«

»

V.A. / Heavy Kraut! – Wie der Hardrock nach Deutschland kam (1970 – 1976) Teil 1 – CD-Review

V.A. / Heavy Kraut! - Wie der Hardrock nach Deutschland kam (1970 – 1976) Teil 1 – CD-Review

Auf dem Cover der fetten Box steht das Wort Kraut. Das Booklet, eigentlich schon ein Büchlein, hat fast 100 Seiten und so kann das gar nicht anders sein, als dass die Bärenfamilie dahinter steckt.

Nach Ost-Kraut Teil 1 und Teil 2, nach Rockin' With The Krauts Vol. 1, 2, 3 und 4, nach KRAUT! – Die innovativen Jahre des Krautrock Teil 1, 2, 3 sowie Teil 4 nun also Teil 1 der Reihe "Heavy Kraut!: Wie der Hardrock nach Deutschland kam 1970 – 1976". Wie und wo könnte man sich also besser über Musik aus Deutschland informieren, die fernab von Schlager, Volkstümlichem, Klassik oder Mainstream verortet ist, als bei Bear Family Records?

Wobei, ich gucke jetzt nicht nach, aber wenn man wie dieses Label fast alle möglichen Ecken abdeckt, kann es durchaus sein, auch diese Musikrichtungen zu finden. Im Booklet wird außerdem eine weitere Reihe aufgeführt, die mir allerdings nicht bekannt ist: "Aus grauer Städte Mauern: Die Neue Deutsche Welle 1977 – 1985".  Wie der Titel des Wanderliedes der Jugendbewegung zur NDW passt, kann ich jetzt nicht sagen, aber da es eine NDW gab, war da vorher sicher auch eine ADW …

Was das Booklet ebenfalls offenbart, sind die Mitwirkenden an diesem Sampler. Frank Schäfer zeichnet für die Zusammenstellung der Stücke sowie den Begleittext verantwortlich. RockTimes-Lesern ist Frank Schäfer kein Unbekannter und auch ein weiterer Name ist Stammgast in RockTimes: Tom Redecker aka The Perc. Tom hat zusammen mit Detlev Hoegen, CEO des Labels, dieses vorliegende Projekt koordiniert. Und wenn ich gerade durch den Lorbeerwald wandere: Marlon Klein hat gemastert, das Lektorat oblag Evelyne Gerstenberger und gestaltet wurde die fette Box von Mychael Gerstenberger.

Ich komme noch einmal zu Frank Schäfer, denn von ihm gibt es ein verwandtes Buch: "Heavy Kraut – wie der Metal nach Deutschland" kam.
Nun aber zur Musik dieser Zusammenstellung und die ist – wie sollte es auch anders sein – so zu sehen, wie man sie anders nicht sehen kann, nämlich: so ausgewählt, wie es der 'Wahlleiter' getan hat: irgendwo zwischen subjektiv und objektiv. Wie Abertausende Kompilationen und Best-of-Zusammenstellungen hat ein jeder Hörer dieser Scheiben eigene Favoriten, die er ausgewählt hätte. Sicher hätte auch ich einige andere Nummern von der ein oder anderen Band gewählt. Erstmal, denn im Albumnamen steht ja "Wie der Hardrock nach Deutschland kam". Es mussten also frühe Stücke sein, die stilistisch zum Thema passen.

Ein Vorteil, Kompilationen 'von anderen' zu hören, ist der, dass man Neues lernen kann. So sind mit Silberbart, Toad, Frame, Blackwater Park und einigen anderen erstaunlich viele mir bis dato unbekannte Namen auf den beiden Silberscheiben. Daneben stehen Truppen, von denen ich einige nun unbedingt mal wieder hören muss. Ich nenne mal Curly Curve, Kin Ping Meh oder Lucifer’s Friend. Stark auch, dass mit den Puhdys und Electra zwei Ostbands vertreten sind, die ich erst mal nicht erwartet hätte, was meiner thüringischen Frau ein mitleidiges Lächeln ins Gesicht zauberte.

Auch war ich anfangs erstaunt, dass Cindy und Bert mit ihrem "Hund von Baskerville" ebenfalls zu hören sind. Wer von uns hat dieses Stück nicht schon aufgelegt, wenn Schlagerfans zu Besuch waren? Saustark aber die Infos dazu im Booklet. Ein paar Jahre nach dem Erscheinen dieses Covers war ich ab und an beruflich in Cindys Haus in meiner Heimatstadt. Ich kannte damals selbstverständlich das Black Sabbath-Original, nicht aber die Version des Schlagerduos. Schade, hätte mein erstes Interview werden, oder aber mir eine signierte Single ins Regal bringen können.

Und saustark auch der Beitrag der Scorpions, weil der mich animiert, die alten Sachen dieser Band mal wieder zu hören. Seit vielen Jahren kann ich die Stimme Meines nicht mehr hören, ich ertrag sie einfach nicht. Aber hier auf dem Stück aus der 1972er "Lonesome Crow" klingt sie richtig gut.

Tja, wie immer bei Compilations der Bärenfamilie kann ich nur ein dickes Lob aussprechen. Zum einen wegen der musikalischen Themenvielfalt und dann natürlich wegen den unbezahlbaren Informationen, die den Alben beigelegt sind. Zu jedem Track gibt es anständig viel Text und auch jede Menge Infos aus der entsprechenden Zeit und daher mag, darf, kann, ja muss ich auch eine dicke Empfehlung aussprechen.


Tracklist " Heavy Kraut! – Wie der Hardrock nach Deutschland kam (1970 – 1976) Teil 1″:

CD 1:

  1. Look Out – Asterix
  2. In The Time Of Job When Mammon Was A Yippie – Lucifer’s Friend
  3. Fly Little Jeannie – New Lords
  4. Smile – Message
  5. Chub Chub Cherry – Silberbart
  6. Der Hund von Baskerville – Cindy & Bert
  7. Stay! – Toad
  8. What Do We Do Now? – Wind
  9. Pandemonium – Birth Control
  10. You’ve Got To Follow This Masquerade – Hairy Chapter
  11. Movin' Along – Light Of Darkness
  12. Eloy – Eloy
  13. Coo Cookie Chao – Megaton
  14. Sweet Morning Light – Weed

CD 2:

  1. In Search Of The Peace Of Mind – The Scorpions
  2. Frame – If
  3. Crazy Woman – Night Sun
  4. Mental Block – Blackwater Park
  5. At My Home – Twenty Sixty Six And Then
  6. You’ll Never Be Accepted – Gift
  7. I Wanna Scream – Janus
  8. Tiger Rock – Tiger B. Smith
  9. Come On In – Kin Ping Meh
  10. Vineta – Puhdys
  11. Queen Of Spades – Curly Curve
  12. Spread Your Wings – Black Mass
  13. Bemühe Dich – Electra
  14. On The Road – Lady
  15. Things And Thoughts – Dirk Steffens

Gesamtspielzeit: 65:42 (CD 1), 70:22 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2024 (1970-1976)

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Mail: ulli(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>