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Birth Control / Open Up – CD-Review

Über fünfzig Jahre Birth Control.
Da reicht der Konzert-Rückblick des Kollegen Wilhelm Eric Berwanger fast schon an die Gründung der deutschen Rock-Institution Birth Control heran.

Aus dem Pressetext zu "Open Up":
»[…] Zum 50jährigen Jubiläum der Veröffentlichung des Erfolgsalbums Hoodoo Man bringen Birth Control 8 neue Studiotracks incl. einer Neubearbeitung des 1972 erschienen 'Überhits' Gamma Ray auf den Plattenteller. […]«
Bei RockTimes wurde vom Kollegen Ulli 2005 die Hoodoo Man-Wiederveröffentlichung besprochen.

Das Konzertteam Die Horgs hatten das Vergnügen, die Band 2019 bei einem Gig in Ingelheim zu erleben. Unter anderem kamen Andrea und Jens zu folgendem Fazit:
»[…] Birth Control sind immer noch lebendig, auch wenn das Line-up im Laufe der Zeit schon einige Wandel erfahren hat. In dieser Form können sie es gerne noch etwas bleiben… […]«
Seit einer gefühlten Ewigkeit ranken sich viele Geschichten und Geschichtchen um die Combo.
Zu den weniger erfreulichen Momenten zählt das unerwartete Ableben »[…] des Masterminds Bernd 'Nossi' Noske 2014. […]«
Außerdem verstarb Anfang April 2018 der Keyboarder Wolfgang 'Wölle' Neuser.
Die Band musste viel mitmachen, hatte allerdings auch eine Vielzahl von erfreulichen Aspekten.
Dazu zählt unter anderem nach Here And Now vielleicht auch "Open Up" aus dem Jahr 2022.

Manni von Bohr treibt die Songs nach vorne, kompetent ist Sascha Kühn auf den weißen und schwarzen Tasten unterwegs, Hannes Vesper sorgt für das entsprechende Bass-Fundament und Martin Ettrich (auch The Almost Three) bringt seine Fretboard-Künste gewinnbringend ein.
2022 tummelt sich das Quintett im Rock, Hard Rock, Funk sowie ein wenig Blues.

Runderneuert fällt die Combo mit "Gamma Ray 2.0" quasi mit der Tür ins Haus.
Wo soll man eine Vergleichslinie ziehen? Da bietet sich wohl das Original an. Die Neufassung beinhaltet eine ganze Portion Funk und in den viereinhalb Minuten schwingt das Pendel zwischen der Tradition des Tracks und Parforceritten von Sascha Kühn sowie Martin Ettrich. Ja, der Funk dient hier als Ladestation für das wohlbekannte Birth Control-Stück aus vergangenen Tagen.
Funk ist auch das Stichwort für weitere Lieder. So dockt sich der Hard Rock von "Wrestling Mama" am Funk an und bekanntlich hat Peter Föller die passende Rock-Röhre dazu. Ein Intermezzo mit scharfkantigem Solo-Sechssaiter sowie einem fantasievollen Keyboard-Solo sind die Highlights dieser Nummer.

Eine Mischung mit Funk ist auch "Plans Get Lost". Abermals driftet Birth Control in ruhigeres Terrain. Ausnahmen bestätigen die Regel. Man kann den Songtitel "Plans Get Lost" aber fast schon symbolisch hernehmen, um sich die Frage zu stellen, welchen Weg Birth Control hier eingeschlagen hat? Rock? Ja. Funk? Ja. Allerdings hat sich, jetzt zum Ende der vorliegenden Platte, bei diesem Lied der Reiz der musikalischen Mixtur etwas verabschiedet. Das Stück ist okay. Nicht mehr und nicht weniger.
Phasenweise verfeinert Martin Ettrich seinen Gitarren-Klang durch den Einsatz einer Talkbox.

Kann Birth Control neben dem Rock auch Balladeskes?
In dieser Kategorie sticht "Open Sesame" hervor. Bei fast zehn Minuten Spielzeit ist hier der Anteil der ruhigeren Momente spürbar. Alleine schon faszinierend ist der Beginn, bei dem man einen anders singenden Frontmann erleben darf. Großformatig geht es dann flotter, zupackender zur Sache. Wah Wah-Pedal sowie Talkbox sind die zusätzlichen Einsatzbereiche eines Martin Ettrich. Wir lassen diese lange Nummer auf uns wirken und sortieren diesen Track bei den Highlights ein.
Verträumt verzückt uns die Formation zum Anfang von "Wannabe". Manni von Bohr ist perkussiv unterwegs und diese Nummer bietet mit ihren Dynamik-Anstiegen das gewisse Extra.

"Open Up" bietet eine klasse Grundlage, um sich nach einem Konzert der Institution umzuschauen.
Gelegenheiten gibt es reichlich.
"Open Up", als CD und LP erhältlich, ist ein Synonym für begeisternde Dynamik.
Die Birth Control-Sonne steckt immer noch voller Energie.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Birth Control:

Peter Föller (vocals)
Martin Ettrich (guitars)
Sascha Kühn (keyboards)
Hannes Vesper (bass)
Manni von Bohr (drums)

Tracklist "Open Up":

  1. Gamma Ray 2.0 (4:31)
  2. The Last Word (8:10)
  3. Wrestling Mama (4:48)
  4. Open Sesame (9:44)
  5. I Don’t Mind (6:35)
  6. Wannebe (7:16)
  7. Plans Get Lost (7:01)
  8. These Are The Days (5:10)

Gesamtspielzeit: 53:03, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Ludger Rothe

    Wer wäre denn schon – nach Jahrzehnten der hardrockigen Wolllust – wirklich scharf auf sich ihrer Musik wiederholende Altmusiker… Und, wie sollte man denn tatsächlich den Flair von Hodoo Man und ebenso den Flair der Siebziger Jahre wiederholen…können? Unmöglich. Also, ist Open Up keine Wiederholung von irgendwas. Es ist nach längerer Zeit mal wieder ein Album unter vielen Neuveröffentlichungen, das man wie von früher her…gewohnt, einfach immer wieder laufen lässt, lange laufen lässt. Aber genau so, war es ja auch in den Siebzigern. LP gekauft….und laufen lassen, wieder und wieder. Viele davon noch bis heute… Trotz des Heimgangs von Bernd Nossi Noske, 2014, legt die Band hier wieder ein tolles Album vor. Gar nicht mehr so einfach, im Jahre 2022. Hier hat sich nichts abgenutzt, klingt komisch oder überflüssig. Es ist harmonisch in sich geschlossen und überzeugt im Ganzen. Birthcontrol haben auch 2022 die volle Daseinsberechtigung. Und mehr noch, die Konzerte sind einfach top, nach wie vor. Beim Solo von Manfred von Boht, live, bleibt einem einfach die Spucke weg und der Spätgeborene oder die Spätgeborene wundert sich einfach, wiemman sowas überhaupt so spielen kann. Manfred von Bohr kann es. Wer weiß, wie lange unsere Konzertparty noch andauern wird, in unseren unberechenbaren Zeiten…also, hingehen! Es lohnt sich ganz sicher. Open Up mach starken Bock auf noch mehr. Viele Grüße, Ludger

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