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Todd Sharpville / Medication Time – CD-Review

Todd Sharpville / Medication Time

Kann es wirklich sein? Bei RockTimes wurde 2010 das Todd Sharpville-Album Porchlight besprochen.
Da sind tatsächlich dreizehn Jahre vergangen, bis "Medication Time" das Licht der Öffentlichkeit erblickte.
Innerhalb dieser Zeit gab es in der Tat kein weiteres Album unter eigenem Namen.
Sehr wohl war der britische Musiker, wie Brooke-Lynn Promotion informiert, »[…] in seiner 30 Jahre andauernden Karriere […]« nicht untätig.
Todd Sharpville hört man »[…] auf über 35 Veröffentlichungen auf diversen Compilation-Alben und fünf Dana Gillespie Releases […]«.
Außerdem stand er »[…] als Live-Gitarrist u.a. mit Van Morrison, Peter Green, George Micheal, Robbie Williams, Taj Mahal, Albert Collins, Georgie Fame, Brian May, Tommy Castro, Kim Wilson, Lonnie Brooks, Duke Robillard oder Joe Louis Walker auf der Bühne. […]«
Todd Sharpvilles "Medication Time" wurde am 21. Juli 2023 veröffentlicht.

Das Coverbild ist schon auffällig. Es gibt in der Vergangenheit Dinge, die man einfach nicht aus dem Kopf bekommt, die einen Ewigkeiten verfolgen.
Wie schwer muss es Todd Sharpville gefallen sein, den Titelsong "Medication Time", »[…] in dem Todd Sharpville seinen durch Sorgerechtsstreitigkeiten mit seiner Exfrau wegen seiner Kinder erlittenen Nervenzusammenbruchs und seiner daraus resultierenden, 2-monatigen Aufenthalt in einer Kur-Klinik vor 16 Jahren reflektiert […]« zu schreiben und zu singen.
So widmen wir uns zunächst dem Lied "Medication Time", dem zugleich längsten Song der vorliegenden Platte. Selten haben die Leute vor den Lautsprechern eine derart hingebungsvolle Blues-Ballade gehört. Die Traurigkeit und Verzweiflung in der Stimme eines Todd Sharpville wird in keinem der anderen Tracks übertroffen. Das ist Slow Blues nahe dem absoluten Gefrierpunkt, aber dennoch voller Emotionen. Bruce Bears spielt hier sowohl Piano, als auch die Hammond Orgel. Er geleitet uns durch die Nummer. Eine Komposition mit enormem Tiefgang. Erst ganz zum Schluss lässt der Protagonist seinen Gefühlen auf der E-Gitarre furios-freien Lauf. Highlight!
Die Traurigkeit ist dann wie weggeblasen, denn das folgende "God Loves A Loser" geht richtig gut ab, auch wenn das Stück über einen nachdenklichen Text verfügt (»[…] hope is a stranger […] life full of misery […]«). Zwischen "Medication Time" und "Silhouettes" gibt es nur einen minimalen Unterschied in der Bewertung. Ebenfalls eine Gänsehaut-Ballade.

Bis auf drei Ausnahmen gehen alle anderen Songs auf das Kompositions-Konto von Todd Sharpville.
Zu Beginn widmet er sich der Bob Dylan-Nummer "Walk Out In The Rain". Ziemlich gemächlich geht es voran. Man freundet sich mit dem Gesang des Künstlers an und wird schnell feststellen, dass er seine Emotionen auf einem Level mit seinen Fretboard-Fahrten ausdrücken kann.
Gemeinsam mit dem Harper Sugar Ray Nordic wird "Money For Nothing" von den Dire Straits interpretiert. Um es kurz zu machen, die Todd Sharpville Interpretation eines Songs, der seine Wurzeln nicht im Blues hat, befindet sich auf einer Stufe mit David Gogos Version von Depeche Modes "Personal Jesus". Highlight! Welch ein Zufall. Bei beiden Blues-Ausgaben ist ein Harper mit von der Partie.
Bruce Springsteen ist der Urheber von "Red Headed Woman". Flott ist die Combo am Thema und gießt eine ordentliche Portion Rock’n’Roll in ihre Bearbeitung. Hinhörer!

