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Robert Jon & The Wreck / Shine A Light On Me Brother – CD-Review

Robert Jon & The Wreck / Shine A Light On Me Brother – CD-Review

Nach ihrem letzten, hochgelobten, Album, Last Light On The Highway, wartete alle Welt auf eine ordentliche Tour, um die genialen Songs dann auch mal live auf der Bühne erleben zu können. Was daraus wurde, brauchen wir niemandem zu erklären, sämtliche Künstler erstickten im Corona-Berufsverbot. Aber was machst du als Musiker, wenn du nicht auftreten darfst? Du erschaffst neue Musik. Und genau damit haben sich Namensgeber Robert Jon und seine fähigen Freunde, Steve Maggiora, Warren Murrel, Henry James und Andrew Espantman ihre Zeit vertrieben. Resultat: eine neue geile Scheibe und die Freude der Zuschauer, bei der anstehenden Tour gleich zwei neue Alben präsentiert zu bekommen.

"Shine A Light On Me Brother" kommt in Kürze in zwei Varianten, als Vinyl und als CD, auf den Markt und wer dabei etwas ganz Besonderes ergattern möchte, der kann sich um eine orangefarbige LP bemühen – klar, die Jungs stammen ja aus Orange County. Als besonderes Leckerli gibt es für Vorbestellungen sogar noch die limited Edition mit einem coolen kalifornischen Nummernschild aus Blech.

Inhaltlich haben wir es mit zehn astreinen Tracks in einer Mischung aus Southern Rock, Blues/Rock, Americana, Soul und weiteren artverwandten Stilrichtungen zu tun und eröffnet wird der Reigen direkt mit dem Titelsong und dass die Band weiß, wie man die Weichen richtig stellt, das hat sie in der Vergangenheit mehrfach eindrücklich bewiesen. Hier bekommt der Hörer direkt eine volle Packung mit satter Gitarre, einem coolen Honky Tonk-Piano und einer Bläserschaft (die 504 Horns aus New Orleans steuerten ihr Können bei), die sich gewaschen hat. Von Intensität und Spielfreude her erinnert es spontan an Aretha Franklin und ihren Auftritt mit "Think" im Film "Blues Brothers". Dieser Song, live gespielt, muss jeden Club zum Überkochen bringen – grandios!

Ein paar Stücke später kommen die 504 Horns übrigens erneut unglaublich überzeigend zum Einsatz, wenn sie bei "Chicago" ein Rhythm & Blues-Feeling versprühen, das zudem mit einer gehörigen Portion Soul vermischt ist. Dazu möchte man sich fast wünschen, die Band könnte gemeinsam mit all den Gastmusikern von dieser Platte auf Tour gehen. Was wäre das für eine Intensität auf der Bühne!

Sowohl "Brother", gegen Ende, als auch weiter vorne das gefühlsbetonte "Hurricane" zeigen einmal mehr, wie sehr die Band sich neben den Ausflügen im 70er-Jahre-Jam-Modus auch melancholischen Themen verschreiben und das musikalisch umsetzen kann. Einige Kritiker konnten sich ja nach dem Einstieg von Henry James nicht so schnell mit dem Wechsel anfreunden, aber auch den letzten Zweiflern sei gesagt, dass der Junge richtig, richtig gut ist und vor allen Dingen in der Lage, die unterschiedlichen Genres aus dem Portfolio von Robert Jon & The Wreck nachhaltig zu bedienen.

Neben den eben angesprochenen melancholischen Tönen vermag die Band es ja bekanntermaßen, den Hörer auch aus eben dieser wieder zu verfrachten und in gute Laune zu versetzen. Geht dazu mal zu "Everyday" zurück und lasst Euch beflügeln. Hier gehen drei Australierinnen den kalifornischen Jungs mit ihrem Background-Gesang zur Hand: Mahalia Barnes (ja, die überaus talentierte Tochter von Jimmy Barnes), Juanita Tippins und Prinnie Stevens.

Eigentlich können alle Songs aus diesem neusten RJ&TW-Output als durchweg äußerst gelungen kategorisiert werden, die wirklichen Juwelen sind die mit richtig Soul, mit Bläsern und Slide-Gitarre, diejenigen, denen nur ein winziger spontaner Impuls auf der Bühne fehlt, um die Band in ellenlange Jams verfallen zu lassen. Es fällt sehr schwer sich einzugestehen, dass bei der unmittelbar anstehenden Tour neben den 'alten' Songs auch aus den beiden letzten, noch nicht live performten  Alben ja nur einige Stücke gespielt werden können. Wert wären sie es alle – egal, ob von "Last Light On The Highway" oder dem jüngsten Kracher, "Shine A Light On Me Brother".

Volle Punktzahl!


Line-up Robert Jon & The Wreck:

Robert Jon Burrison (vocals, guitars)
Henry James Schneekluth (lead guitar, vocals)
Warren Murrel (bass)
Steve Maggiora (keys, vocals)
Andrew Espantman (drums, vocals)

Tracklist "Shine A Light On Me Brother":

  1. Shine A Light On Me Brother
  2. Everyday
  3. Ain’t No Young Love Song
  4. Chicago
  5. Hurricane
  6. Desert Sun
  7. Movin'
  8. Anna Maria
  9. Brother

Gesamtspielzeit: 44:22, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Claus Heim

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