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Black Cat Biscuit/The BluesBones – Konzertbericht, 16.02.2020, Zaal Thijssen, Deurne-Vlierden (NL)

Dieser Keeping The Blues Alive.nl-Event stand unter der Überschrift »Blues From Begium«.
Folglich kamen natürlich zwei Bands aus dem Land von Toots Thielemans oder Philip Catherine.
Einerseits handelte es sich um die fünfköpfige Formation Black Cat Biscuit und andererseits traten The BluesBones auf.

Beide Formationen sind über die Grenzen ihres Heimatlandes bekannt.
Black Cat Biscuit gewann die Belgian Blues Challenge 2018 und belegten den vierten Platz bei der European Blues Challenge 2019. Was Tonträger-Veröffentlichungen angeht, hat die Combo Anfang 2019 "That’s How The Cookies Crumble" auf den Markt gebracht. Laut ihrer Band-Beschreibung begibt man sich nicht auf ausgetretene Pfade oder beschäftigt sich mit abgegriffenen Cover-Songs, sondern ist deren Musik ein »[…] sometimes foxy cocktail of fresh songs marinated in a special gumbo hot sauce, brought by five driven musicians! […]«
The BluesBones umschrieben den Auftritt beim Keeping The Blues Alive.nl auf ihrer Facebook-Website so: »[…] Vlierden will be Belgium soil for a few hours […]«. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich hinter dem Statement ein lachender Smiley befindet.
Um bei den Blues-Wettbewerben zu bleiben, kann das Quintett darauf verweisen, 2016 die Belgian Blues Challenge gewonnen zu haben. Nach den beiden bei RockTimes besprochenen Alben Saved By The Blues (2015) sowie Double Live (2016) folgte 2018 "Chasing Shadows".

Black Cat Biscuit beim Keeping The Blues Alive.nl in Vlierden

Black Cat Biscuit beim Keeping The Blues Alive.nl in Vlierden

Genug der Vorrede. Den belgischen Konzert-Nachmittag/-Abend eröffnete Black Cat Biscuit.
Nach einem instrumentalen Vorstellungs-Opener ging die Band  – mit Patrick 'P. Daddy' Indestege am Kontrabass – dynamisch swingend und entsprechendem Groove in die Vollen. Schon zu Beginn begeisterte nicht nur Lead Sänger Bart 'Yasser' Arnauts, sondern auch Harper Mark Sepanski sowie der Bassmann durch ihre Backing Vocals. Der Kanzellen-Zauberer drückte dem Stück "Haunting Me" bei dezenter Bandbegleitung seinen sanft gespielten Stempel auf. "Bad James" konnte mit seinem leichten Western-Country-Einschlag begeistern und über ein mächtig groovendes "Pet Cemetary" öffnet die Combo die erste Tür zur langsameren Abteilung des Gigs. "Serenade Of Mystery" sagte schon alles aus über den bedächtigen Song, der durch Wah Wah-Pedal-Sound, funky Touch sowie Trommel-Intermezzo für viel Beifall sorgte.

Bei noch langsamerem Tempo kam es dann zum Slow Blues, vertreten durch den Track "Woman’s Mind". Gefühl- sowie fantasievoll präsentierte Stanley Patty in einem ausladenden Solo die Sprache seiner Seele. Highlight!
Zwei Sekunden braucht ein Mann, um ein Kind zu zeugen und zwanzig Jahre, um es zu erziehen. So meinte zumindest Mark Sepanski in seiner Komposition "2 Seconds Man". Auf seinem kleinen Instrument spielte er groß auf und zum klasse Beat ließ Patrick 'P. Daddy' Indestege die dicken Kontrabasssaiten herrlich schnarren.

Bart 'Yasser' Arnauts (lead vocals, guitar)

Bart 'Yasser' Arnauts (lead vocals, guitar)

Ausnahmen bestätigten die Regel. Speziell bei diesem Gig spielte Black Cat Biscuit dann doch einen Coversong … von The BluesBones. Die Bands sind eben befreundet.
Jeff 'Junior' Gijbels griff zu den Paukenschlägeln, als der Slow Blues von "Parrot Woman" die Runde machte. Tolle Breaks und ausgeprägte Gitarren-Riffs gaben dieser Nummer Rasse und der Black Cat Biscuit-Boogie "Giovanni Winnetou" steigert nochmals die Stimmung im Publikum. Bart 'Yasser' Arnauts und Mark Sepanski glänzten in einer Frage-Antwort-Einlage und mit leichter Drum-Begleitung zupfte Patrick 'P. Daddy' Indestege ein knackiges Kontrabasssolo. Klasse!
Aus meiner Sicht stand Bart 'Yasser' Arnauts bei "Train 66" im Mittelpunkt des Interesses. Er schulterte eine selbst gebaute Gitarre, die aus einer alten Keksdose und dem Fretboard seiner ersten Gitarre bestand. Er nannte dieses Instrument »Mother’s Box Guitar« und aktivierte auch noch das Bottleneck. Im Slide-Retro-Sound nahm der Zug Fahrt auf und brachte der Combo viel Beifall ein.

