«

»

Todd Sharpville / Live At Rockpalast – CD/DVD-Review

Todd Sharpville / Live At Rockpalast

Welch' ein adeliger Auftritt im Rockpalast! Der Sohn des dritten Viscount St. Davids, mit Namen The Hon. Roland Augusto Jestyn Estanislao Philipps, Jahrgang 1970, wurde bekannt als 'World’s first blue-blooded bluesman', und beschäftigt sich musikalisch mit Blues, Blues Rock und Americana. 1993 erschien sein Plattendebüt und erst im letzten Jahr kamen wir in den Genuss der Platte Medication Time.

Vorbilder von Todd Sharpville sollen Musiker wie wie Freddie King, T Bone Walker, B.B.King, Buddy Guy, Hubert Sumlin und Lightnin' Hopkins sein, auch Eric Clapton wird als Einfluss genannt.

Wir schreiben den 8. Mai 2023, im Harmonie Club in Bonn erfolgte die Aufzeichnung dieses Konzerts für den WDR Rockpalast. Nach einer starken depressiven Phase – der Musiker war psychisch wohl schwer angeschlagen – entschloss er sich, wieder auf die Bühne zurück zu kehren, sicherlich auch ein Teil einer Verarbeitung, eine Art Therapie vielleicht für einen Musiker, und somit vielleicht auch Ausfluss des Vorgängeralbums.

Doch so, wie man seine Musik vielleicht kennt, startet er das Konzert nicht. Allein auf der Bühne, setzt er sich ans Piano und präsentiert eine bewegende Ballade von gut sieben Minuten Länge, "The Blue Standard", ja, das berührt die Seele doch sehr, wie er den Song stark emotional vorträgt. Und nachfolgend erklärt er uns dann ja auch, im Blues Rock-Umfeld, "God Loves A Loser", ein wenig auch an die Musik von Stevie Ray Vaughan erinnernd. Sein Gitarrenspiel erinnert mich ebenfalls hin und wieder an ihn.

Für diese Show, hier auf zwei CDs und einer DVD dokumentiert, präsentiert der Protagonist fünfzehn Songs aus den beiden Produktionen Porchlight und "Medication Time", sowie einige bisher unveröffentlichte Titel, die teilweise für das kommende nächste Studioalbum vorgesehen sind. Das auf dem letzten Studioalbum in einem neuen Gewand erschienene "Money For Nothing" finden wir, neben zwei weiteren Fremdkompositionen ("Walk Out In The Rain" von Bob Dylan und "Red Headed Woman" von Bruce Springsteen), nun auch in der Live-Version. Gefiel mir diese Version auf dem Studioalbum bereits recht gut – und besser als das Original – so reißt mich auch live diese shuffelnde Interpretation wieder mit. Nicht Sugar Ray Norcia spielt hier die Harp, sondern es hat sich der Band der Harper Will Wilde als Special Guest dazu gesellt.

Und natürlich sehr bewegend ist der autobiografisch geprägte Slow Blues "Medication Time", Todd erklärt es kurz: »is about a time of my life, eighteen years ago, when I had a big fucking breakdown«. Und erneut scheint er das ganze erlittene Leid in die zehn Minuten dieses Songs zu packen.

"Struggling", "Sole Survivor", diese Lieder scheinen ebenfalls eine Geschichte zu erzählen, und auch hier ist die Musik nicht in ein reines Blues Rock-Gewand gepackt. Denn sowohl Rock – beim letztgenannten Song auf recht sanfte Art – als auch Spuren von Rhythm & Blues und Country Rock ("Red Headed Woman") durchziehen den Sound. Und gerade das zeichnet den Künstler aus, diese Vielseitigkeit, und immer spürt man diese Authentizität, diese Ehrlichkeit im Vortrag, und ganz viel Leidenschaft, darunter viele melancholische Anflüge inklusive.

Wer das Ganze dann auch noch visuell nachvollziehen möchte, greift zur DVD und genießt das Konzert noch einmal auf diese Weise. Denn nun wird die soeben von mir erwähnte Leidenschaft und die Authentizität des Konzerts eindrucksvoll unterstrichen.


Line-up Todd Sharpville:

Todd Sharpville (guitar, lead vocals, electric piano)
Joe Mac (keyboards)
Matt Round (bass)
Steve Rushton (drums)
Will Wilde (harmonica)
Mim Grey, Gavin Skeggs (harmony vocals)

 

Tracklist "Live At Rockpalast":

CD 1:

  1. The Blue Standard
  2. God Loves A Loser
  3. Used
  4. Walk Out In The Rain
  5. Medication Time
  6. House Rules
  7. Money For Nothing

CD 2:

  1. StrugglingBlues
  2. Sole Survivor
  3. I Don’t Need To Know Your Name
  4. Lying To Me
  5. Love Knows No Bounds
  6. Red Headed Woman
  7. Won’t Say Goodbye
  8. If Love Is A Crime

DVD:

  1. The Blue Standard
  2. God Loves A Loser
  3. Used
  4. Walk Out In The Rain
  5. Medication Time
  6. House Rules
  7. Money For Nothing
  8. Struggling
  9. Sole Survivor
  10. I Don’t Need To Know Your Name
  11. Lying To Me
  12. Love Knows No Bounds
  13. Red Headed Woman
  14. Won’t Say Goodbye
  15. If Love Is A Crime

Gesamtspielzeit: 46:25 (CD 1), 44:07 (CD 2), 88:48 (DVD), Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>