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Chaedrist / Chaotheosis – Digital-Review

Chaedrist - Chaotheosis

Meine erste Begegnung mit der Münchner Chaosgöttin bzw. ihrem Schöpfer Chaedrist war 2015 mit der CD Grandevality. Damals war ich beeindruckt von der Musik in Kombination mit dem Konzept dahinter.
Die Zeit verging … und es kam kein neues Lebenszeichen … ich dachte, die Veröffentlichung wäre etwas Einmaliges gewesen. Doch anscheinend war die 'Grandevall Goddess' nur in Mutterschutz / Elternzeit, um ein neues Werk zu gebären und großzuziehen.

Dann häuften sich die ersten Anzeichen für das neue musikalische Geschöpf, das auf den Namen "Chaotheosis" hört – und schließlich erreichte es mich. Die junge Göttin ist genauso chaotisch wie ihre große Schwester, zeigt viele charakterliche (klangliche) Ähnlichkeiten. Sie ist aggressiv und wild, stürmt meistens schnell darauf los. Oder um es mit Songtiteln auszudrücken: Wenn ihre "Sæliclîche Vinsterheit" waltet, bleibt hinterher "Nicht mal mehr Asche". Nein, der "Chaedran Cult" der "Mad Creatress" ist nicht sanft oder freundlich.

Beim Lesen dieser Titel mag auffallen, dass es sich um verschiedene Sprachen handelt. Tatsächlich werden hier Deutsch, Englisch, Latein, Mittelhochdeutsch und Norwegisch benutzt. Eine recht abgefahrene und ungewöhnliche Vorgehensweise, die in ähnlicher Weise bereits auf dem Debüt vorhanden war. Die deutsche Übersetzung (für die weniger gängigen Sprachen) mitzuliefern, finde ich sehr lobenswert und die Texte sind stilvoll:
Hier ein Auszug einer Huldigung an Chaedra, zu finden in "Lichtdurchflutet"

»In Chaedra fließt zusammen
was einst Form war und Essenz
doch auch dies ist nur ein Name
allvereinigter Präsenz.
Chaedra dea
homini lea.«

Jedoch geht es meistens eher unfreundlich zu, die Chaos-Göttin tritt auf als Weltenzerstörerin:

»Was immer von der Welt mag bleiben:
Es wird nicht mal mehr Asche sein… «

So ist es auch kein Wunder, dass die passende Musik dazu in Richtung Extreme Metal geht. Dieser Begriff umschreibt eine Mischung aus Death / Thrash / Black und Pagan-Metal. Solche Kombinationen sind in den letzten Jahren recht modern und mir schon mehrfach begegnet. Es scheint im Trend zu liegen, sich aus den genannten Stilen etwas zusammenzubasteln. In einigen Fällen, so wie auch bei Chaedrist, kommt dabei (erfreulicherweise) etwas hörenswertes Eigenes heraus, das sich weder mit anderen Bands vergleichen, noch in Schubladen packen lässt.

"Chaotheosis" ist (dem Namen entsprechend) chaotisch – dies jedoch nicht planlos, sondern geschickt konstruiert. Trotz der vorwiegend vorherrschenden hohen Geschwindigkeit und vordergründiger Härte, verbergen sich dahinter Melodien und Details, dabei sind auch mal (meist eher kurz) ruhigere Momente oder harmonische Gitarrenklänge.
Leider liegen mir nur MP3s vor, so dass ich die Feinheiten nicht genau erkennen und darauf eingehen kann ("Chaotheosis" ist digital und auf CD erhältlich). Ich denke jedoch, dass hier, wie bereits beim Debüt, eine gute Produktion die Strukturen erkennen lässt, die bei mehreren Durchgängen ihre Vielschichtigkeit offenbaren.

Steff (alias Chaedrist), der Schöpfer des Ganzen, beherrscht nicht nur textlich verschiedene Sprachen, sondern auch stimmlich verschiedene Variationen, vor allem im Bereich von Growlen und Keifen. Diese passen sich sowohl der (schwarzmetallischen) Raserei als auch den etwas epischeren Momenten (die es beispielsweise am Ende von "Lichtdurchflutet" gibt) an.
Somit ist als Fazit festzustellen, dass auch dieses Werk von Chaedrist für Extreme-Metaller lohnenswert sein sollte, eine reizvolle Reise in die Welt des Chaos, ein packendes Eintauchen in einen musikalischen Strudel der Entropie.
In diesem Sinne: »Join the Chaedran cult…«
»Ave Chaedra«.


Line-up Chaedrist:

Stefan 'Steff' Deleski (Gesang, Texte, Komposition)
Michael 'Mike' Tröstl (Gitarre, Komposition, Bass [Studio])
Tim Reu (Gitarre)
Michael 'Michi' Kraxenberger (Schlagzeug)

Tracklist "Chaotheosis":

  1. Vastitas Mundi [Intro] (0:45)
  2. Sæliclîche Vinsterheit (4:55)
  3. Nicht mal mehr Asche (4:05)
  4. Chaedran Cult (4:41)
  5. Ante Aras Ad Sidera (5:02)
  6. Lichtdurchflutet (5:30)
  7. Mad Creatress (3:37)
  8. Whilst The Wolven Hour (3:10)
  9. Beruset Av Hat (5:51)
  10. Waidmannssang (2:38)

Gesamtspielzeit: 40:14, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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