Was sich dann in "Sons Of Vampire" abspielte, entpuppte sich als ganz großes Kino. Es war nicht nur Mark Sepanskis große Spielwiese. Nein, denn zum Solo von Jeff 'Junior' Gijbels gesellte sich auch noch sein Vater Marc Gijbels. Ein Drumset, zwei Schlagzeuger und vier Sticks mündeten in große Begeisterung. Aber da ging noch mehr: Patrick 'P. Daddy' Indestege hatte plötzlich ein Waschbrett geschultert, Bart 'Yasser' Arnauts griff zum Schellenring, Stanley Patty schüttelte zwei Marakas und Mark Sepanski, der in einem vorherigen Lied die Cowbell spielte, bleib bei seiner Harp. Diese tolle Percussion-Einlage mündete – nach großen Beifall – schließlich in der "Going Home"-Zugabe. Dabei handelte es nicht um die Don Nix-Komposition. Hier gab die Combo dem im Blues verwurzelten rockenden Country einen letzten Auftritt. Hats off, Black Cat Biscuit!


Line-up Black Cat Biscuit:

Bart 'Yasser' Arnauts (lead vocals, guitar)
Mark Sepanski (harmonica)
Stanley Patty (guitar)
Patrick 'P. Daddy' Indestege (upright bass, electric bass)
Jeff 'Junior' Gijbels (drums, percussion)

The BluesBones beim Keeping The Blues Alive.nl in Vlierden

The BluesBones beim Keeping The Blues Alive.nl in Vlierden

Der noch junge Stef Paglia, seines Zeichen Gitarrist von The BluesBones blickt mittlerweile auf einen eigenen Werdegang. RockTimes hat ihn sowohl bei einem Konzert im Blues Moose Café erlebt, als auch das Album Never Forget (2019) besprochen. Er hatte anderweitige Verpflichtungen und für ihn erlebten die Zuschauer Stijn Bervoets an der Gitarre. Der etatmäßige Schlagzeuger Jens Roelandt wurde durch Sven Bloeme vertreten.

Der Umbau ging flott von der Hand, sodass The BluesBones kurz nach 17:00 Uhr mit "Find My Way Out" loslegten. Das Quintett um den toll singenden Frontmann Nico de Cock trat sofort auf das Gaspedal. Der Blues im bestens rockenden Gewand tönte aus den Lautsprechern. Klasse! Leisere Töne, nicht weniger energetisch, schlug die Band bei "The End" an. Stijn Bervoets triggerte an den Nervenenden der Zuhörer und solche Momente sollten bei diesem Auftritt nicht die letzten bleiben. Geert Boeckx schmückte die relaxte Nummer durch Wah Wah-Pedal-Sounds aus und der Gitarrist lud Edwin Risbourg gleich zu einer Saiten-Tasten-Diskussion ein. Super!
Stijn Barvoets wechselte das Spielgerät und streifte das Bottleneck über seinen kleinen Finger. Wow! Diese Mischung aus Slide-Gitarre sowie Boogie-Würzung machte natürlich Laune und der Meister des Sechssaiters begeisterte mit einem großformatigen Solo. In instrumentalen Phasen war Nico de Cock auf einer imaginären Luftgitarre unterwegs. Wenn es eine Luft-Orgel gäbe, beherrschte er die Tasten auch, zumindest fast immer dann, wenn Edwin Risbourg, wie im "Demon Blues" ein Solo – inklusive Leslie-Lautsprecher – mit psychedelischen Beigaben vortrug.Perfekt!

Nico de Cock (lead vocals)

Nico de Cock (lead vocals)

An anderer Stelle drehten The BluesBones sozusagen den Spieß um und spielten einen Slow Blues-Song von Black Cat Biscuit. Hier gaben Keyboards sowie Gitarre der Psychelelic einen größeren Raum und ging mehr in die Tiefe.
Die Songauswahl der Combo hatte durchaus einen Schwerpunkt bei Nummern, die über ein langsames Tempo, variantenreich dargeboten oder einen Slow Blues-Charakter verfügten. So zelebrierte Stijn Barvoets den Zwölftakter in der Rolle des Blues-Flüsteres. Der funkige "Witch Doctor" war quasi rezeptpflichtig und "Romance For Rent" hatte mit ihren Keyboard- beziehungsweise Gitarren-Ausflügen Jam-Charakter. Super! "She’s Got The Devil In Her" entwickelte sich zu einer wahren Session. Der Sänger imitierte Barry Whites Gesang aus dem Stimmbänder-Keller, sang im nächsten Moment himmelhohe Töne und endete mit einer feinen a cappella-Einlage.

Sven Bloeme spielte mit der Präzision eines Uhrwerks und setzt Ausrufezeichen. "I Try" und "I’m Still Your Man" waren exquisite Slow Blues-Stücke und der "Crusin'"-Boogie motivierte viele Anwesende zum Tanzen. Beide Daumen hoch für The BluesBones! Die "Whiskey Drinking Woman"-Zugabe eröffnete gleichzeitig auch den abschließenden Jam-Teil beider Bands. Zunächst stieg Harper Mark Sepanski mit ein, gefolgt von Stanley Patty und dann übergab Geert Boeckx seinen Tieftöner an Patrick 'P. Daddy' Indestege. Blues aus Belgien … immer wieder gerne.

Ein Lob geht wieder einmal an Mies Sleegers von msm music services.
Vom Verein Keeping The Blues Alive.nl wird für den 15. März unter anderem eine 'Blues Alive Revue' angekündigt. Dafür stellt Richard van Bergen eine Band nur für diesen Auftritt zusammen. Außerdem wird Sean Chambers angekündigt.
RockTimes bedankt sich bei Martin und Theo von Keep The Blues Alive.nl für den Platz auf der Gästeliste.


Line-up The BluesBones:

Nico de Cock (lead vocals)
Stijn Bervoets (guitars, slide guitar)
Edwin Risbourg (Hammond organ, backing vocals)
Geert Boeckx (bass)
Sven Bloeme (drums)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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