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George Jones / Country Music Jamboree – Vinyl-EP-Review

George Jones - "Country Music Jamboree" - Vinyl-EP-Review

Wer heute an George Jones denkt (und mit dem Namen etwas anfangen kann), denkt in erster Linie an die Country-Hitfabrik Nashville, aalglatte Songs über Gott, ein Traumbild von Familienleben und die wunderschöne Natur. Das Leben des Amerikaners verlief dagegen – in erster Linie hervorgerufen durch seinen Alkoholismus – nicht unähnlich dem von Hank Williams wesentlich dramatischer und unrunder, als er dies in seinen Songs kund tat. Aber davon mal abgesehen, gab es ja auch noch eine Zeit davor. Und der hat sich die Bear Family auf der mir nun vorliegenden 10″-EP angenommen. Tatsächlich sind hier Aufnahmen aus dem Jahr 1959 zu finden und zum damaligen Zeitpunkt hatte der gute George auch noch jede Menge Rock’n’Roll bzw. Rockabilly im Blut.

Schnell festzustellen ist dies bereits im ersten Song "White Lightning", der richtig schön nach vorne treibt, eine klasse gesungene Rockabilly-Nummer, die die Laune direkt schon mal in die Höhe schnellen lässt. Auch bei "Who Shot Sam", dem Opener der zweiten Seite, geht es flott rockend geradeaus. Natürlich sind auch langsamere Country-Waltzer wie beispielsweise "Into My Arms Again" vertreten, die das Bild jedoch nicht trüben, sondern eher abrunden. Bei "Long Time To Forget" dominiert neben dem Gesang eine fein gespielte Fiddle das Bild. Mit "Jesus Wants Me" ist auch ein in der damaligen Zeit und diesem Genre wohl unvermeidlicher spiritueller Song dabei, der dann aber umgehend von dem starken Rock’n’Roller "Sparkling Brown Eyes" gefolgt wird.

Die Original-EP enthielt zu jener Zeit lediglich acht Stücke, wogegen die Bear Family hier vier (auf jeder Seite zwei) Bonus Tracks aus der damaligen zusätzlich spendiert hat. Und die sind auch alles andere als von schlechten Eltern. Das bereits erwähnte "Sparkling Brown Eyes" ist einer davon, gefolgt von dem ebenfalls rockenden "Too Much Water", außerdem "Tall Tall Trees" sowie "Just Little Boy Blue". Jeder Song ist ein Treffer, da hier noch lange nicht alles so glattgebügelt wurde, wie es dann im Nashville der sechziger und siebziger Jahre Usus wurde. Auf "Country Music Jamboree" kann man die Ecken und Kanten noch hören, die Einspielung klingt herrlich unperfekt und deshalb auch sehr authentisch. Wenn man davon ausgehen darf, dass hier auch das Original-Cover wieder verwendet wurde, dann wurde die Scheibe wohl speziell in China (oder Japan?) veröffentlicht, dann das Backcover ist mit deren Schriftzeichen zugepflastert.

Diese auf 500 Exemplare limitierte EP auf farbigem Vinyl (die mir in durchsichtigem Orange vorliegt) ist ein richtig Laune machender Trip zurück ins Jahr 1959, bei dem man merkt, dass die damals auch schon ganz genau wussten, wie man gute Musik macht. Daher ganz klar ein gefundenes Fressen für alle, die mit diesem Genre sympathisieren und dazu Spaß an (farbigem) Vinyl haben. Super Sache!


Tracklist "Country Music Jamboree":

Side 1:

  1. White Lightning
  2. Into My Arms Again
  3. Opry Rag
  4. Don’t Stop The Music
  5. Just Little Boy Blue
  6. Tall Tall Trees

Side 2:

  1. Who Shot Sam
  2. Long Time To Forget
  3. Treasure Of Love
  4. Jesus Wants Me
  5. Sparkling Brown Eyes
  6. Too Much Water

Gesamtspielzeit: 13:39 (Side 1), 14:01 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2021 (1959)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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