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Guru Guru / Rotate! – CD-Review

Guru Guru - "Rotate!" - CD-Review

Es ist schon Wahnsinn! Mit einer 'Dienstzeit' von nun strammen fünfzig Jahren gehört Guru Guru mittlerweile zu den ältesten noch aktiven Bands auf diesem Erdball. Und nach wie vor zu den Frischesten, wenn ich das gleich hinterher schicken darf. Denn kategorisieren, einordnen oder sonst irgendwie in eine Schublade stecken lassen sich die Musiker um Bandgründer Mani Neumeier nach wie vor in keinster Weise, wie sie auch mit dem neuen Album "Rotate!" deutlich klar machen. Nicht nur die Kompositionen, sondern auch die verwendeten Sounds bleiben nach wie vor nie stehen und sind offensichtlich immer noch durch Forschungsdrang und Neugierde geprägt. Dieses neue Werk wurde im Oktober 2017 im Mac Barisch Studio in Karlsruhe eingespielt und präsentiert insgesamt elf neue Tracks (naja, sagen wir zehn und einen kurzen Abschieds-Gruß). Die Bandbesetzung ist in den letzten Jahren stabil geblieben, sodass es sich hierbei um die erste Studioscheibe mit dem Gitarristen Jan Lindqvist (der den 2016 verstorbenen Hans Reffert ersetzt hat) handelt.

Der Titelsong startet die Scheibe sehr perkussiv ausgerichtet mit beschwingtem Rhythmus und von Effekten verfremdetem Gesang. Wenn dann auch noch die verzerrten Gitarrenakkorde in die Szenerie eingreifen, entwickelt sich schnell ein futuristisches, spaciges Feeling, das dem Hörer unmittelbar das Gefühl verleiht in einem UFO durch die Galaxien zu sausen. In eine komplett andere Richtung geht dagegen "I Missed So Many Shootingstars", das mit balladenhaftem Gesang vorgetragen wird und sich im Verlauf zu einem Liebeslied erster Kajüte entwickelt. Ach, hatte ich schon erwähnt, dass man bei dieser Band vor keiner Überraschung sicher ist? Ebenfalls sehr eingängig und als starker Rock’n’Roll-Shuffle gebracht, kommt "Magic Tree" daher und sorgt alleine schon dadurch für jede Menge Auflockerung. Der Vortrag erinnert bei diesem Stück gar etwas an den seligen J.J. Cale, was ja aber alles andere als ein Nachteil ist.

Guru Guru nimmt den Hörer aber immer wieder gerne auch auf eine Reise mit, die unterlegt von so coolen wie durchdachten Tracks der Marke "Nombiri" oder "Paramashivam" das Kopfkino des Musikfans von ganz alleine in Action bringt. Die erstgenannte Nummer fließt ruhig und erhaben wie ein großer Strom dahin, nachdem sie von Neumeiers Percussion gestartet wurde. Eine Gitarre spielt geheimnisvoll anmutende Licks, während die zweite in Richtung Firmament abzudriften scheint. Der Spannungsbogen wird aufgebaut und die kompletten fünf Minuten lang gehalten, ohne dass tatsächlich am Ende (oder zwischendrin) irgendwas explodiert bzw. aus den Fugen gerät. "I Am A Spaceboy" erinnert durch die sphärische Musik und den gesprochenen Text etwas an den "Elektrolurch", was der Güte des Titels, der atmosphärisch und etwas verloren durch das Weltall zu schweben scheint, aber keinen Abbruch tut.

"Anaconda" lebt dann wieder ganz stark von der kreierten Atmosphäre und lässt das Tor sperrangelweit offen, durch das sich die Fantasie des Hörers auf die Reise begeben kann. Wo diese hinführt, wo der Hörer am Schluss wohl ankommt? Eine Sache, die natürlich nur jeder für sich selbst herausfinden kann und das ist auch gut so. Bei "Nana" geht es dagegen zweifellos in den fernen Osten, wie Roland Schaeffer mit seinen Blasinstrumenten schnell klar macht. Ebenfalls wieder ein Track zum Abdriften, Abtauchen und die Seele baumeln lassen. Deutlich rockiger dagegen "Digital Analog", wenn auch hier wieder viele andere Stile und Genre rein gegrätscht kommen, sodass man kaum von einem reinen Rocker sprechen kann. Und schließlich ist da noch "Rollo Riff", das durch inspirierte Gitarrenarbeit und erneut sehr dichte Atmosphäre punktet.

Wie hatte es bereits mein ehemaliger Kollege Steve bei seinem Review zur Vorgänger-Scheibe Electric Cats mit anderen Worten so schön beschrieben. Wer sich ein Guru Guru-Album zulegt, der weiß nie was er bekommen wird. Denn diese Band ist nach wie vor so agil, so offen für Neues und immer auf der Suche nach neuen Sounds, dass man sich eigentlich immer nur überraschen lassen kann.

Fakt ist aber, dass die Überraschung im Fall von "Rotate!" eine überaus gelungene geworden ist. Guru Guru haben noch lange nicht genug, was eine hervorragende Nachricht für alle Fans (und solche, die es werden wollen) ist.


Line-up Guru Guru:

Mani Neumeier (drums, percussion, kalimba, kaossilator, vocals)
Peter Kühmstedt (bass, vocals)
Roland Schaeffer (guitars, saxophone, nadaswaram, bawn flute, vocals)
Jan Lindqvist (guitars, lap steel guitar, indian guitar)

Tracklist "Rotate!":

  1. Rotate!
  2. Digital Analog
  3. Paramashivam
  4. I Missed So Many Shootingstars
  5. Anaconda
  6. Rollo Riff
  7. Nana
  8. Magic Tree
  9. Nombiri
  10. I Am A Spaceboy
  11. Gurugu

Gesamtspielzeit: 51:53, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. udo matthias

    coole seite.
    udo

    1. Markus

      Hi Udo,

      danke für das Lob. Wir würden uns natürlich freuen, wenn du öfter mal bei uns vorbeischauen würdest. Interessantes gibt es eigentlich immer zu berichten 🙂

      Schönen Rest-Sonntag,
      Markus

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