Wow! Das rockende "Get Outta My Way" mit Brass-Section sorgt für mächtig viel Stimmung.
Die selbe Diagnose steht beim herrlich funkigen "Brothers From Another Mother" mit Larry McCray-Verstärkung am Mikrofon sowie Gitarre an. Von der Gebläse-Abteilung befeuert, kommen ein entspanntes Intermezzo und das Gitarren-Duell sehr gut an. Highlight!
Beim abschließenden "I Don’t Need Your Name" kommt es dann zu einem hinreißenden Duett mit Larry McCray. In balladesken Fahrwassern angesiedelt, kommt es zu erhabenen Momenten, auch wenn Saxofonist Mark Early in seinem Solo die Sentimentalität aufruft.

Todd Sharpvilles Album "Medication Time" ist klasse.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Todd Sharpville:

Todd Sharpville (vocals, guitar)
Bruce Bears (Hammond, piano)
Brad Hallen (bass)
Mark Teixeira (drums)

With:
Larry McCray (vocals – #5, guitar – #5, backing vocals – #12)
Sugar Ray Nordic (vocals – #8, harmonica – #8)
Doug Kames (baritone saxophone)
Mark Early (tenor saxophone)
Carl Querfurth (trombone)
Doc Chanonhouse (trumpet)

Tracklist "Medication Time":

  1. Walk Out In The Rain (5:01)
  2. Get Outta My Way (2:48)
  3. Tangled Up In Thought (5:24)
  4. House Rules (5:03)
  5. Brothers From Another Mother (4:08)
  6. Medication Time (8:15)
  7. God Loves A Loser (5:47)
  8. Money For Nothing (4:37)
  9. Silhouettes (6:00)
  10. Stand Your Ground (5:45)
  11. Red Headed Woman (3:37)
  12. I Don’t Need Your Name (6:34)

Gesamtspielzeit: 63:32, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

4 Kommentare

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  1. Jürgen aus Bonn

    Hallo Ulli,
    Ja, ich bin DER Jürgen aus Bonn. Auch wenn ich in den vergangenen Jahren nicht mehr für Rocktimes schreiben konnte/wollte, habe ich immer wieder gerne bei Euch reingeschaut. Schön, dass ich nicht in Vergessenheit geraten bin.
    Viele Grüße an das gesamte Team
    DER Jürgen aus Bonn

  2. Jürgen

    Hallo Joe,
    ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Ihr (endlich) ein Review über "Medication Time" gebracht habt. Aber sorry: das Album ist nicht erst jüngst, sondern bereits im Jahr 2022 veröffentlicht worden. Aber offenbar ist Todd Sharpville jetzt (erst) bei DixieFrog untergekommen, was für eine Neu-Veröffentlichung spricht.
    Jedenfalls ist es ein saugutes Album!
    VG
    Jürgen aus Bonn

    1. Mario Keim

      Guten Morgen Jürgen,
      vielen Dank für Deine lobenden Worte.
      Das kommt gut an, noch dazu in solch verrückten Zeiten.
      Deshalb möchte ich eine Lanze für Joe und die erwähnte Veröffentlichung brechen.
      Es gibt im Moment viele Veröffentlichungen, die das Produktionsdatum 2022 tragen, aber erst 2023 erschienen sind oder noch in diesem Jahr erscheinen. "Medication Time" ist alles andere als ein Einzelfall. Das Produktionsjahr kann durchaus bei 2020 oder 2021 liegen, weil Corona auch hier viel durcheinander gewirbelt hat. Zum Leidwesen der meisten Musiker. Manchmal haben sie aber aus der Not eine Tugend gemacht. Immer wieder liest man deshalb von einem Lockdown-Album. Das trifft selbst für populäre Künstler zu (Beispiel: Roger Waters, jüngst bei RockTimes besprochen).
      Turbulente Zeiten gibt es also in vielerlei Hinsicht!
      Lass es Dir gut gehen, lieber Jürgen, und genieße weiterhin gute Musik, gern mit RockTimes.
      Viele Grüße nach Bonn von Mario

    2. Ulli Heiser

      Hallo Jürgen,

      Du hast Recht, das Album wurde 2022 das erste Mal veröffentlicht. Zu der Zeit bekamen wir aber kein Promo-Exemplar. Da lief wohl einiges nicht so richtig und so habe ich im Netz folgende Passage gefunden:

      "… aber aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit hielt man eine erneute Veröffentlichung für angebracht"

      [Quelle: FFM Rock]

      Wir haben das Album in der Tat erst in zweiter Auflage bekommen. Mit dem neuen VÖ, am 21. Juli.

      Beste Grüße

      Ulli

      P.S.? Bist du DER Jürgen aus Bonn?

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