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Rosedale / Wide Awake – CD-Review

Rosedale / Wide Awake - CD-Review

Die französische Bluesrock-Band Rosedale hat jetzt nach gut einem Jahr die Nachfolge-CD zur ihrem Erstlingswerk Long Way To Go, veröffentlicht, welches auf RockTimes lobend besprochen wurde. Die Band ist sicherlich im Vergleich zur französischen Heimat in Deutschland noch nicht weit bekannt, was sich aber durch Auftritte nächstes Jahr ändern könnte. In Frankreich tourte Rosedale sehr viel, kam auch zu einigen Auftritten in die Schweiz und in die Niederlande. Immerhin wird die Band in Esslingen am siebten Dezember eine Releasevorstellung der neuen CD bieten und sie hat vor, im nächsten Jahr neben anderen europäischen Ländern auch in Deutschland Konzerte zu bestreiten.

Rosedale besteht zunächst aus dem Kernpaar Amandyn Roses und Charly Fabert. Amandyn Roses bezaubert sowohl in Aussehen als auch vornehmlich durch eine sehr schöne und kräftige Stimme. Ihr Partner Charly Fabert ist nicht nur der Hauptsongwriter, sondern auch ein begnadeter, ausdrucks- und stilvoller Gitarrist des Bluesrock-Genres, der gerne auf einer Cort CR-Custom Les Paul spielt. Rosedales derzeitiges Band-Line-up hat sich gegenüber der vorigen Platte mit einem neuen Drummer und neuen Keyboarder geändert.

1) Racing At The Wheel

Flotter Opener im Shuffle-Rhythmus, basierend auf einem typischen und interessanten Gitarrenriff auf den Basssaiten im Les Paul-Sound, der die Gesangsstrophen umspannt und unterlegt mit Orgelteppich, bevor die kräftige, an Beth Hart erinnernde Stimme von Amadyn Roses einsetzt. Nach dem zweiten Refrain bricht der treibende Rhythmus herunter und leitet die Bridge ein, die alleine für ein mächtiges, an Bonamassa erinnerndes Gitarrensolo dient. Zunächst ruhig im Tempo, aber kräftig mit bloßer Drumunterstützung beginnend, bevor der Bass dazu kommt, der dann das Tempo wiederaufnimmt, bevor das Solo endet und in den Refrain übergeht. Nicht, dass jetzt falsche Schubladen aufgezogen werden: nein, das ist kein Bonamassa-/Hart-Aufguss, das ist ein sehr eigenständiger Sound.

2) Dance With The Devil

Das nächste Stück kann man als gefühlvoll-düstere Ballade in Moll beschreiben, die in den Versen auf einem Rumba-artigen Rhythmus aufbaut, wieder umrahmt von einem interessanten Gitarrenriff. Der Refrain bricht dann den Rumba in einem bemerkenswerten Wechsel auf eine III-VI-V-Kadenz wieder auf, und das Lied taucht in eine andere Atmosphäre ein. Das hörenswerte Gitarrensolo arbeitet selber auf den Basisakkorden der Verse, die dann allerdings im flotten Tempo herüberkommen, bevor es wieder in den Basisrhythmus des Stücks übergeht. Unterstützt wird der Gesang durch einen starken Background-Chor.

3) The Sun Won’t Rise Today

Weiter geht es in eine Nummer mit flottem Shuffle-Rhythmus, deren Intro der Drummer veranstaltet. Mit schönen Phrasierungen durch die Orgel und unterstützenden Bläsern werden jazzartige, komplexere Phrasierungen und Parts eingezogen. Das Gitarrensolo in der Mitte des Tracks überzeugt ein weiteres Mal.

4) Fireplace

Eine weitere, langsame und sehr gefühlvoll gesungene Liebesballade im Soul-Stil, passend zum kommenden Winter (»the snowflakes fall«) wird mit Piano-Keyboard eingeleitet und wiederum kräftig mit Orgelteppich und gedämpfter Bläserunterstützung unterlegt. Charlie Fabert spendiert dem Song ein passendes Gitarrensolo.

5) Down The Line

Dieses Lied im Mainstream Rock-Stil startet mit einem schönen Gitarrenintro und wird in der Hauptstimme gesungen vom Schreiber des Songs, Paul Cox. Amadyn unterstützt ihn aber kräftig in netten Duett-Parts. Wie üblich findet Charlie Fabert  auf der Gitarre stimmige Soli in der Songmitte und zum Auslauf des Stücks.

