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New Nektar / Megalomania – CD-Review

Sireena und RockTimes verlosen dreimal "Megalomania" von New Nektar

Ein kleiner Rückblick, der jedoch nicht weiter schweifen soll, als zur bereits (streng genommen) vierten Phase der bereits 1969 gegründeten Band Nektar, die im neuen Jahrtausend begann: Die Freude bei den Fans war groß, als sich mit dem Gitarristen und Sänger Roye Albrighton und dem Keyboarder Allan 'Taff' Freeman (unter Hinzunahme des Schlagzeugers Ray Hardwick) immerhin zwei der Gründungsmitglieder wieder zusammenfanden, um einen neuen Anlauf zu versuchen. Nachdem 2001 The Prodigal Son erschienen war, kehrte zwei Jahre später sogar der Original-Drummer Ron Howden wieder zurück. Davor lieferte auch der Original-Bassist Derek 'Mo' Moore ein kurzes Gastspiel ab, ein Versuch, der allerdings nach nicht allzu langer Zeit wieder abgebrochen wurde, sodass das ursprüngliche Quartett leider nicht mehr zusammen kam.

Mit "Evolution" (2004) sowie Book Of Days (2008) folgten zwei weitere von der Presse und den Fans abgefeierte Scheiben, bis das Cover-Album A Spoonful Of Time auf gemischte Reaktionen stieß und selbst von unserem Nektar-Liebhaber Jürgen ein vernichtendes »…überflüssig wie ein Kropf!« verpasst bekam. Mit Time Machine (2013) konnte das Quartett, das zu diesem Zeitpunkt aus Albrighton, Howden, dem Bassisten Billy Sherwood und dem deutschen Keyboarder und Sänger Klaus Henatsch (Ex-Jane, Ex-Jutta Weinhold u. v. m.) bestand, jedoch wieder einiges an Boden gut machen. Im Jahr 2016 machte der Tod von Roye Albrighton der Band dann zunächst den Garaus.

Gegenwart: Die Band Nektar existiert nach wie vor, selbst wenn sie in New Nektar umbenannt wurde. Klaus Henatsch hat die musikalische Leitung (sieben der acht Tracks auf der neuen Scheibe wurden von ihm alleine oder co-komponiert, außerdem die Platte co-produziert) übernommen, der Bassist Tom Fry ist immerhin seit 2014 in der Band und mit Che Albrighton sitzt der Sohnemann des ehemaligen Bandleaders hinter der Schießbude. An der Gitarre, am Gesang und somit Bühnen-Mittelpunkt ist nun Alex Hoffmeister (Ex-Fragile, Ex-Die Panzerknacker). Vor wenigen Wochen ist nun also "Megalomania" erschienen, das mit eigenkomponiertem Material überzeugen will und – soviel darf ich vorausschicken – auch kann. Dabei spaltet sich die Scheibe für mich in drei Teile, nämlich zunächst die beiden ersten, sehr proggigen, Tracks, dann den ebenfalls sehr guten und musikalisch etwas 'leichteren', unbeschwerlicheren Mittelteil und schließlich sind da noch die beiden letzten Tracks, die das davor gesetzte Qualitätslevel nicht mehr ganz halten können. Aber der Reihe nach:

Mit einem kraftvollen Orgelsound und getragenen Gitarren-Akkorden startet "Bad Angel" diese Platte, während es nach etwa einer Minute mit verträumten Sounds weiter geht. Weitere Tempovariationen lassen jedoch nicht lange auf sich warten und Alex Hoffmeister setzt erste Duftmarken mit der Gitarre. Sehr interessant auch der Wechselgesang von Hoffmeister und Henatsch, die sich die Lead Vocals bei dieser Nummer teilen. Bereits bei diesem ersten Stück lassen sowohl die gute Komposition als auch die Qualität der Musiker aufhorchen. Musikalisch nicht weniger komplex (ohne sich dabei in Frickeleien auf den Instrumenten zu verstricken) geht es auch mit dem achtminütigen Titelsong weiter, eröffnet mit einem schön 'warm' klingenden Bass. Die Geschwindigkeit wird hier etwas angezogen, was den rockigeren Charakter natürlich fördert. Sehr stark.

