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Grobschnitt / Rockpommel’s Land – DLP-Review

Grobschnitt - "Rockpommel's Land" - LP-Review

Es war ein verdammt guter Tag, als Ernie im Jahr 1977 auf seine Reise ging. Zumindest für die Hagener Band Grobschnitt sowie deren Fans. Denn was sich angefangen mit dem gleichnamigen Debüt, dem Nachfolger Ballermann wie auch der sowohl englischen als auch deutschen Version von Jumbo bereits immer weiter angedeutet hatte, fand mit dem (eigentlich) vierten Album der Westfalen, Rockpommel’s Land, seinen musikalischen Höhepunkt. Bereits früh im Jahr 1976 begann die Band an einem Konzeptalbum zu arbeiten, das schließlich aus drei langen und einem kürzeren Song bestand. Die Grundidee stammte wohl von Keyboarder Mist, Gitarrist Lupo erfüllte sich mit dieser Scheibe und seinen Gitarrenlinien und -licks einen eigenen Traum, während Wildschwein für die Gesangsmelodien und Eroc für die Texte verantwortlich waren. Nach zehn Monaten harter Arbeit hinsichtlich des Komponierens, des Textens sowie des Arrangierens und endlosen Probens war der Grundstein dann gelegt.

Und da auch die Musiker gerne auf Vertrautes und Bewährtes bauten, ging es im November 1976 wieder in Conny Planks Studio in Wolperath, um sich an die Aufnahmen zu machen. War Grobschnitt davor eigentlich immer recht schnell, so nahm sich die Band dieses Mal etwa vier Monate Zeit, bis alles ganz genau so passte, wie sie es sich vorgestellt hatte. Und bei "Rockpommel’s Land" passt dann auch wirklich alles. Bereits das knapp elfminütige "Ernie’s Reise" schafft eine sowohl sound- als auch songmäßig wunderschön entspannte Atmosphäre mit fantasievollen Bildern sowie einer schönen Geschichte. Der Klang scheint etwas weicher gezeichnet als auf den Vorgänger-Alben, die Monster-Kompositionen sind in sich stimmig, abwechslungsreich und obendrein unwahrscheinlich vielseitig. Irgendwie ist das weder Kraut- noch Progressive Rock, sondern eher… Grobschnitt-Musik aus ihrer wohl kreativen Hochphase.

Jeder einzelne der Musiker steht mal im Spotlight, während der rote Faden der Geschichte und auch musikalischen Ausrichtung nie auch nur für eine Sekunde aus den Augen verloren wurde. Zur Untermalung der erzählten Geschichte (die ich jetzt hier nicht noch einmal wiedergeben möchte) werden hier und da immer wieder mal Alltags-Geräusche eingeblendet, die den Fluss der Musik aber weder stören, noch beeinflussen. Großes Kino und ganz sicher ein Meilenstein der deutschen Rockmusik!
Auf dem zweiten Vinyl dürfen wir die vier Tracks dann noch einmal in einer Live-Fassung, aufgenommen am 13. und 14. April 1977 im Winterhuder Fährhaus in Hamburg, miterleben. Was in der Studioversion schon bärenstark war, wird live auf der Bühne auf ganz natürliche Weise selbstverständlich noch mit einem zusätzlich großen Batzen an Lebendigkeit gefüllt. Was kann befreiender sein, als die fast einjährige Arbeit, den dazugehörigen Schweiß, die Tränen und die Freude dann endlich auch auf der Bühne vor den Fans voll ausleben zu können? Und das Schönste daran ist, dass hier nahezu kein falscher Ton herauszuhören ist. Diese Jungs hatten es echt drauf und die Live-Versionen sind eine ganz starke Ergänzung zu einem sowieso schon außergewöhnlich guten Album.

Ich hatte es bereits weiter oben einmal erwähnt: Bei dieser Neuauflage von "Rockpommel’s Land" stimmt alles. Von dem wunderbar klingenden 180g-Vinyl über die Songs, die Arrangements, der Einspielung bis hin zu dem wunderschönen Cover, das man schlicht und einfach gerne in den Händen hält, während man sich beim Anschauen in seiner eigenen Gedankenwelt verliert. Als Bonus zu dem (einmal schwarzen und einmal weißen) Vinyl gibt es noch –  ebenfalls in LP-Größe gehaltene und aufklappbare – Inlays mit vielen Fotos, alten Zeitungsausschnitten und weiteren interessanten Infos zur Entstehung der Platte. Noch was? Na klar, ein Download Code ist selbstverstänlich auch noch dabei. Da konnte und kann man nur noch gespannt sein, was als nächstes aus dem Hause Grobschnitt kommen würde bzw. wird.


Line-up Grobschnitt:

Eroc (drums, percussion, electronic effects, lyrics, odd devicy brainwaves)
Lupo (lead guitars, acoustic guitars, duck-bum-like background vocals, 70/50 tour deals)
Mist (keyboards, basic cover paintings, theme and conception of the story)
Popo/Hunter (bass, ardent advocate of the vegetable and other kingdoms)
Wildschwein (lead vocals, acoustic & electric guitars, beer annihilation)

Tracklist "Rockpommel’s Land":

Side 1:

  1. Ernie’s Reise [10:59]
  2. Severity Town [10:05]

Side 2:

  1. Anywhere [4:12]
  2. Rockpommel’s Land [19:53]

Side 3:

  1. Ernie’s Reise (live) [10:36]
  2. Severity Town (live) [10:03]
  3. Anywhere (live) [3:04]

Side 4:

  1. Rockpommel’s Land (live) [20:54]

Gesamtspielzeit: 21:06 (Side 1), 24:07 (Side 2), 23:47 (Side 3), 20:54 (Side 4), Erscheinungsjahr: 2017 (1977)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

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