6) Smoking Gun

"Smoking Gun" kommt balladenartig auf Basis eines mollbasierten, bluesartigen Rhythmus daher. Das Gitarrensolo wechselt dann überraschend auf Stufe II, bevor es im zweiten Part wieder auf der Basisstufe aufbaut.

7) How In The World (Did You Believe)

Jazzig angehaucht, funkig und soulartig geht es im nächsten Track weiter, der wieder angenehme Bläsersätze einsetzt. Den rhythmisch und thematisch abgesetzten Solo-Part darf jetzt die Hammondorgel übernehmen, bevor ein Gitarrensolo, zunächst alleine von den Drums unterstützt, den weiteren, tempomäßig anziehenden Solo-Part fortsetzt. Dieser endet im Übergang zu den Refrain-Gesängen. Die Hörner sind wieder sehr präsent und Amandyn sowie ihre Background-Sängerinnen wissen, wie man dem Song Kraft und den nötigen Schwung verleiht.

8) Drifting

"Driftig" ist bluesartig, langsam gespielt und balladenartig, unterlegt mit stilvollen Gitarrenlicks. Hier kommt als Gastmusiker Henrik Freischlader hinzu, der gegen Ende im Duett mit Charlie solieren darf.

9) Troublemaker

Jetzt wird es wieder flotter in der nächsten Nummer, die als leichter Bluesrock-Song von schönen Harp-Licks unterstützt wird. Die Harp darf hier das Solo einleiten und es sich im Call-Response mit der Gitarre teilen, bevor letztere komplett übernimmt.

10) The Kind Of Man You Are

Das letzte Stück ist mit siebeneinhalb Minuten das längste der CD. Der sehr gefühlvolle Song transportiert eine etwas düstere, melancholische Stimmung und handelt, wie man vermuten kann, von einer problematischen, zweifelhaften Beziehung der singenden weiblichen Person zu ihrem Mann. Amandyn singt mit überzeugendem Gefühl und Dramatik, ohne irgendeine Art von falscher Süßlichkeit oder Weinerlichkeit. Das Solo von Charlie Fabert ist wiederum sehr überzeugend dem Lied gewidmet.

Fazit:

Rosedales CD "Wide Awake" ist ein ausgezeichnetes, erfrischendes Album im manchmal doch etwas ausgelutschten Blues Rock-Genre. Mit diesem zweiten Album beweist Rosedale, dass die Band nach dem Erstling "Long Way To Go" einen sich auf demselben großartigen Niveau befindlichen Nachfolger liefern kann. Alle Texte mit Angabe der Songschreiber sind übrigens auf der Webseite der Gruppe auffindbar.

Rosedale ist also eine Band, auf die man ein Auge haben sollte. Hoffentlich werden sie mit "Wide Awake" und ihren Gigs im nächsten Jahr auch in Deutschland den Durchbruch erleben.


Line-up Rosedale:

Amandyn Roses (vocals)
Charlie Fabert (guitars)
Phil Sissler (bass)
Denis Palatin (drums)
Séraphin Palmeri (keyboards)

Gäste:

Paul Cox (vocals)
Henrik Freischlader (guitar)
Patrice Lerech (trumpet)
Damien Prud’homme (sax)
Julia und Laura Dolcemare (background vocals)

Tracklist "Wide Awake":

  1. Racing At The Wheel (4:05)
  2. Dance With The Devil (4:42)
  3. The Sun Won’t Rise Today (4:47)
  4. Fireplace (5:13)
  5. Down The Line (4:17)
  6. Smoking Gun (4:44)
  7. How In The World (Did You Believe) (6:34)
  8. Drifting (4:45)
  9. Troublemaker (4:02)
  10. The Kind Of Man You Are (7:39)

Gesamtspielzeit: 50:42, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Carlo Luib-Finetti

1 Kommentar

  1. Mario Keim

    Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für die überaus erfrischende CD-Besprechung. Ausgesprochen gut die minuziöse Wiedergabe der einzelnen Titel. Das macht Lust, die Band einmal näher kennenzulernen.
    Viele liebe Grüße Mario

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