Nach den ersten beiden epischen Tracks biegt die Platte anschließend mit "Intermezzo I" in den etwas straighteren Mittelteil ein. Getragen von einer akustischen Gitarre und den dezent dahinter agierenden Instrumenten kommt hier auch der Gesang (müsste Klaus Henatsch sein) richtig stark zur Geltung. "Selling The World", "Smiling Face" sowie "Where Do We Go To" sind sehr melodisch ausgefallen, jedoch dabei nie zu süßlich, wofür alleine schon die sehr kritischen Texte sorgen. Sehr starke Titel, von denen die beiden Letztgenannten zu meinen persönlichen Favoriten auf "Megalomania" zählen. Für "Intermezzo II" wurde (zumindest gefühlt) mit einem Drum Computer gearbeitet, was kleine Abzüge in der B-Note zur Folge hat. Und bei dem abschließenden "Enough Is Enough" ist noch einmal der verstorbene Roye Albrighton als Co-Komponist genannt. Ein Stück mit einer ganz sicher wichtigen Aussage, wenn auch musikalisch nicht mehr ganz so stark wie seine Vorgänger.

In den Texten geht die Band sehr kritisch mit dem Zustand unserer Erde, Politikern, den nie enden wollenden Kriegen und auch der Gleichgültigkeit vieler Menschen diesbezüglich ins Gericht. Immer dann, wenn gute Lyrics die sowieso schon sehr starke Musik unterstützen, hat man es mit einem erstklassigen Album zu tun. Und genau das ist "Megalomania". Vergleiche mit früheren Alben und Besetzungen möchte ich mir hier ersparen, Fakt ist jedoch dass die Band mit Alex Hoffmeister einen sehr guten Griff getan hat und diese neue Scheibe soundmäßig in unmittelbarer Nähe zu "Time Machine" befindet, wenn dieses Mal auch (vermutlich bewusst) auf Experimente verzichtet wurde.

Alle Daumen nach oben also in Richtung New Nektar und Gratulation zu einem starken Album.


Line-up New Nektar:

Alex Hoffmeister (guitars, lead & background vocals)
Klaus Henatsch (keyboards, lead & background vocals)
Tom Fry (bass, background vocals)
Che Albrighton (drums & percussion)

With:
Helen Landzettel (violin & background vocals – #5)
Sandra Kawka (background vocals – #5)
Bärbel Craven (background vocals – #2,4,6-8)

Tracklist "Megalomania":

  1. Bad Angel (9:03)
  2. Megalomania (8:01)
  3. Intermezzo I (2:46)
  4. Selling The World (5:44)
  5. Where Do We Go To (5:43)
  6. Smiling Face (4:45)
  7. Intermezzo II (2:42)
  8. Enough Is Enough (6:42)

Gesamtspielzeit: 45:34, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Theo Theissen

    ich bin sehr enttäuscht von der neuen Nektar-Produktion. Nach fast 50 Jahren, in denen ich die Band nun als Fan begleite und deren Musik sehr zu schätzen gelernt habe, hat mich die Belanglosigkeit der Songs irritiert. Wenige Ideen, kaum Sound-Variationen, sehr wenig Spannung – alles in allem relativ flach, finde ich. Ich hoffe nicht, dass meine Liebe zu Nektar künftig stirbt – ob es soweit kommt, wird das nächste Album zeigen…

    1. Markus

      Hi Theo,

      klar stand für dieses Album der Songwriter Roye Albrighton nicht mehr zur Verfügung, weshalb man das Album auch nicht unbedingt direkt mit den vorherigen Nektar-Alben vergleichen sollte/kann. Losgelöst von diesen Vergleichen finde ich die Scheibe aber keinesfalls belanglos und auch die Spannung ist (speziell bei den beiden ersten Tracks) fehlt nicht. Gegen Ende lässt das Ganze zwar zugegebenermaßen etwas nach, aber die Platte hat durchaus auch Höhepunkte zu bieten.
      Logischerweise liegt die Wahrheit eines jeden Fans natürlich immer in seinen eigenen Ohren bzw. seinem Empfinden, weshalb wir über Meinungen unserer Leser (in diesem Fall über deine) auch immer froh und dankbar sind. Wir sind auf weitere Beträge gespannt.

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