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Convertible / Holst Gate II – CD-Review

Convertible / Holst Gate II

Oldschool Alter-Ego ohne Haken und Ösen

Da sitzt er nun … im Garagenschuppen hinter seinem Elternhaus … der fiktive Norweger Colin Holst, und werkelt zwei Jahre nach seiner Alter-Ego-Geburt am Nachfolger. Die Zeit ist nicht stehen geblieben, die Horizonte haben sich leider quasi an allen Fronten rasant verdüstert, so dass Holst in seinem Homestudio wenig Fröhlichkeit verströmende Klänge fabriziert, im Unterschied zu seiner Geburtsstunde allerdings etwas opulenter orchestriert.

Diese Betriebsamkeit mündet schlussendlich in "Holst Gate II", einem ganz realen Album mit bewusster Retro-Anmutung, wo keine Hit-Singles aneinandergereiht werden, sondern wo das ganze Album bitteschön im Fluss und ohne Skip-Taste gehört wird, einschließlich genaueren Studiums des Cover-Artworks, welches sicher nicht zufällig auch eine prähistorische Schreibmaschine preisgibt, und der Texte. Dem Rezensenten liegt eine CD im Digipack inklusive Booklet mit allen Texten vor.

Das entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, postulierte doch Mastermind  Hans Platzgumer mit seinem 1987er Debüt den "Tod der CD!" und kündigte vor nicht allzu langer Zeit an, zukünftig nur noch Downloads anbieten zu wollen. Immerhin gibt es sein aktuelles Projekt-Werk, an welchem auch wiederholt sein Langzeit-Partner Chris Laine mitwirkt, ebenfalls als 180g-Vinyl, einschließlich einer auf 100 Stück limitierten Auflage mit inkludierter Zusatz-12″-Maxi.

Ganz schön oldschool für einen ehemaligen Alternative-Rocker (H.P. Zinker), Punk-Rocker (u. a. Goldene Zitronen), Electronic-Bastler, Produzenten von beispielsweise Tocotronic und gefeierten Autoren von Grenzerfahrungsromanen.

Zudem lässt der Österreicher auch in der Fortsetzung seines Alter-Egos 'Holst' musikalisch mehr als einmal mild psychedelische Beatles durchscheinen, zuvorderst im Fahrwasser eines John Lennon. Ganz zum Schluss gibt es gar noch eine Modifikation von "Shangri-La" vom 1969er Kinks-Album "Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire)". Da ist es vielleicht kein Zufall, dass Platzgumer Jahrgang 1969 ist und "Arthur" wie "Holst Gate II" ein Konzeptalbum.

Allerdings krankt das diesmal als Quintett eingespielte Werk aus Sicht des Rezensenten am Fehlen memorabler Ereignisse, die aus den heimischen Oldschool-Boxen tröpfeln. Das ist ja alles sehr nett, gefällig, die Tasten sind prominenter als die Saiten vertreten, ab und zu gibt es Farbtupfer durch Gebläse, niemandem wird wehgetan … aber wo sind die Haken und Ösen, Aufreger, unwiderstehlichen Melodien oder kleinen Momente für die Ewigkeit?

Fazit:
Colin Holst hat im norwegischen Spätherbst den Blues, verpackt diesen aber eher in ein etwas düsteres Pop Rock-Gewand, welches trotz aufgemotztem Personal in seiner Ereignisarmut etwas spröde daherkommt und an erkennbare Vorbilder nicht annähernd heranreicht.


Line-up Convertible:

Colin Holst (vocals, keyboards, acoustic guitars, strings, electronica)
Chris Laine as Nils Holst (bass, vocals and other things)
Mathias Hämmerle as Mattis Holst (electric guitars, vocals)
Michael Schneider as Micky Holst (drums)
Andreas Huemer as  Larson Holst (brass)
Hannah MacKenna (lyrics)

Tracklist "Holst Gate II"

  1. Spinning (4:42)
  2. (Thought We’d Have) Forever (4:29)
  3. Broken Dials (4:11)
  4. Not A Cloud (3:17)
  5. The Colin Holst Song (5:36)
  6. Everything And Everything (3:20)
  7. Never Know (6:47)
  8. Shadow Scene Revisited (3:09)
  9. Kongsberg (3:56)
  10. Shangri-La (4:50)

Gesamtspielzeit: 44:16, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Olaf 'Olli' Oetken

Beiträge im Archiv
Hauptgenres (Hard Rock, Southern Rock, Country Rock, AOR, Progressive Rock)

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