (verkaufstechnisch kommt noch die "Their Greatest Hits 1971-1975" von The Eagles spontan in den Sinn) erreichten. Nachdem über die letzten Jahre die regulären Studioalben der Pilzköpfe, endend mit Let It Be, neu bearbeitet und mit Bonus versehen veröffentlicht wurden, kamen nun also im vergangenen November auch nochmal "1962-1966" (aka "Das rote Album") sowie "1967-1970" (aka "Das blaue Album") auf den Markt. Mit – für eine 'Best of' eher ungewöhnlich – so einigen Bonus Tracks, aber dazu später mehr.

Los geht es mit – wie sollte es anders sein? – "Love Me Do", der ersten großen Hit-Single der Liverpooler. Selbstverständlich wurden alle Nummern remixt bzw. neu abgemischt, wobei sich über den Sound jeder seine eigene Meinung bilden darf. Zerstören kann die Songs der vier Engländer sowieso niemand mehr, aber diese neue Version hört sich auch sehr ordentlich an. Über die Musik bzw. die Songs an sich müssen wohl kaum noch Worte verloren werden, da wahrscheinlich alle Musik-Fans allein schon durch die pausenlosen Radio-Einsätze in den letzten Dekaden die allermeisten von ihnen auswendig im Schlaf mitsingen können. Auf CD 1 dieses ersten Sets wurden mit "I Saw Here Standing There", "Twist And Shout", "This Boy", "Roll Over Beethoven", "You Really Got A Hold On Me" sowie "You Can’t Do That" gleich sechs Stücke als Bonus mitverbraten. Ein Vorgehen, das man selbstverständlich aus unterschiedlichen Blickwinkeln, auf die wir später noch eingehen, betrachten und bewerten kann.

Auf der zweiten CD geht das Hit-Feuerwerk mit Nummern wie "Help!", "Drive My Car", "We Can Work It Out" oder "Nowhere Man" unvermittelt weiter und auch hier finden wir mit "If I Needed Someone", "Taxman", "Got To Get You Into My Life", "I’m Only Sleeping", "Here, There And Everywhere" und "Tomorrow Never Knows" sechs zusätzliche Songs, die auf dem Original-Album nicht vertreten waren. Allerdings, mit Ausnahme des erstgenannten Stücks, alle am Ende der Scheibe angeordnet. Sicherlich die bessere Variante für alle, die die Original-Compilation in Ehren halten. Ansonsten biegen wir hier in die sensationelle Phase der Beatles mit Songs aus den Alben "Rubber Soul" (1965) und "Revolver" (1966) ein, die immer etwas Besonderes in der Karriere der Fab Four bleiben werden.

Bleibt schließlich die Geschichte mit den insgesamt zwölf Bonus Tracks: Einerseits kann sich der Käufer über zusätzliches Material und somit einen Mehrwert erfreuen. Andererseits gab es bereits Kritiken, dass diese Bonus Tracks die eigentliche Compilation vollkommen entstellen, verfremden und ihr somit ein ganz neues Gesicht geben. »Genau genommen haben wir es hier mit Geschichts-Verfälschung zu tun!«, waren beispielsweise die Worte meines Freundes Rainer. Und selbstverständlich könnte hier auch eine 'Wenn schon Bonus Tracks, dann tatsächlich diese?'-Diskussion gestartet werden, die wahrscheinlich mindestens 17,23 Millionen unterschiedliche Meinungen hervorrufen und niemals enden würde. Vielleicht wäre es grundsätzlich tatsächlich cleverer gewesen, sämtliche Bonus Tracks gebündelt ans Ende der ursprünglichen Tracklists zu setzen, statt sie – wie vor allem auf CD 1 – mitten unter die Original-Songs zu mischen. Letztes Endes darf/kann/muss sich darüber jeder seine eigene Meinung bilden. Ach ja, und die Musik auf "1962-1966" ist selbstverständlich fantastisch, aber das wusstet ihr ja sowieso schon!


Line-up The Beatles:

John Lennon (guitars, piano, additional instruments, lead & background vocals)
Pau McCartney (bass, piano, guitars, additional instrumens, lead & background vocals)
George Harrison (guitars, additional instruments, lead & background vocals)
Ringo Starr (drums & percussion, additional instruments, background vocals)

Tracklist "1962-1966":

CD 1:

  1. Love Me Do
  2. Please Please Me
  3. I Saw Her Standing Thee
  4. Twist And Shout
  5. From Me To You
  6. She Loves You
  7. I Want To Hold Your Hand
  8. This Boy
  9. All My Loving
  10. Roll Over Beethoven
  11. You Really Got A Hold On Me
  12. Can’t Buy Me Love
  13. You Can’t Do That
  14. A Hard Day’s Night
  15. And I Love Her
  16. Eight Days A Week
  17. I Feel Fine
  18. Ticket To Ride
  19. Yesterday

CD 2:

  1. Help!
  2. You’ve Got To Hide Your Love Away
  3. We Can Work It Out
  4. Day Tripper
  5. Drive My Car
  6. Norwegian Wood (This Bird Has Flown)
  7. Nowhere Man
  8. Michelle
  9. In My Life
  10. If I Needed Someone
  11. Girl
  12. Paperback Writer
  13. Eleanor Rigby
  14. Yellow Submarine
  15. Taxman
  16. Got To Get You Into My Life
  17. I’m Only Sleeping
  18. Here, There And Everywhere
  19. Tomorrow Never Knows

Gesamtspielzeit: 47:13 (CD 1), 47:35 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2023 (1973)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Manni

    Hallo Markus,

    schöne Review, die auch Kritik nicht unter den Teppich kehrt.

    Ich finde – Bonustracks und Sequenzierung hin oder her – dass Giles Martin (der Sohn des ikonischen Beatles-Produzenten George Martin) mit seinem Remix hier den Unterschied macht. Die alten Songs, die noch aus den Zeiten vor der Einführung der Multitrack-Bandmaschinen mit ihren 16 Spuren stammen, haben hörbar an Muskelmasse (aka Bass) zugelegt – ohne störend die Klangbalance verfälscht zu haben. Also quasi bis einschließlich der "Rubber Soul"-Songs.

    Bei den Stücken, die ab "Revolver" schon mit der damals neuen Technik mitgeschnitten und gemixt wurden, ist der Effekt kaum noch oder gar nicht mehr heraushörbar, das schließt damit auch das komplette blaue Album ein.

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