The Mavericks wurden im Jahr 1989 in Florida von dem Gitarristen und Songwriter Raul Malo und dem Bassisten Robert Reynolds gegründet. Nach dem gleichnamigen Debüt (1990) folgte 1992 mit dem Zweitwerk "From Hell To Paradise" der Durchbruch und große Erfolg in den USA und Kanada. Aber auch in Europa wurde die Szene langsam aufmerksam. Dem Rezensenten liegt nun die fünfte Platte namens "Tramponline" vor, die original 1998 erschien und zu den ganz großen Verkaufserfolgen der Amerikaner gehört. Und das auf wunderschönem 180g-Doppel-Vinyl, weltweit limitiert auf 1 500 Exemplare. Und nochmal wunderschöner, da es die hier enthaltenen 17 Tracks bisher nur auf CD – und wahrscheinlich digital – gab. Das Cover sieht schon mal cool aus und macht Lust auf die Songs.
Beim ersten Durchlauf wird das Gesicht des Rezensenten allerdings immer länger und die Frage »Was ist das denn???« taucht immer häufiger vor dem geistigen Auge auf. Also, cooler kantiger Americana oder im besten Fall Country Rock geht anders. Was die Mavericks hier bringen, geht dann stellenweise schon in Schlager… ups, ich meine Pop-Richtung, inklusive schwülstigem Gesang und geradezu herzzerreißenden Lyrics. Erste Recherchen ergaben dann, dass die Musiker eine große Liebe zur Musik der fünfziger Jahre und speziell Musikern wie Roy Orbison und Elvis Presley hegen. Ah, okay, ein völlig anderer Ansatz also. Okay, dann auf zum nächsten Hördurchlauf, ausgestattet mit neuer Herangehensweise und 'frischen' Ohren. Durch das neu gewonnene Hintergrundwissen geht die Rechnung dann auch auf.
Die Würze der Scheibe liegt allerdings in den flotteren Stücken, die sehr oft Tex-Mex-Anteile, inklusive knackiger Bläsersätze, auffahren. Diese werden anschließend grundsätzlich von soften Balladen abgelöst, die man entweder mag, oder eben nicht. Für den Geschmack des Rezensenten ist das alles ein bisschen zu aufgesetzt, selbst wenn die Intention der Band schon klar ist. Da können ihn auch Millionen verkaufter Exemplare nicht umstimmen. Aber gut, schließlich hat jeder seine eigenen Ohren und Geschmack. Gut und professionell eingespielt ist das das Ganze allemal und hier und da ertappt sich der Verfasser dieser Zeilen tatsächlich mal dabei, die Fußwippe in Gang gesetzt zu haben. Alles in allem also eine Platte, die ganz sicher niemandem weh tut und – je nach Geschmack – auch passend für einen romantischen Abend aufgelegt werden kann.
Wie in jedem anderen Musik-Genre gibt es natürlich auch im Americana-Bereich gute und schlechte Platten. Die Kriterien zur Beurteilung liegen dabei jedoch immer im Ohr des jeweiligen Hörers. Fakt ist, dass The Mavericks mit "Trampoline" ein blitzsauber produziertes Werk mit jeder Menge Tex-Mex sowie einem ganzen Batzen Balladen im Stile der fünfziger und vielleicht auch noch frühen sechziger Jahre abgeliefert haben. Den Rezensenten erreichen in erster Linie Tracks wie "Fool #1", "Dance The Night Away", "Dream River" oder auch "I Don’t Even Know Your Name", die er an dieser Stelle auch als Anspieltipps nennt. Für Fans ist klasse, dass die Bear Family den 13 Songs des Original-Albums noch die vier Bonus Tracks beigefügt hat, die seinerzeit lediglich in Japan erschienen waren. Ansonsten: Klasse Plattencover, klasse 180g-Vinyl, gepolsterte Innenhüllen – qualitativ hochwertig am Start!
Line-up The Mavericks:
Raul Malo (acoustic & electric guitars, high string acoustic guitar, gut string guitar, electric sitar, six string bass, piano, drums)
Nick Kane (acoustic-, 12-string- & baritone guitars)
Robert Reynolds (acoustic & electric bass, background vocals)
Paul Deakin (drums, electric guitar)
With:
Richard Bennett (requinto guitar)
Mark Casstevens (acoustic-, gut string- & archtop guitars, banjo)
James House (acoustic guitar)
Robby Turner (pedal steel guitar)
Jerry Dale McFadden (Hammond B 3 organ, acoustic piano, Vox jaguar, Wurlitzer piano)
Dane Bryant (piano)
Dennis Burnside (piano)
Jeff Coffin (saxophone)
Don Jackson (saxophone)
Sam Levine (saxophone, flute)
Dennis Solee (saxophone, flute, darinet)
Chris Dunn (trombone)
Dennis Good (trombone)
George Tidwell (trumpet)
Jim Williamson (trumpet)
'Father' David Hungate (upright bass)
Glenn Caruba (percussion)
Farrell Morris (percussion, vibraphone)
Robert Bailey (background vocals)
Kim Fleming (background vocals)
Vicki Hampton (background vocals)
Tracklist "Trampoline":
- Dance The Night Away
- Tell Me Why
- I Should Know
- Someone Should Tell Her
- To Be With You
Side 2:
- I’ve Got This Feeling
- Fool #1
- I Don’t Even Know Your Name
- I Hope You Want Me Too
- Melbourne Mambo
- Dolores
- Save A Prayer
- Dream River
Side 4:
- All I Get
- La Mucara
- She Does
- Panatella
Gesamtspielzeit: 18:19 (Side 1), 17:37 (Side 2), 16:59 (Side 3), 16:04 (Side 4), Erscheinungsjahr: 2025 (1998)



1 Kommentar
Werner
23. Juni 2025 um 23:50 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Roots Rock, Country Rock, Americana, Musik aus diesen Genres liebe ich über alles. Und ich bin ein absoluter MAVERICKS-Fan. In der Tat, hier haben wir es hier nicht mit kantiger oder gar "alternative" angehauchter Americana zu tun. Trotzdem sind die MAVERICKS im besten Sinne dieses Begriffes eine Roots-Band, musikalische Traditionen werden also mit Insbrunst gepflegt. Schmalzigere Elemente waren immer schon Bestandteil von Country, Tex Mex und PopRock der 50er und 60er. Und die MAVERICKS scheuen sich nicht, auch diesen Elementen Raum zu geben. Für mich ist nur schon der Song "Dance The Night Away" den Preis dieses Albums wert, auf dem es selbstverständlich noch andere tolle Songs zu hören gibt. Es gibt viele Bands, denen es während ihrer Karriere nie vergönnt war, einen solchen Ohrwurm zu produzieren. Die Stimme von Raul Malo ist einfach gemacht für solche Songs. Wer, wenn nicht er, sollte heutzutage solche Lieder schreiben und singen? Elvis und Roy Orbison, ewige Helden, sind tot, es lebe Raul Malo und seine MAVERICKS!