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Gary Brooker / Live At Rockpalast 1983 – CD & DVD-Review

Gary Brooker - "Live At Rockpalast 1983" - CD + DVD-Review

Nachdem sich die Band Procol Harum im Jahr 1977 aufgelöst hatte, wandte sich deren Leader, Pianist, Sänger und Songwriter Gary Brooker mehr oder minder freiwillig einer Solokarriere zu, die 1979 erste Früchte mit dem Album "No More Fear Of Flying" abwarf. Eine Tour zum Album? Fehlanzeige. Das nächste Lebenszeichen des Engländers erschien dann 1982 mit dem Nachfolgewerk "Lead Me To The Water", dem zwar erneut keine Tour zur Promotion folgte, während der gute Gary aber immerhin wieder ein paar Konzerte mit unterschiedlichen Projekten, meist für sogenannte 'Classic Rock Events' folgen ließ. Leider ist nirgendwo festgehalten, wie es dann überhaupt zu dem Angebot kam, ein Konzert für den Rockpalast zu spielen. Jedenfalls nahm Brooker den Bassisten John Giblin sowie den Drummer Henry Spinetti aus seinem aktuellen Projekt, dazu den Gitarristen Tim Renwick sowie den Keyboarder Tim Cross mit nach Hamburg, um die Show zu spielen.

Und so nahm ein sehr cooles Konzert seinen Lauf, während dem nicht nur alle beteiligten Musiker trotz der extrem kurzen Probezeit überzeugten, sondern vor allem Gary Brooker erneut mit seiner bärenstarken, wenn an diesem Abend auch leicht angegriffenen, Soul-Stimme die Herzen der Fans höher schlagen ließ. Mit "Fat Cats" machte eine Nummer seines ersten Solowerks den Anfang, aus dem auch der später gespielte Single-Hit "Say It Ain’t So, Joe" stammt. In allererster Linie kamen jedoch die Songs der Platte "Lead Me To The Water" zum Einsatz, nämlich – die Single-B-Seite "Badlands" mitgezählt – ganze acht von zehn Stücken. Die Tracks von Brookers Alleingängen kommen zwar nicht an die besten Werke von Procol Harum heran, verfügen aber über genügend Qualität um überzeugen zu können. Dazu noch ein paar Covers sowie ein paar Procol-Stücke eingefügt und fertig ist das Programm.

Von den Solostücken kommen Nummern wie "Mineral Man", "Another Way", der "Self Sufficiency Blues" oder das bereits erwähnte "Say It Ain’t So, Joe" am besten, aber auch die anderen Stücke sind nicht von schlechten Eltern. Ein starkes Cover ist in Form von "A Shot Of Rhythm And Blues" am Start und bei den Zugaben kommt auch wieder "Poison Ivy", das Gary erstmals mit The Paramounts, der Vorgänger-Band von Procol Harum, aufgenommen hatte. Klasse. Auf Procol-Stücke hatte der Brite an diesem Abend entweder wenig Lust oder die Probe-Zeit für die ganz frisch zusammengestellte Band war einfach zu kurz. So kommt mitten im Set zwar der absolute Klassiker A Salty Dog zum Einsatz, aber das wars dann fast auch schon. Selbst das bei den Zugaben fiebrig erwartete "A Whiter Shade Of Pale" blieb aus. Brooker entschied sich stattdessen für "Homburg" als letzte Nummer, die er fast solo am Piano, fast ausschließlich vom Bass unterstützt, bringt. Schon klar, "Homburg" in Hamburg, wo das Konzert damals stattfand.

Aber Spaß beiseite, denn "Homburg" ist ebenfalls ein sehr starkes Stück und ein Klassiker. Und so war ein musikhistorischer Abend nach neunzig Minuten zu Ende. Musikhistorisch, da es tatsächlich das einzige Solokonzert in Gary Brookers Karriere war, in dem er die Songs seiner ersten beiden Soloalben vorstellte. Selbst die Band, die an diesem Abend auf der Bühne stand, spielte in dieser Besetzung nie wieder zusammen. Umso schöner, dass den Fans das Ganze nun in CD- sowie DVD-Form wieder zugänglich gemacht wurde. Gary Brooker veröffentlichte 1985 mit "Echoes In The Night" noch ein weiteres Soloalbum, bevor er Procol Harum reanimierte und diese bis zu seinem Tod im Jahr 2022 führte und unter anderem 2017 mit Novum ein sehr starkes letztes Album raus brachte.


Line-up Gary Brooker:

Gary Brooker (piano, lead vocals)
Tim Renwick (guitars, background vocals)
Tim Cross (synthesizers, background vocals)
John Giblin (bass, background vocals)
Henry Spinetti (drums)

Tracklist "Live At Rockpalast 1983" (CD + DVD):

  1. Fat Cats
  2. Mineral Man
  3. Home Loving
  4. Lead Me To The Water
  5. Say It Ain’t So, Joe
  6. A Shot Of Rhythm And Blues
  7. Another Way
  8. Self Sufficiency Blues
  9. The Cycle
  10. Badlands
  11. The Angler
  12. A Salty Dog
  13. Chasing The Chop
  14. Hang On, Rose
  15. (No More) Fear Of Flying
  16. Poison Ivy
  17. Switchboard Susan
  18. Homburg

Gesamtspielzeit: 79:55 (CD), 90:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2025 (1983)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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